Lernen auf historischem Sockel
Pausenraum im Jugendstil, Gartengeschoß und Sportpavillons: Aus dem orthopädischen Krankenhaus in Gersthof wird eine Campusschule.
Ein Gebäude mit wechselvoller Vergangenheit: Ursprünglich 1924 von den beiden Architekten Alfred Mautner und Johann Rothmüller als Entbindungsstation errichtet, fungierte das Haus zwischenzeitlich als Militärspital und entwickelte sich später zum orthopädischen Krankenhaus. Nun steht für das unter Denkmalschutz stehende Objekt, das Elemente des späten Jugendstils, Art déco und Expressionismus vereint, wieder ein Wechsel an. „Das robuste räumliche Umfeld hat aber schon bewiesen, dass es unterschiedliche Nutzungen zulässt“, ist die Projektleiterin, Claudia Maria Walther von der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG), sicher. Man möchte die „bauliche Energie“weiterführen – ganz im Sinne der Ressourcenschonung. Auch praktisch: Die bestehende Raumstruktur sei jener einer klassischen Schule durchaus ähnlich.
Alte Fließen, neues Dach
Erhalten bleiben etwa die große Loggia an der Gartenfront, der Vorbau mit Arkaden an der Hauptfront und die historische Verfliesung im Foyer. Es braucht aber eine technische und statische Ertüchtigung, sagt Architektin Corinna Toell vom Architekturbüro Franz und Sue, das mit der Umgestaltung des Gebäudes betraut worden ist. Das Dach wurde erneuert und gedämmt, die vorgehängte Eternitfassade im Westteil entfernt. An wenigen Stellen wurde die Raumstruktur aufgebrochen, etwa im Mitteltrakt, um die Beleuchtung zu verbessern und Pausenräume sowie Raum für offenen Unterricht zu schaffen. Insgesamt soll die Schule Platz für 20 bis 23 Klassen bieten.
Um den Bau so ressourcenschonend wie möglich zu gestalten, wurde das Gebäude zuvor intensiv untersucht. „Wir haben uns im Haus sogar auf die Suche nach lebenden Tieren, etwa Fledermäusen, gemacht. Die Bäume, die gefällt werden mussten, haben wir in den Bau wieder einbezogen“, erzählt Walther. An neuer Technik wurde lediglich eingesetzt, was unbedingt notwendig war. Man ließ beispielsweise unter dem Dach der Mehrzweckhalle eine Klimaanlage einbauen, habe jedoch die Kastenfenster, „die sich bestens für eine natürliche Lüftung eignen“, so belassen, sagt Toell.
Aus dem Untergeschoß wurde ein Gartengeschoß mit direktem Zugang zum 16.000 Quadratmeter großen Park. Darauf befindet sich ein weiteres Gebäude, ursprünglich der Verwaltungstrakt, das nun für die Naturwissenschaften adaptiert wird. Zusätzlich werden im Park zwei Sportpavillons in Holzriegelbauweise mit dunkler Lärchenholzfassade errichtet. Einer dieser Holzpavillons wird als Normsporthalle ausgeführt, der andere als etwa halb so große Bewegungshalle.
Platz für Bewegung
Ein im Park errichteter Sportplatz soll außerdem für „alternative Bewegungsangebote offen sein und den Freiraumklassen sowie der Nachmittagsbetreuung dienen”, erklärt Walther. Grundsätzlich ist es die Idee, den ganzen Park in den Schulbetrieb einzugliedern – „als Teil des Campusgedankens“, fügt Toell hinzu. Dieser steht auch bei der BIG im Vordergrund: „Wir wollen ein Vorzeigeprojekt schaffen, wobei eine Campusschule heute fast schon selbstverständlich ist”, meint Walther. Wer genau in den Genuss dieser Campusschule kommen wird, ist noch nicht geklärt. Nach der Fertigstellung, die für September 2024 geplant ist, wird das historische Gebäude zunächst einmal als Ausweichquartier für das BG/BRG Klostergasse dienen.