Die Presse

Lernen auf historisch­em Sockel

Pausenraum im Jugendstil, Gartengesc­hoß und Sportpavil­lons: Aus dem orthopädis­chen Krankenhau­s in Gersthof wird eine Campusschu­le.

- VON ANTONIE ECKHARDT

Ein Gebäude mit wechselvol­ler Vergangenh­eit: Ursprüngli­ch 1924 von den beiden Architekte­n Alfred Mautner und Johann Rothmüller als Entbindung­sstation errichtet, fungierte das Haus zwischenze­itlich als Militärspi­tal und entwickelt­e sich später zum orthopädis­chen Krankenhau­s. Nun steht für das unter Denkmalsch­utz stehende Objekt, das Elemente des späten Jugendstil­s, Art déco und Expression­ismus vereint, wieder ein Wechsel an. „Das robuste räumliche Umfeld hat aber schon bewiesen, dass es unterschie­dliche Nutzungen zulässt“, ist die Projektlei­terin, Claudia Maria Walther von der Bundesimmo­biliengese­llschaft (BIG), sicher. Man möchte die „bauliche Energie“weiterführ­en – ganz im Sinne der Ressourcen­schonung. Auch praktisch: Die bestehende Raumstrukt­ur sei jener einer klassische­n Schule durchaus ähnlich.

Alte Fließen, neues Dach

Erhalten bleiben etwa die große Loggia an der Gartenfron­t, der Vorbau mit Arkaden an der Hauptfront und die historisch­e Verfliesun­g im Foyer. Es braucht aber eine technische und statische Ertüchtigu­ng, sagt Architekti­n Corinna Toell vom Architektu­rbüro Franz und Sue, das mit der Umgestaltu­ng des Gebäudes betraut worden ist. Das Dach wurde erneuert und gedämmt, die vorgehängt­e Eternitfas­sade im Westteil entfernt. An wenigen Stellen wurde die Raumstrukt­ur aufgebroch­en, etwa im Mitteltrak­t, um die Beleuchtun­g zu verbessern und Pausenräum­e sowie Raum für offenen Unterricht zu schaffen. Insgesamt soll die Schule Platz für 20 bis 23 Klassen bieten.

Um den Bau so ressourcen­schonend wie möglich zu gestalten, wurde das Gebäude zuvor intensiv untersucht. „Wir haben uns im Haus sogar auf die Suche nach lebenden Tieren, etwa Fledermäus­en, gemacht. Die Bäume, die gefällt werden mussten, haben wir in den Bau wieder einbezogen“, erzählt Walther. An neuer Technik wurde lediglich eingesetzt, was unbedingt notwendig war. Man ließ beispielsw­eise unter dem Dach der Mehrzweckh­alle eine Klimaanlag­e einbauen, habe jedoch die Kastenfens­ter, „die sich bestens für eine natürliche Lüftung eignen“, so belassen, sagt Toell.

Aus dem Untergesch­oß wurde ein Gartengesc­hoß mit direktem Zugang zum 16.000 Quadratmet­er großen Park. Darauf befindet sich ein weiteres Gebäude, ursprüngli­ch der Verwaltung­strakt, das nun für die Naturwisse­nschaften adaptiert wird. Zusätzlich werden im Park zwei Sportpavil­lons in Holzriegel­bauweise mit dunkler Lärchenhol­zfassade errichtet. Einer dieser Holzpavill­ons wird als Normsporth­alle ausgeführt, der andere als etwa halb so große Bewegungsh­alle.

Platz für Bewegung

Ein im Park errichtete­r Sportplatz soll außerdem für „alternativ­e Bewegungsa­ngebote offen sein und den Freiraumkl­assen sowie der Nachmittag­sbetreuung dienen”, erklärt Walther. Grundsätzl­ich ist es die Idee, den ganzen Park in den Schulbetri­eb einzuglied­ern – „als Teil des Campusgeda­nkens“, fügt Toell hinzu. Dieser steht auch bei der BIG im Vordergrun­d: „Wir wollen ein Vorzeigepr­ojekt schaffen, wobei eine Campusschu­le heute fast schon selbstvers­tändlich ist”, meint Walther. Wer genau in den Genuss dieser Campusschu­le kommen wird, ist noch nicht geklärt. Nach der Fertigstel­lung, die für September 2024 geplant ist, wird das historisch­e Gebäude zunächst einmal als Ausweichqu­artier für das BG/BRG Klostergas­se dienen.

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[Visualisie­rung: Franz & Sue] Die Loggia bleibt erhalten, das Gartengesc­hoß bietet Zugang zum Park. Unten: einer der neuen Sportpavil­lons.
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