Bub gequält: Ziel war „braves Kind“
Eine 33-Jährige soll ihren Sohn unter anderem in eine Hundebox gesperrt haben. Sie bestreitet den Vorwurf des versuchten Mordes. Zu jenem des Quälens ist sie geständig.
Von einem „unfassbaren Martyrium“, sprach die Staatsanwältin Montag am Landesgericht Krems. Eine 33-Jährige musste sich unter anderem wegen versuchten Mordes verantworten. Sie soll ihr Kind schwer misshandelt und in eine Hundebox gesperrt haben.
Die weiteren Vorwürfe lauten auf Quälen bzw. Vernachlässigen Unmündiger sowie Freiheitsentziehung. Einer möglichen Komplizin (40) wird Bestimmung zur fortgesetzten Gewaltausübung angelastet. Sie bekannt sich teilweise schuldig. Die Mutter bestreitet laut Verteidigerin Astrid Wagner den Vorwurf des versuchten Mordes, ist aber zu den anderen Anklagepunkten grundsätzlich geständig.
„Er bettelte um Essen“
Die 33-Jährige soll ihren Sohn zumindest von Juli bis November 2022 unter anderem geschlagen, gefesselt, geknebelt und wiederholt über Stunden in eine Hundebox gesperrt haben. Zudem soll sie das Kind hungern lassen haben. „Er bettelte um Essen“, schilderte die Staatsanwältin.
Die mutmaßliche Komplizin soll die 33-Jährige zunächst sozial isoliert und ihr immer wieder Anweisungen zur Bestrafung des Kindes gegeben haben. Über diverse Kommunikationswege dürfte reger Austausch geherrscht haben. Auch der Vorschlag, den Buben in die Hundebox zu sperren, soll von der 40-Jährigen gekommen sein. „Zwei Frauen haben ein Kind beinahe – Gott sei Dank nur beinahe – zu Tode gequält“, so die Staatsanwältin.
Bei ihrer Befragung wirkte die Mutter des Buben oftmals rat- bis sprachlos. „Die Worte können nicht schlimmer sein als das, was sie bereits begangen haben“, sagte die vorsitzende Richterin. Letztlich erinnerte sich die Beschuldigte an ein aus ihrer Sicht schwieriges Verhältnis zu ihrem Sohn. Beide hätten auch nicht die Hilfe bekommen, die sie nötig gehabt hätten.
Für die in der Anklage geschilderten Handlungen und Bestrafungsmethoden fand die Waldviertlerin unter Tränen folgende Erklärung: „Dass er mir folgt und dass er das macht, was ich ihm sage.“Ziel sei ein „braves Kind“gewesen. Ihre Handlungen und Entscheidungen seien stets von der 40-Jährigen bestimmt worden. Folge geleistet habe sie auch aus Angst vor ihr.
Körpertemperatur von 27 Grad
Zugespitzt hat sich die Sache im November 2022. Mehrmals täglich soll die Mutter ihren damals zwölfjährigen Sohn mit kaltem Wasser übergossen und gleichzeitig über Stunden hinweg die Fenster der Wohnung geöffnet haben. Bei kaltem Wetter senkte sich die Körpertemperatur des unterernährten Kindes auf 26,8 Grad ab. Der Bub wurde auf der Intensivstation behandelt. Sein Zustand verbesserte sich später. „Psychisch werden ihn die Folgen aber noch lang begleiten“, sagte der Opferanwalt. Er forderte 150.000 Euro an Schmerzengeld ein.
Laut dem psychiatrischen Gutachten von Peter Hofmann waren die Frauen zum Tatzeitpunkt zurechnungsfähig. Die 40-Jährige habe „gewusst, dass die Mutter völlig überfordert ist und ihr Kind falsch erzieht“, sagte deren Anwalt Sascha Flatz. Sie habe Kenntnis über einige der Handlungen gehabt, jedoch nicht gewusst, „dass das in dem Ausmaß passiert“. Es sei demnach die Mutter gewesen, die alle manipuliert habe.
Der Mutter droht lebenslange, der 40-Jährigen bis zu zehn Jahre Haft. Der Prozess wird am Dienstag fortgesetzt. Urteile sind für Donnerstag geplant. (APA)