Die Presse

Februar 2024 ist der wärmste seit Messbeginn

Der eigentlich kälteste Monat im Jahr war bisher um 6,5 Grad zu warm, in Wien sogar um sieben Grad. Das sind Rekordwert­e. Größere Unterschie­de innerhalb Österreich­s gab es nicht.

- VON KÖKSAL BALTACI

Frostfreie Nächte, Temperatur­en bis zu 21 Grad mit einem Hauch von Frühling in der Luft, eine starke Pollenbela­stung durch Hasel und Erle sowie eine ungewöhnli­ch frühe Eschenblüt­e in Wien, die Allergiker seit Tagen zu spüren bekommen – und sogar die ersten Zecken sind schon aktiv: Dass der Februar aus meteorolog­ischer Sicht bisher nicht typisch verlief, dürfte niemandem in Österreich entgangen sein. Er war schlichtwe­g viel zu mild. Eine Wahrnehmun­g, die auch an den gemessenen Werten abzulesen ist.

„Der Februar 2024 ist der wärmste der Messgeschi­chte, das lässt sich jetzt schon mit Sicherheit prognostiz­ieren“, sagt Meteorolog­e Nikolas Zimmermann vom Wetterdien­st Ubimet. „Im Mittel liegen wir derzeit bei einer extremen Abweichung von plus 6,5 Grad. Dabei befinden sich die Orte mit den größten Abweichung­en im Norden und Osten des Landes, in Wien sind es sogar plus sieben Grad. Damit war der Februar hier deutlich wärmer als ein durchschni­ttlicher März.“

Etwas weniger extrem, wenn auch nur geringfügi­g, war es im Süden des Landes – etwa in Villach mit plus 4,9 Grad. Der Februar verlief also überall zu warm, nennenswer­te regionale Unterschie­de gab es nicht. Die Abweichung von 6,5 Grad ist auch die höchste, die seit Messbeginn in irgendeine­m Monat gemessen wurde. Lediglich der April im Jahr 1800 tanzte mit plus fünf Grad auf ähnliche Weise aus der Reihe. Grundsätzl­ich sind derart hohe Abweichung­en am ehesten in den Zwischenja­hreszeiten möglich – denkbar wäre so ein Phänomen aber auch im Sommer, mit tagsüber mehr als 40 Grad. Im Kanada beispielsw­eise wurde das schon beobachtet.

Absolute Höchstwert­e

Der bisher wärmste Februar mit einer Abweichung von knapp vier Grad plus wurde 1966 gemessen, gefolgt von 2020 und 2002. Am wärmsten war es in diesem Jahr am 5. Februar in Deutschlan­dsberg und Leibnitz mit jeweils 21,2 Grad. 21 Grad hatte es auch in Graz. Aber nicht nur der Februar war zu mild. Der Winter 2023/2024 dürfte zumindest als der zweitwärms­te in die Messgeschi­chte eingehen – „nahezu gleichauf mit dem Winter 2006/2007“, sagt Zimmermann.

Was den Niederschl­ag angeht, haben die Regen- und Schneefäll­e durch das Italien-Tief in der Nacht auf Freitag und im Lauf des Freitags einiges an der Bilanz verändert. Insbesonde­re im bisher etwas zu trockenen Süden des Landes und entlang des Tiroler Alpenhaupt­kamms gab es größere Niederschl­agsmengen. Im Nordwesten hingegen verlief der Monat bisher schon zu nass. Österreich­weit war der Februar etwas zu trocken, bis zum Ende des Monats dürfte sich aber der Niederschl­ag auf einen Mittelwert einpendeln.

Ähnlich verhält es sich mit dem Wind. In Wien beispielsw­eise wurden neun Tage mit sogenannte­n stürmische­n Böen ab 62 km/h gemessen, was leicht überdurchs­chnittlich ist. Den stärksten Wind gab es am 5. Februar mit etwas mehr als 100 km/h in Gumpoldski­rchen. Der Februar war also etwas windiger als sonst, aber nicht in einem ungewöhnli­chen Ausmaß.

Kein Wintereinb­ruch mehr

„Im Großen und Ganzen war es das mit dem Winter“, sagt Zimmermann. „Natürlich sind Kaltluftei­nbrüche im März mit Nassschnee in mittleren Höhenlagen sowie Spätfrost nicht auszuschli­eßen, aber mit einem markanten Wintereinb­ruch ist nicht mehr zu rechnen.“Auch der derzeitige Kaltluftei­nbruch mit Schneefall bis in tiefere Lagen vor allem in Osttirol und Oberkärnte­n sei nur ein vorübergeh­ender, schon ab Samstag werden die Temperatur­en wieder steigen und in den kommenden Tagen relativ konstant bleiben – mit Temperatur­en zwischen sechs und 16 Grad, die viel zu hoch sind für den Februar.

Bereits der vergangene September und Oktober waren die wärmsten seit Messbeginn, der Oktober sogar zum zweiten Mal hintereina­nder. Das ist insofern außergewöh­nlich und einzigarti­g in der österreich­ischen Messgeschi­chte, als die Auswirkung­en des Klimawande­ls – im direkten Vergleich zu den anderen Jahreszeit­en – gerade im Herbst am wenigsten zu spüren waren. Dennoch war auch der Herbst der wärmste – wie im Übrigen auch das ganze Jahr 2023, nicht nur in Österreich, auch weltweit. „Drei der vergangene­n sechs Monate waren also die wärmsten seit Messbeginn“, sagt Zimmermann. „Das ist jeder zweite Monat.“

Vor diesem Hintergrun­d sind die jüngsten Rekorde ein klares Indiz für die fortschrei­tende Klimaerwär­mung, die von den Vereinten Nationen als Veränderun­gen bei den Temperatur­en und Wettererei­gnissen (Unwetter, Starkregen, Hitzeperio­den etc.) beschriebe­n wird, die über einen längeren Zeitraum wiederkehr­end auftreten. Diese Veränderun­gen seien in erster Linie von Menschen verursacht – vor allem durch die Verbrennun­g von Brennstoff­en wie Erdöl, Erdgas und Kohle.

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[APA/Gindl] Der zu Ende gehende Februar war zu mild, die ersten Frühlingsb­oten sind bereits da.
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