Zwischen Trump und dem Weißen Haus steht nur noch Biden
Auch bei Vorwahlen in South Carolina siegte Trump. Rivalin Haley hat kaum mehr Chancen, gibt aber nicht auf.
New York/Columbia. Der Ton hat sich geändert. Er könnte seine letzte verbliebene Konkurrentin, Nikki Haley, dafür verspotten, dass sie gerade in ihrem Heimatbundesstaat verloren hat. Er könnte sie auffordern, endlich die Waffen zu strecken. Er könnte sich darüber beschweren, dass sie ihn zuletzt heftiger angegriffen hat als jemals davor. Doch Donald Trump hat aus seinen Fehlern gelernt. Als er sich am Samstagabend kurz nach 19 Uhr seinem Publikum stellt, hält er bloß eine kurze Siegesrede. Haley erwähnt er mit keinem Wort.
Die republikanische Vorwahl in South Carolina hat Trump – wie erwartet – eindeutig für sich entschieden. So eindeutig wie schon alle anderen Wahlen davor, in Iowa, New Hampshire, Nevada. „Ich wünschte, wir könnten das schneller erledigen“, meint er mit Blick auf die Präsidentschaftswahl. Am 5. November will er wieder gegen den demokratischen US-Präsidenten Joe Biden antreten.
Nach nur sechs Wochen Vorwahlsaison ist das Rennen um die Präsidentschaftskandidatur de facto vorbei. Ex-Präsident Trump hat es geschafft, sein Verlierer-Image abzustreifen, das ihm nach der Wahl 2020 und der Zwischenwahl 2022 anhaftete. Er ist zurück als jener Mann, der die Republikanische Partei voll und ganz unter Kontrolle hat. Die wenigen, die nichts mit Trump erratischer Politik zu tun haben wollen, finanzieren den Wahlkampf Haleys, in der Hoffnung, es würde noch ein Wunder geschehen.
Doch wie schlecht es um Haleys Chancen steht, wurde am Samstag in South Carolina eindeutig sichtbar. Einst hatte sie den südlichen Bundesstaat als Gouverneurin regiert. Nicht einmal ihr Wiedererkennungswert, üblicherweise ein verlässlicher Stimmenbringer, half ihr. Sie schaffte knapp 40 Prozent.
Stichtag Super Tuesday am 5. März
Freilich: Wäre man kleinlich, könnte man Trumps Ergebnis in South Carolina als schwächer als erwartet betrachten. Es war kein Erdrutschsieg, sondern „nur“knappe 60 Prozent – weniger, als die jüngsten Umfragen dem Ex-Präsidenten prognostiziert hatten. Wahlforscher schreiben das dem Umstand zu, dass Haley in liberalen Bezirken South Carolinas stark abschnitt.
Doch bei den Vorwahlen geht es nicht ums Erbsenzählen. Sondern darum, so viele Delegierte wie möglich für den Parteitag im
Juli in Wisconsin einzusammeln. Trump könnte schon im März ausreichend Delegierte für die Nominierung als Präsidentschaftskandidat haben. Denn: Am 5. März findet der Super Tuesday statt, jener Großvorwahltag, an dem fast die Hälfte aller Delegierten entschieden wird. Haley hat dann rechnerisch keine Chance mehr.
Trumps Wähler bleiben loyal
Trumps Stärke an der republikanischen Wählerbasis hat dabei wenig mit seinen tagesoder staatspolitischen Handlungen zu tun. In den Wochen seit der Primary-Wahl in New Hampshire hatte es eigentlich nur Negativschlagzeilen für ihn persönlich gegeben. Etwa: ein Gerichtsurteil in einem Betrugsprozess in New York, das ihn möglicherweise zahlungsunfähig macht. (Laut Richterspruch hat Trump seine Vermögenswerte gefälscht; nun muss er knapp eine halbe Milliarde US-Dollar Strafe zahlen.) Und: Nach einem Verleumdungsprozess muss Trump 83 Millionen US-Dollar an die Autorin E. Jean Carroll überweisen, die ihm vorgeworfen hatte, sie in den 1990er-Jahren in New York vergewaltigt zu haben. Auch ist fix, dass Ende März der erste von vier Strafprozessen gegen Trump beginnt, ebenfalls in New York. Causa: Schweigegeldzahlungen an die Pornoschauspielerin Stormy Daniels.
Auch die Aussagen Trumps, er würde dem russischen Präsidenten, Wladimir Putin, freies Geleit bei einem Angriff auf einen Nato-Partner gewähren, scheinen bei seinen Unterstützern zumindest nicht schlecht anzukommen. Ebenso wenig schreckten seine Angriffe auf Haleys Ehemann, Mike Haley, der sich gerade mit der Nationalgarde South Carolinas im Auslandseinsatz befindet, die Wähler ab.
Haley selbst will nicht aus dem Rennen ausscheiden. Sie sagte, die Republikanische Partei würde mit Trump gegen Biden verlieren. Das Ergebnis in South Carolina gab ihr insofern recht: Gewählt wurde Trump mehrheitlich von weißen Männern ohne Universitätsabschluss, von erzkonservativen Christen und Leuten, die daran glauben, dass die Präsidentschaftswahl 2020 geschoben war. Das ist bei Weitem nicht die Mehrheit der US-Amerikaner. Haley würde weit diversere Wählergruppen ansprechen – doch die dominieren nun einmal nicht in der Republikanischen Partei. Trump könnte im November daher nur eines helfen: der fehlende Enthusiasmus vieler demokratischer Wähler für Präsident Biden. Umfragen zufolge sieht es derzeit danach aus.
Ich wünschte, wir könnten das schneller erledigen.
Donald Trump Ex-US-Präsident, republikanischer Kandidat