Sporthandel: Die Lager voller Räder
Nach schwierigen Zeiten gibt es im Sporthandel die große Hoffnung einer Marktstabilisierung. Kunden können sich über Preisreduzierungen bei Fahrrädern freuen.
Der Sporthandel war mit stetig wachsenden Zahlen über Jahrzehnte eine erfolgsverwöhnte Branche. Auf das beginnende Jahr blicken Branchenvertreter aber mit Vorsicht. 2023 war geprägt von Inflation und Stagnation, und auch die Jahre davor rüttelten bereits an den Grundfesten der Branche. Die Hoffnungen auf Stabilisierung des Markts sind groß.
Nach dem Corona-Boom, den viele nutzten, um ihr Eigenheim auch mit den passenden Sportgeräten auszustatten oder überhaupt mehr auf Bewegung und Gesundheit zu achten, folgte ein massiver Geschäftsrückgang sowohl bei Geräten als auch bei Kleidung und Zubehör. Kurz darauf kam es zu Lieferkettenengpässen, gestiegenen Personal-, Energie-, Miet- und Logistikkosten und nicht zuletzt einer allgemeinen Konsumkrise aufgrund der hohen Inflation. Skiurlaub? Ja, aber nur, falls es wirklich Schnee gibt. Neue Skier? Nein, ausborgen geht genauso. Neues Fahrrad? Wie oft fahre ich eigentlich wirklich?
Konsumverhalten änderte sich
„Ein Umdenken im Konsumverhalten war in allen Handelssparten spürbar“, sagt Gerald Kühberger vom Handelsverband. Er rechnet vor, dass es 2023 zu einem Gesamtrückgang der Umsätze im Handel von 3,4 Prozent kam. Auch die Wetterverhältnisse wirken sich auf das Kundenverhalten aus. Werden im Herbst normalerweise die Winterjacken und neuen Skimodelle in die Regale geschlichtet „haben wir im Vorjahr bis in den Oktober hinein Bademode verkauft“, sagt Harald Gutschi, Chef der Otto Group Österreich. „Das Frühjahr 2023 war wiederum so kalt, dass keiner an ein neues Fahrrad dachte.“
Verändert hat sich nicht nur das Kundenverhalten, sondern auch die Geschäftsmodelle. Manche Händler wie XXL-Sports haben Österreich verlassen, einige gingen in Konkurs, manche schafften die Neuausrichtung wie Sport 2000 von einer Händlergenossenschaft hin zu einer GmbH, nun als Teil der deutschen ANWR Group. Nur wenige konnten die zwei Krisenjahre mit kleineren internen Adaptionen überstehen. Der größte Sporthändler Österreichs, Intersport, feiert heuer sein 60-Jahr-Jubiläum und hat das nach eigenen Angaben geschafft. Die Zeichen stünden aber nicht gerade auf Expansion, denn „wir haben eher zu viele Flächen“, sagt Intersport-Chef Harald Tscherne. Intersport wolle seine 280 Standorte halten. Ziel sei, als „Fachhändler vor allem in den Bereichen Service, Reparatur, Verleih und Beratung zu punkten“. Eine Strategie, die sich bewährt habe, wenn es um den großen Mitbewerber Onlinehandel geht. Laut einer
Befragung des Handelsverbands erwarten rund 44 Prozent der 200 Umfrageteilnehmer 2024 ein Verlustgeschäft und 22 Prozent rechnen mit einem Personalabbau.
Ein weiterer Unsicherheitsfaktor betrifft die zukünftige Preisentwicklung, denn 45 Prozent der Händler seien aufgrund der Spannungen im Suezkanal mit Lieferverzögerungen konfrontiert, was auch die Produkte teurer werden lassen könnte. Doch bevor mögliche Preissteigerungen der Branche einen weiteren Dämpfer verpassen können, wird es laut Handelsvertretern zu kurzfristigen Lagerabverkäufen kommen. Dazu noch mal ein Blick in die Coronazeit: Während der Pandemie kam es zu Engpässen bei gleichzeitig sehr hoher Nachfrage. „Shimano-Schaltungen für Fahrräder hat es damals nicht gegeben, die Lieferzeit hat oft mehr als zwölf Monate betragen“, nennt Gutschi ein Beispiel.
Gute Chance für Kunden
Vor allem Fahrräder und Zubehör waren beliebt. Die zeitverzögerte Lieferung der Ware bescherte dann aber auch viele Ladenhüter. Denn als die Lieferungen wieder in großem Stil ankamen, war der Bedarf an Sportartikeln bereits gesättigt. Jetzt sind „die Lager voll mit E-Bikes und Fahrrädern“, sagt Sport-2000-Chef Holger Schwarting. Das werde bald dazu führen, dass sie günstig verkauft werden. Für Kunden sei das eine gute Chance. Harald Gutschi von der Otto Gruppe spricht gar von „Markenartikeln zu Preisen wie noch nie“.