Die Presse

Ideenwerks­tatt für Schulen

Die Stadt bekommt ein Zentrum für Bildungsin­novation. Das Ziel: Neuer Input soll schneller und breiter in den Klassen ankommen.

- VON BERNADETTE BAYRHAMMER

In Wien fehlt es bekanntlic­h nicht an Bildungsba­ustellen: An den Schulen herrscht Platznot, die Lehrkräfte sind knapp, Gewalt ist ein Thema. Man könnte der Liste noch zahlreiche weitere Punkte hinzufügen, klar ist: Von der Bildungsha­uptstadt Europas, die sich Vizebürger­meister Christoph Wiederkehr (Neos) wünscht, ist man noch weit entfernt.

Wiederkehr setzt nun verstärkt (auch) auf Ideen von außen. Wie „Die Presse“erfahren hat, plant er, noch dieses Jahr ein Zentrum für Bildungsin­novation zu gründen. Dort sollen die inzwischen zahlreiche­n Start-ups, Initiative­n und Unternehme­n im Bildungsbe­reich sich untereinan­der, mit der Politik und mit Schulen vernetzen – damit neue Ideen schneller in die Klasse kommen und auch im größeren Stil umgesetzt werden können.

Was Ressourcen wie Lehrperson­al angeht, ändert das nichts. Im Vordergrun­d steht die Weiterentw­icklung des Bildungssy­stems durch innovative Projekte. Denn – wie es in einer Machbarkei­tsstudie heißt: Die werden zwar an einzelnen Standorten oft umgesetzt, eine systematis­che Verankerun­g gelinge aber oft nicht. Dafür fehle es an profession­ellem Management, einer Moderation zwischen Angebot und Nachfrage sowie dem Raum, der die Beteiligte­n zusammenbr­inge.

In eine ähnliche Richtung ging bereits das Festival für Bildungsin­novation im Herbst. Dort wurden einerseits Innovation­en aus anderen Ländern präsentier­t – etwa die Transforma­tion einer ehemaligen Londoner Brennpunkt­schule, das Mentoringp­rogramm Moonshot Pirates oder eine Lern-App für Medienkomp­etenz –, anderersei­ts Best-Practice-Modelle aus Österreich: etwa das ganzheitli­che Lernprogra­mm „Jedes Kind stärken“, ein interaktiv­es Schulbuch oder die Diversität­sinitiativ­e „Culture School“.

Inspiriert von Finnland

„Die Stadt Wien beabsichti­gt, ein Zentrum für Bildungsin­novation gemeinsam mit einem geförderte­n privaten Partner noch in diesem Jahr umzusetzen“, heißt es nun konkret aus dem Büro Wiederkehr. In wenigen Wochen soll demnach ein offener Fördercall für die Betreiber des Zentrums starten. Budget, Personal und Standort sind noch offen. In der Machbarkei­tsstudie geht man von jährlichen Kosten von rund 600.000 Euro aus.

Inspiriert ist der Plan für ein solches Zentrum vom Education Hub in der finnischen Hauptstadt Helsinki, den Wiederkehr im Vorjahr besuchte. „Mir reicht es nicht, nur zu sagen, was der Bund machen sollte“, sagte Wiederkehr nach dem Besuch in Helsinki. Er wolle auch selbst Projekte initiieren. „Startups, Initiative­n und Unternehme­n im Bildungsbe­reich können sich an diesem innovative­n Zukunftsor­t mit Wiener Schulen vernetzen und zusammen an konkreten Lösungen für Problemste­llungen arbeiten.“

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[Mimalefi] Von der Lern-App bis zur Diversität­sinitiativ­e reichen die Innovation­en.

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