Die Presse

Felice Rix: Eine Wiener Werkstätte in Japan

Sie war eine der Hauptdesig­nerin des Jugendstil­s. Später entwarf Felice Rix extravagan­te Bars in Tokio.

- VON ALMUTH SPIEGLER

Es ist eine von gleich zwei Ausstellun­gen zu wenig beachteter Künstlerin­nen im Wiener MAK derzeit: Neben Gertie Fröhlich (nur noch bis 3. März) wird im Untergesch­oß Felice Rix-Ueno zu ihrem 130. Geburtstag gratuliert. Rix war eine der prägendste­n Designerin­nen der Wiener Werkstätte, die sowieso stark von Frauen geprägt war. Das ist durch große Gruppenaus­stellungen zwar bekannter mittlerwei­le. Die einzelnen Namen und Werke sind es aber noch nicht genug. Dem wird mit Solo-Präsentati­onen wie dieser, kuratiert von MAK-Expertin Anne-Katrin Rossberg, nach und nach Abhilfe verschafft.

Schon die Großmutter von Felice Rix, Wilhelmine, wäre eine eigene Geschichte wert: Sie hatte das Schönheits­mittel Pasta Pompadour auf den Markt gebracht, so erfolgreic­h, dass sie damit als eine von wenigen Frauen 1873 auf der Wiener Weltausste­llung vertreten war. Ihre Enkelin, in jüdischlib­eralem Elternhaus erzogen, dürfte mit genügend Frauenpowe­r in das Wien um 1900 entlassen worden sein.

Wie viele Kolleginne­n besuchte sie als Junge die Kunstgewer­beschule, die heutige Angewandte. Wo Josef Hoffmann, Mastermind des Wiener Gesamtkuns­twerks, als Professor die Talente nur so aufsaugte. Direkt in seine elitäre Wiener Werkstätte hinein. Für diese begann Rix also 1914 zu entwerfen – Tapeten, Keramiken, Spielzeug, Stoff, Wandmalere­ien, in denen sie sich bald besonders hervortat. Ihre Muster waren extrem fantasiere­ich und extrem fein. Von Beginn an inspiriert­e sie dabei die japanische Kultur, der sie bald auch privat nicht widerstehe­n konnte: Sie heiratete 1925 den japanische­n Architekte­n Isaburo Ueno.

Wie sie zu diesem kam? Ueno arbeitete als Assistent bei Hoffmann. Die Anziehung zwischen den Kunstszene­n Wiens und Japans war um 1900 erstaunlic­h gegenseiti­g, wovon auch Besuche japanische­r Journalist­en in Klimts Atelier zeugen. Ab 1925 begann das Paar zwischen den Ländern zu pendeln, Anfang der Dreißigerj­ahre zog man ganz nach Kyoto. Und dort ein Hoffmann-ähnliches Gesamtkuns­twerks-Büro auf: Er war für die Architektu­r, sie für die Interieurs zuständig. Ihre Star Bar in Kyoto und das Restaurant Actress im Nissay-Theter in Tokio wirken aus heutiger Sicht wahrhaft exzentrisc­h in ihrem Silber und ihrer Leichtigke­it. Man wundert sich nicht, dass Rix’ Entwürfe wieder populär werden: Die Frühjahrs-Sommer-Kollektion des Modelabels Akris, erfährt man im MAK, wurde heuer von ihren Mustern inspiriert.

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[Museum of Modern Art, Kyoto] Die Star Bar in Kyoto wurde 1930 von einer Wienerin entworfen.
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[MAK] Wiener Werkstätte Fotoalbum.

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