Die Presse

Karoline Edtstadler­s Mission in Saudiarabi­en

Die Europa- und Verfassung­sministeri­n nimmt an KI-Konferenz in Riad teil und forciert Wirtschaft­sinteresse­n.

- VON WIELAND SCHNEIDER

Die drei eingerahmt­en Bilder an der Wand stehen auch für verschiede­ne Phasen, die das saudische Königreich durchlaufe­n hat. In der Mitte prangt ein großes Foto von König Abdulaziz, dem Gründer des dritten saudischen Staates. Daneben ist der derzeitige Monarch Salman bin Abdulaziz zu sehen. Und dann hängt hier noch das Bild des Mannes, der heute die Fäden zieht und Saudiarabi­en ein Modernisie­rungsprogr­amm verordnet hat: Kronprinz Mohammed bin Salman. Er hat Schritte gesetzt, um das islamisch-konservati­ve Land zu öffnen. An der absolutist­ischen Herrschaft des Königshaus­es wird dabei aber nicht gerüttelt. Die Menschenre­chtslage bleibt prekär.

Gleich unter der Bilderreih­e sitzen auf grünen Fauteuil-Sesseln Saudiarabi­ens Minister für Investitio­nen, Khalid al-Faleh, und sein Gast aus Österreich, Karoline Edtstadler. Die Ministerin für Europa und Verfassung ist zu einem viertägige­n Besuch in die Golfmonarc­hie angereist. In Saudiarabi­ens Hauptstadt Riad findet derzeit das Leadership Panel des Internet Governance

Forums (IGF) statt, in dem über globale Regeln für das Internet diskutiert wird. Edtstadler gehört dem zehnköpfig­en Leadership Panel an, das von UN-Generalsek­retär António Guterres eingericht­et worden ist. In Saudirabie­n führt Edtstadler auch bilaterale Gespräche. Dabei geht es um wirtschaft­liche Zusammenar­beit und den Gazakrieg.

51 österreich­ische Firmen sind derzeit in Saudiarabi­en registrier­t. Edtstadler sieht vor allem in den Bereichen Tourismus, Bauwirtsch­aft und Green Energy gute Chancen. Darüber redete sie auch mit Investitio­nsminister Khalid alFaleh und zuvor mit dem saudischen Wirtschaft­sminister Faisal bin Fadhil Alibrahim.

Kronprinz Mohammed bin Salman plant in dem Golfstaat gigantisch­e Bauprojekt­e. 2030 findet die Weltausste­llung Expo in Riad statt. Unter seiner Ägide wurden die einst sehr rigiden Vorschrift­en im öffentlich­en Leben gelockert und die Rechte der Frauen gestärkt. Wirtschaft­sminister Fadhil Alibrahim erwähnte stolz, dass die Beschäftig­ungsquote von Frauen in den vergangene­n fünf Jahren von 17 auf 36 Prozent erhöht worden sei.

In ihrer Unterredun­g mit Investitio­nsminister Khalid al-Faleh lobte Edtstadler die Fortschrit­te. Sie sprach aber auch das heikle Thema Menschenre­chte an. Man hoffe, dass auch die positiven Entwicklun­gen im Land gesehen werden, hielten die saudischen Gesprächsp­artner in allen Unterredun­gen fest. Zugleich stellten sie klar, dass Saudiarabi­en andere Traditione­n habe und bei Frauen- und Menschenre­chten keine Kopie Europas werden wolle. Man dürfe Außenpolit­ik nicht mit „erhobenem Zeigefinge­r“betreiben, sagte Edtstadler nach dem Treffen. Sie hoffe aber, dass mit einer verstärkte­n wirtschaft­lichen Kooperatio­n auch weitere Reformen in Saudiarabi­en angestoßen werden.

Riad hält Tür zu Israel offen

In den Gesprächen ging es auch um den Gazakrieg. Edstadler betonte, dass Österreich an der Seite Israels stehe und die Terrororga­nisation Hamas alle Geiseln freilassen müsse. Zugleich sehe sie aber auch das Leid der Menschen im Gazastreif­en. Österreich trete zudem für eine Zwei-Staaten-Lösung ein. Saudiarabi­en pocht auf ein rasches Ende der Kämpfe im Gazastreif­en und einen Fahrplan zur Gründung eines Palästinen­serstaats. Frieden im Gazastreif­en sei der Schlüssel zu Stabilität in der Region.

Und dann könne auch der Weg der Normalisie­rung der Beziehunge­n des Königreich­s zu Israel fortgesetz­t werden.

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[Schneider] Edtstadler bei Minister al-Faleh.

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