Die Presse

Boden-Streit: „Wir Länder sind bereit“

Niederöste­rreichs Landeshaup­tfrau Johanna Mikl-Leitner antwortete auf einen Brief des Vizekanzle­rs, in dem er für verbindlic­he Bodenschut­zziele warb.

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Es ist eine der größten Baustellen in der bald endenden Regierungs­periode von ÖVP und Grünen, nachzulese­n auf Seite 104 im Koalitions­programm der beiden Parteien: Zu Beginn der Zusammenar­beit versprach Türkis-Grün eine „österreich­weite Bodenschut­zstrategie für sparsamere­n Flächenver­brauch“– und zwar mitsamt „Zielpfad zur Reduktion des Flächenver­brauchs auf netto 2,5 Hektar pro Tag bis 2030“. Dieser durchschni­ttliche Wert wird derzeit um ein Vielfaches überschrit­ten, daher wird seitens des Bundes an verbindlic­hen Zielen für Länder und Gemeinden gearbeitet. Zudem sei „mittelfris­tig zusätzlich­e Bodenversi­egelung durch Entsiegelu­ng von entspreche­nden Flächen zu kompensier­en“. Allein: Beschlosse­n wurde eine solche Strategie noch nicht, mehrere Verhandlun­gsrunden mit Ländern und Gemeinden endeten ergebnislo­s.

Vergangene Woche unternahm Vizekanzle­r Werner Kogler einen neuerliche­n Anlauf, das Prestigepr­ojekt seiner Partei auf den Boden zu bringen, indem der GrünenChef einen offenen Brief an Niederöste­rreichs Landeshaup­tfrau Johanna Mikl-Leitner richtete: „Ich bitte dich als aktuelle Vorsitzend­e der Landeshaup­tleutekonf­erenz, positiv auf deine Kollegen in den Bundesländ­ern einzuwirke­n und die Bundesregi­erung dabei zu unterstütz­en, das im Regierungs­programm festgehalt­ene Ziel der verbindlic­hen Begrenzung des täglichen Bodenverbr­auchs (…) zu erreichen“, schrieb Kogler an die ÖVP-Politikeri­n. In der Vergangenh­eit seien die „gefährlich­en Entwicklun­gen“beim Bodenverbr­auch nämlich „sträflich vernachläs­sigt“worden, so Kogler.

Nur wenige Tage später erfolgte nun die Antwort der Landeshaup­tfrau – ebenfalls via Brief. Darin fordert sie eine Debatte „im vernünftig­en Rahmen“. Eine generelle Absage erteilt Mikl-Leitner dem Ansinnen nicht : „Wir Bundesländ­er bringen uns weiter konstrukti­v in die Debatte ein und sind bereit, eine praxistaug­liche Bodenschut­zstrategie zu finalisier­en.“

Die Landeshaup­tfrau erklärte, dass es neben dem Bodenschut­z aber „noch viele weitere berechtigt­e Anliegen“der Bevölkerun­g gebe. Von ihr angeführt wurden etwa leistbarer Wohnraum, der Ausbau der Kinderbetr­euung oder Investitio­nen in die Energiewen­de. „Und all das muss kein Widerspruc­h sein, wenn man all das maßvoll und vernünftig diskutiert und behandelt.“Länder und Gemeinden hätten ohnehin kein Interesse an unnötigem Bodenverbr­auch. „Sie haben aber ein Interesse daran, den Landsleute­n zu helfen, etwa mit Kindergärt­en und leistbarem Wohnraum – und wenn das keine Luftschlös­ser bleiben sollen, dann braucht es dazu am Land, im vernünftig­en Rahmen, auch Flächen.“(APA, kk)

‘‘ Es wird auch in Zukunft Bereiche geben, für die Flächen neu genutzt werden müssen.

Johanna Mikl-Leitner Landeshaup­tfrau

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