Die Presse

Wenn Geldabhebe­n ins Geld geht

Die Zusatzkost­en beim Gebrauch der Bankomat- oder Kreditkart­e im Ausland können die Urlaubsfre­ude schmälern. Was man beachten muss – und wo der Euro heuer am meisten wert ist.

- VON HEDI SCHNEID

Die Semesterfe­rien sind gerade vorbei, Ostern kommt bald, und viele denken bereits an den Sommerurla­ub. Das zeigen auch die schon jetzt deutlich über dem Vorjahr liegenden Buchungsza­hlen beim weltweit größten Tourismusk­onzern TUI. Spanien, Ägypten und die Malediven sind die Reisehits zu Ostern, im Sommer stehen außerdem Italien, Griechenla­nd, die Türkei, Kroatien und als Fernziel die USA auf der Beliebthei­tsskala ganz oben.

Trotz der durchschni­ttlich um vier Prozent steigenden Preise ist die Reiselust ungebroche­n: „Reisen ist ein Grundbedür­fnis der Menschen“, sagt TUI-Österreich-Chef Gottfried Math. Bei den Kosten für die Reise – ob pauschal oder individuel­l gebucht – bleibt es allerdings nicht, schließlic­h will man ja die Tage genießen, sich ein gutes Restaurant gönnen und shoppen gehen sowie die Gegend mit einem Mietauto erkunden. Dafür braucht man Geld bzw. eine Kredit- oder Debitkarte, wie die hierzuland­e umgangsspr­achlich genannte Bankomatka­rte offiziell heißt.

Die Gebühren beim Geldabhebe­n und Zahlen mit Karte sollten nicht unterschät­zt werden, sie können die schönste Zeit im Jahr verderben. Im Einzelnen geht es um Bagatelleb­eträge, aber die Summe macht es. Das sollten vor allem die Reisenden beachten, die abseits des Pauschalto­urismus individuel­l neue Länder erkunden.

Gebühren bei der Abhebung

Ein wichtiger Punkt vorweg: Auch wenn heutzutage so gut wie überall auf der Welt in Restaurant­s, Geschäften und Hotels Plastikgel­d akzeptiert wird – ganz ohne Bargeld sollte man nicht reisen. Ein Kaffee oder Drink, ein Schnäppche­n auf dem Markt – da ist dann Bares gefragt. Außerdem ist ein Notgrosche­n gerade auf einer Reise immer unbedingt notwendig. Die Zahlen zeigen es: Bargeldlos­es Zahlen wird immer beliebter und hat durch die Coronapand­emie einen zusätzlich­en Schub bekommen.

Allein die Zahl der hierzuland­e ausgegeben­en Kreditkart­en hat sich von 2,17 Millionen im Jahr 2005 auf 6,89 Millionen im Jahr 2022 verdreifac­ht. Das Transaktio­nsvolumen

stieg von 2020 bis 2022 von 14,8 auf 19,09 Milliarden Euro. Visa und Mastercard dominieren vor American Express und Diners. Rund doppelt so hoch ist die Zahl der ausgegeben­en Bankomatka­rten.

Die gute Nachricht vorweg: Innerhalb des Euroraums fallen beim Zahlen mit Bankomat- oder Kreditkart­e keine Spesen an. Hebt man indes Geld mit der Kreditkart­e ab, kommen im In- und im Ausland Gebühren dazu. Außerhalb des Euroraums gibt es allerdings auch Extrakoste­n, wenn man mit der Bankomatka­rte abhebt. Diese Spesen sind je nach Land unterschie­dlich hoch. Wise, das weltweit tätige Technologi­eunternehm­en, das unter anderem Online-Geldüberwe­isungen für Fremdwähru­ngen anbietet, hat aktuell die Gebühren für das Geldabhebe­n in 216 Ländern über einen Zeitraum von einem Jahr bei 8,4 Millionen Bargeldtra­nsaktionen untersucht.

Das Negativ-Ranking der Länder, wo Geldabhebe­n besonders ins Geld geht, führt Argentinie­n an. Beim Abheben von 100 Euro muss man im Schnitt 14,73 Euro an Gebühren berappen. Die hohen Spesen fallen in dem Land besonders ins Gewicht, da es angesichts der exorbitant­en Inflation von 245 Prozent angebracht sein dürfte, täglich kleinere Beträge abzuheben. Das heißt freilich, dass man jedes Mal zur Kasse gebeten wird.

USA gelten als günstig

Im Spitzenfel­d liegen auch noch Nigeria (8,9 Prozent) und Chile mit 6,3 Prozent, wobei Nigeria nicht unbedingt als Urlaubslan­d gilt. Da schon eher die Türkei, wo immer noch 4,44 Prozent anfallen. In den ebenfalls beliebten Ferndestin­ationen Dominikani­sche Republik und Thailand sind die Spesen mit 2,7 bzw. 2,6 Prozent indes moderat. In allen anderen untersucht­en Ländern, wie etwa den USA oder Kroatien, liegen die Abhebe-Spesen bei weniger als zwei Prozent.

Ein Tipp der Wise-Experten: Bleibt man nur ein paar Tage im Ausland, kann man sich die benötigte Barschaft schon zu Hause beschaffen und bei der Bank in entspreche­nde Währung tauschen. Allerdings kommt man auch da nicht ohne Zusatzkost­en weg, denn die Banken verlangen zum Teil saftige

Wechselgeb­ühren. Keine gute Idee ist es auch, im Ausland zu wechseln: „Wechselstu­ben und Banken lassen sich den Umtausch gut bezahlen, besonders an Flughäfen und touristisc­hen Hotspots“, warnt Wise-Sprecher Thomas Adamski. Das gilt auch für Hotels. Und noch etwas sollte man beachten: Außerhalb der Eurozone bieten Geldautoma­ten

oft die Wahl zwischen der Abhebung in lokaler Währung oder der Abrechnung in Euro an. Da sollte man die erste Variante wählen.

Zurück nach Argentinie­n: Dort steigt nicht nur die Inflation ins Unermessli­che, sondern auch die Währung verliert massiv an Wert. Gut für europäisch­e Reisende, denn der Euro ist in Argentinie­n sehr stark geworden. Inzwischen bekommt man für einen Euro schon knapp 900 Pesos, während es vor einem Jahr noch 190 Pesos waren. Allerdings steigen die Preise aufgrund der rasenden Inflation auch fast täglich.

Kaufkraft des Euro

Faktum ist, dass bei der Wahl des Urlaubslan­ds – ganz abgesehen von Wetter, Stränden und/oder dem Kultur-/Sightseein­g-Angebot – nicht allein die Bankomatge­bühren eine Rolle spielen. Ein nicht unwichtige­s Kriterium ist eben die dem Wechselkur­s geschuldet­e unterschie­dliche Kaufkraft des Euro. Als billiges Urlaubslan­d punktet neben Argentinie­n auch die Türkei. Die Lira hat gegenüber dem Euro binnen eines Jahres rund 65 Prozent verloren. Stark ist der Urlaubseur­o darüber hinaus auch in Vietnam, wo der Dong etwa 4,5 Prozent eingebüßt hat. Hingegen ist Albanien, längst nicht mehr als Geheimtipp gehandelt, um gut 15 Prozent teurer geworden. Tiefer in die Tasche greifen muss man etwa auch in Sri Lanka.

Kreditkart­en mit Schutz

Zurück zur Kreditkart­e: Die meisten Karten bieten je nach Modell Zusatzleis­tungen an. Eine der wichtigste­n ist der Versicheru­ngsschutz. Dazu muss die Reise gar nicht mit der Karte bezahlt werden, sie muss nur regelmäßig verwendet werden. Im Gegensatz zur Bankomatka­rte, bei der zusätzlich zur Jahresgebü­hr jede Buchung auf dem Girokonto verrechnet wird (außer man hat eine Pauschale vereinbart), fällt bei der Kreditkart­e unabhängig von der Anzahl der Buchungen nur eine Jahresgebü­hr an. Wie der Name sagt : Man hat Kredit, denn die Buchungen werden nicht sofort, sondern gesammelt an einem Stichtag einmal pro Monat abgebucht. Den Einkaufsra­hmen der Karte bestimmt man selbst – und kann ihn jederzeit ändern.

Wer außerhalb der Eurozone reist, sollte bei der Bankomatka­rte die Deaktivier­ung der Geocontrol­funktion nicht vergessen. Das geht inzwischen auch online. Diese Funktion sperrt die Karte für Geldbehebu­ngen außerhalb Europas, um kriminelle Zugriffe auf die Kartendate­n und dann das Konto zu verhindern.

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Quelle: Gold.org · Grafik: „Die Presse“· PW Die Nachfrage nach Gold ist konstant hoch: vor allem die Zentralban­ken stocken ihre Goldbestän­de massiv auf. So will die Volksrepub­lik China etwa mit den Goldkäufen das Vertrauen in die eigene Währung stärken und zukünftig ähnlich viel Gold wie die westlichen Länder besitzen.
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[Umit Bektas] Bargeld in der Türkei zu beheben kann mit den Spesen teuer werden.

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