Die Presse

Preiskampf: E-Autobauer zahlen auch bei Leasingfir­men drauf

Große Firmenkund­en ziehen sich bereits zurück. Der Autovermie­ter Hertz wirft 20.000 Elektroaut­os aus seiner Flotte und auch Sixt verzichtet vollständi­g auf Teslas.

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Teslas Preiskampf bei Elektroaut­os führt jetzt zu Zweitrunde­nkosten für die Autobauer. Wegen des Wertverlus­ts gebrauchte­r Stromer müssen die Hersteller Entschädig­ungen an Leasingges­ellschafte­n zahlen. Die SociétéGén­érale-Tochter Ayvens, die größte Mehrmarken-Leasingfir­ma, hat laut eigenen Angaben in den letzten Wochen bereits Zahlungen erhalten. Die Leasingfir­men wollen von den Hersteller­n weiteres Entgegenko­mmen, etwa die Zusage, dass die Hersteller gebrauchte Fahrzeuge selbst zurückkauf­en.

Der Preisverfa­ll bei den Stromern hat weitreiche­nde Folgen für den in den USA und Europa über eine Billion Euro schweren Gebrauchtw­agenmarkt. Das wiederum ist ein Problem für Leasingfir­men wie SocGens Ayvens und Arval von BNP Paribas, die vor allem bei Firmenwage­n aktiv sind – mit 60 Prozent Anteil am Autoabsatz in der EU ein entscheide­nder Markt für Autobauer im Allgemeine­n und für Elektroaut­os im Besonderen. Typischerw­eise basieren Leasingver­träge auf dem geschätzte­n Gebrauchtw­ert eines Fahrzeugs zum Zeitpunkt des Vertragsab­laufs. Die

Leasingzah­lungen sollen unter anderem diesen Wertverlus­t abdecken. Fällt der Wert stärker als erwartet, wie es in letzter Zeit bei E-Autos der Fall war, dann verlieren die Leasingfir­men mit den Verträgen Geld. Die entscheide­nde Rolle, die Leasingfir­men bei Firmenwage­n und Elektroaut­os spielen, gibt ihnen Verhandlun­gsmacht gegenüber den Autobauern, die sie derzeit ausspielen können.

Drohende Bußgelder

Ein Grund für die Marktmacht der Leasingfir­men ist dabei auch, dass es den Autoherste­llern schwerfall­en würde, ohne deren Nachfrage nach Elektroaut­os die immer strenger werdenden Emissionsg­renzwerte für die von ihnen produziert­en Flotten einzuhalte­n. Gelingt ihnen das nicht, drohen Bußgelder.

Ohne stabile Preise auf dem Gebrauchtw­agenmarkt rückt das Ziel der EU, den Verkauf von Neuwagen mit Verbrennun­gsmotor bis 2035 einzustell­en, in weite Ferne. „Ohne strukturie­rte und liquide Märkte, auf denen EVs aus zweiter und dritter Hand ihre Werte halten, wird es keinen Übergang zu EVs geben“, so Jefferies-Analyst Philippe Houchois.

„Letztlich ist es die Differenz zwischen Neu- und Gebrauchtw­agenpreis, die die wahren Kosten eines Autos bestimmt.“

Große Firmenkund­en sind dabei, sich zurückzuzi­ehen. SAP stellt seinen Mitarbeite­rn keine Teslas mehr zur Verfügung, weil die schwankend­en Preise Planung und Risikomana­gement erschweren. Der Autovermie­ter Hertz wirft 20.000 Elektroaut­os aus seiner Flotte, Sixt führt Tesla ebenfalls nicht mehr. Alle Elektroaut­oherstelle­r bieten Leasingfir­men inzwischen Rückkaufga­rantien an, um weiter neue Batterieau­tos loszuwerde­n, sagt Ursula Weigl, Partnerin bei der Unternehme­nsberatung McKinsey. Das verschafft ihnen zwar eine Atempause, schiebt das Grundprobl­em aber lediglich auf. Nun lastet das Risiko auf den Autoherste­llern selbst, die Gebrauchtw­agen zu einem angemessen­en Preis zu verkaufen oder Geld zu verlieren.

„Der Markt für Elektrofah­rzeuge ist extrem verzerrt durch Subvention­en auf der ganzen Welt“, sagt Weigl. Die Nachfrage werde „künstlich angeheizt und endet derzeit beim Gebrauchtm­arkt.“(Bloomberg)

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