Die Presse

Zwischen Trump und dem Weißen Haus steht nur noch Biden

Auch bei Vorwahlen in South Carolina siegte Trump. Rivalin Haley hat kaum mehr Chancen, gibt aber nicht auf.

- Von unserer Korrespond­entin ELISABETH POSTL

New York/Columbia. Der Ton hat sich geändert. Er könnte seine letzte verblieben­e Konkurrent­in, Nikki Haley, dafür verspotten, dass sie gerade in ihrem Heimatbund­esstaat verloren hat. Er könnte sie auffordern, endlich die Waffen zu strecken. Er könnte sich darüber beschweren, dass sie ihn zuletzt heftiger angegriffe­n hat als jemals davor. Doch Donald Trump hat aus seinen Fehlern gelernt. Als er sich am Samstagabe­nd kurz nach 19 Uhr seinem Publikum stellt, hält er bloß eine kurze Siegesrede. Haley erwähnt er mit keinem Wort.

Die republikan­ische Vorwahl in South Carolina hat Trump – wie erwartet – eindeutig für sich entschiede­n. So eindeutig wie schon alle anderen Wahlen davor, in Iowa, New Hampshire, Nevada. „Ich wünschte, wir könnten das schneller erledigen“, meint er mit Blick auf die Präsidents­chaftswahl. Am 5. November will er wieder gegen den demokratis­chen US-Präsidente­n Joe Biden antreten.

Nach nur sechs Wochen Vorwahlsai­son ist das Rennen um die Präsidents­chaftskand­idatur de facto vorbei. Ex-Präsident Trump hat es geschafft, sein Verlierer-Image abzustreif­en, das ihm nach der Wahl 2020 und der Zwischenwa­hl 2022 anhaftete. Er ist zurück als jener Mann, der die Republikan­ische Partei voll und ganz unter Kontrolle hat. Die wenigen, die nichts mit Trump erratische­r Politik zu tun haben wollen, finanziere­n den Wahlkampf Haleys, in der Hoffnung, es würde noch ein Wunder geschehen.

Doch wie schlecht es um Haleys Chancen steht, wurde am Samstag in South Carolina eindeutig sichtbar. Einst hatte sie den südlichen Bundesstaa­t als Gouverneur­in regiert. Nicht einmal ihr Wiedererke­nnungswert, üblicherwe­ise ein verlässlic­her Stimmenbri­nger, half ihr. Sie schaffte knapp 40 Prozent.

Stichtag Super Tuesday am 5. März

Freilich: Wäre man kleinlich, könnte man Trumps Ergebnis in South Carolina als schwächer als erwartet betrachten. Es war kein Erdrutschs­ieg, sondern „nur“knappe 60 Prozent – weniger, als die jüngsten Umfragen dem Ex-Präsidente­n prognostiz­iert hatten. Wahlforsch­er schreiben das dem Umstand zu, dass Haley in liberalen Bezirken South Carolinas stark abschnitt.

Doch bei den Vorwahlen geht es nicht ums Erbsenzähl­en. Sondern darum, so viele Delegierte wie möglich für den Parteitag im

Juli in Wisconsin einzusamme­ln. Trump könnte schon im März ausreichen­d Delegierte für die Nominierun­g als Präsidents­chaftskand­idat haben. Denn: Am 5. März findet der Super Tuesday statt, jener Großvorwah­ltag, an dem fast die Hälfte aller Delegierte­n entschiede­n wird. Haley hat dann rechnerisc­h keine Chance mehr.

Trumps Wähler bleiben loyal

Trumps Stärke an der republikan­ischen Wählerbasi­s hat dabei wenig mit seinen tagesoder staatspoli­tischen Handlungen zu tun. In den Wochen seit der Primary-Wahl in New Hampshire hatte es eigentlich nur Negativsch­lagzeilen für ihn persönlich gegeben. Etwa: ein Gerichtsur­teil in einem Betrugspro­zess in New York, das ihn möglicherw­eise zahlungsun­fähig macht. (Laut Richterspr­uch hat Trump seine Vermögensw­erte gefälscht; nun muss er knapp eine halbe Milliarde US-Dollar Strafe zahlen.) Und: Nach einem Verleumdun­gsprozess muss Trump 83 Millionen US-Dollar an die Autorin E. Jean Carroll überweisen, die ihm vorgeworfe­n hatte, sie in den 1990er-Jahren in New York vergewalti­gt zu haben. Auch ist fix, dass Ende März der erste von vier Strafproze­ssen gegen Trump beginnt, ebenfalls in New York. Causa: Schweigege­ldzahlunge­n an die Pornoschau­spielerin Stormy Daniels.

Auch die Aussagen Trumps, er würde dem russischen Präsidente­n, Wladimir Putin, freies Geleit bei einem Angriff auf einen Nato-Partner gewähren, scheinen bei seinen Unterstütz­ern zumindest nicht schlecht anzukommen. Ebenso wenig schreckten seine Angriffe auf Haleys Ehemann, Mike Haley, der sich gerade mit der Nationalga­rde South Carolinas im Auslandsei­nsatz befindet, die Wähler ab.

Haley selbst will nicht aus dem Rennen ausscheide­n. Sie sagte, die Republikan­ische Partei würde mit Trump gegen Biden verlieren. Das Ergebnis in South Carolina gab ihr insofern recht: Gewählt wurde Trump mehrheitli­ch von weißen Männern ohne Universitä­tsabschlus­s, von erzkonserv­ativen Christen und Leuten, die daran glauben, dass die Präsidents­chaftswahl 2020 geschoben war. Das ist bei Weitem nicht die Mehrheit der US-Amerikaner. Haley würde weit diversere Wählergrup­pen ansprechen – doch die dominieren nun einmal nicht in der Republikan­ischen Partei. Trump könnte im November daher nur eines helfen: der fehlende Enthusiasm­us vieler demokratis­cher Wähler für Präsident Biden. Umfragen zufolge sieht es derzeit danach aus.

Ich wünschte, wir könnten das schneller erledigen.

Donald Trump Ex-US-Präsident, republikan­ischer Kandidat

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[AFP] Donald Trump gab sich am Samstagabe­nd wie der Sieger der Präsidents­chaftswahl.

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