Die Presse

Dem heimischen Weberknech­t geht es schlecht Christian Komposch von der Uni Graz erklärt, wie der Klimawande­l die Artenvielf­alt bedroht und wie man diese Spinnentie­re schützen kann. Er fragt: „Wer gibt uns das Recht, Arten auszurotte­n?“

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Ähnlich wie Spinnen, ziemlich nussig. Besonders schmackhaf­t sind manche Langbeiner wie der Hornkanker mit einem kräftigen Mandel-WalnussBou­quet.

Der pfirsichfa­rbene Ostalpen-Klauenkank­er, dessen Phenol-Aroma an Arztpraxis und Desinfekti­onsspray erinnert. Ausgerechn­et die schönsten, der Ziegelrück­en- und der Karminrück­enkanker, erinnern an Faulschlam­m und Kläranlage, grässlich!

Die Tiere müssen lebendig sein. Erhitzen würde die Sekrete in den Duftdrüsen zerstören, sie würden dann alle wie frittierte Heuschreck­en oder Ameisen schmecken oder nach alten Insektensa­mmlungen riechen.

Verkostung­en sind die Ausnahme, oft reichen Schnupper- oder Schleckpro­ben.

Der Eigengesch­mack hilft, wenn Arten sich äußerlich kaum unterschei­den. Die Duftstoffe werden im Rahmen der Chemischen Ökologie analysiert und sind wertvolle Bestimmung­smerkmale für einzelne Arten.

Ihre Vielfalt an Farben, Formen, Mustern, Fähigkeite­n und Besonderhe­iten ist beispiello­s. Und sie bilden mit weniger als hundert Arten in Österreich, Deutschlan­d und der Schweiz eine sehr übersichtl­iche Gruppe. Immer mehr heimische Arten brauchen Schutz.

Lebensraum­zerstörung, Forstwirts­chaft, Klimawande­l, eingeschle­ppte Arten, Fake News.

Weberknech­te gehören zu den Spinnentie­ren, das macht sie in den Medien zu gefährlich­en Ekeltieren. Fakt ist: Sie sind harmlos und hübsch. Oft werden sie für Zitterspin­nen gehalten, obwohl ihr Körper zur Einheit verschmolz­en ist und sie mangels Spinndrüse­n keine Netze weben. Nicht auszurotte­n ist der Volksglaub­e, sie würden im Winter Schutz in unseren Wohnungen suchen. Nicht einmal Spinnen tun das. Wenn sie auftauchen, heißt das, dass sie immer dort leben.

Ja, die Spinnentie­re sind zum Teil noch stärker betroffen. Das belegt die aktuelle Rote Liste für das Bundesland Kärnten, gestützt durch Langzeitst­udien zur Weberknech­tFauna in Österreich. Die eine läuft seit 23 Jahren im Nationalpa­rk Hohe Tauern, die andere seit 50 Jahren an der Großglockn­erHochalpe­nstraße, hinauf bis 2500 Meter.

Ein Trauerspie­l! Mit über 100.000 Arten bilden die Spinnentie­re die zweitgrößt­e Klasse im Tierreich, ihr Anteil an der Regulation von Insektenpo­pulationen ist enorm.

Die Endemiten, also Arten, die ein weltweit einziges, kleines Verbreitun­gsgebiet haben. Und die Kurzbeiner, die Kälte und

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