Verträge decken Benkos Macht auf
Ein Bericht des Insolvenzverwalters legt offen, wie stark René Benko im Unternehmen involviert war. Die Gläubiger fordern 6,3 Mrd. Euro von Signas wichtigster Firma.
Der Signa-Schuldenstand steigt weiter. Neue Zahlen, die am Montag im Handelsgericht Wien verlautet wurden, machen einmal mehr deutlich, dass das Ausmaß der Signa-Insolvenz immer weitere Kreise zieht. Von Gläubigern angemeldet wurden 6,3 Mrd. Euro, davon werden jedoch nur „2,6 Mrd. Euro anerkannt“, so Sanierungsverwalter Norbert Abel. Bei Signa Development, jener Gesellschaft, in der überwiegend Entwicklungsprojekte gebündelt sind, wurden rund 2,2 Mrd. Euro angemeldet. 890 Mio. Euro wurden zunächst anerkannt.
Noch spannender ist der Sanierungsbericht von Signa Prime, der der „Presse“vorliegt. Dieser gibt explizite Hinweise auf die Rolle von Signa-Gründer René Benko. „Im Rahmen einer Besprechung mit der Sanierungsverwalterin bestätige René Benko, dass er infolge seiner jahrzehntelangen immobilienwirtschaftlichen Erfahrung in wesentliche Entscheidungen, Transaktionen und Finanzierungen involviert war“, heißt es in dem 60 Seiten starken Dokument. Dies deckt sich mit den Erkenntnissen der Sanierungsverwalter „nach Überprüfung diverser Vertragsurkunden, in welchen René Benko neben den gesellschaftsrechtlichen Organen“in der Regel als „Key Person“genannt wird. Es sei davon auszugehen, „dass René Benko umfassend über
die Geschäftsentwicklung des Signa-Prime-Konzerns informiert und involviert war“.
Seit 2022 Probleme erkennbar
In dem Bericht wird ausgeführt, dass eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage des Immobilienunternehmens spätestens mit Vorlage des Konzernabschlusses für das Jahr 2022 erkennbar gewesen sein muss. Insolvenz meldete man Ende 2023 an. Der Tiroler Geschäftsmann Benko hatte seit Jahren keine offizielle Position im Konzern inne. Doch im Zuge der Insolvenz rückte die Frage nach der Rolle eines faktischen Geschäftsführers in den Fokus. Damit hat die Suche nach Verantwortung für die Misere eine neue Dimension erhalten. Die Frage nach der Schuld ist nämlich noch nicht gänzlich beantwortet. Benko beziehungsweise seine Anwälte wollten auf Anfrage der „Presse“vorerst keine Stellungnahme abgeben.
Der ursprüngliche Plan des Signa-Prime-Managements, frisches
Geld aufzutreiben, ist auch gescheitert. Als etwaiger Geldgeber wurde die Raiffeisen Bank International kolportiert. Laut Bericht würden die Verhandlungen noch laufen und seien bereits „fortgeschritten“, jedoch „komplex“. Die Finanzspritze wird benötigt, um die Sanierung am Laufen zu halten. Der Signa Development hatte der Bauunternehmer Hans Peter Haselsteiner ausgeholfen.
Doch der Schuldenberg soll sich durch die geplanten Immobilienverkäufe verringern. „Der eingeleitete Verkaufsprozess“ist „Bestandteil des Sanierungskonzeptes“, heißt es von Sanierungsverwalter Abel. Statt die Immobilien wie das Luxushotel Park Hyatt, das Goldene Quartier, den Sitz des Verfassungsgerichtshofs in der Wiener Renngasse sowie das Innsbrucker Kaufhaus Tyrol einzeln zu verkaufen, bleibt alles in der Tochter Signa Prime Assets gebündelt und wird somit als Paket verkauft. Laut „Presse“-Informationen soll das Immobilienportfolio
zusammen mehr als eine Milliarde Euro wert sein.
Kritik an Immobilienverkauf
Doch es hagelt Kritik. Laut „Handelsblatt“sorgen sich vor allem die Versicherer, dass die Objekte erheblich unter ihrem Wert verkauft würden, weil die Marktpreise derzeit niedrig seien. So viele Objekte auf einen Schlag könnten sich nur große Spieler oder ein Konsortium leisten. Laut dem Sanierungsbericht wurde „keine Verpflichtung“zur „Verwertung im Paket geschaffen“. Offenbar könnten die Objekte auch einzeln verkauft werden.
Bis Mitte März muss ein Finanzplan vorliegen. Diese Aufstellung soll Details zur geplanten Rückzahlung der Schulden liefern. Wird diese von den Gläubigern abgelehnt, droht der Entzug der Eigenverwaltung. Gerhard Weinhofer von Creditreform ist optimistisch: „Das Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung befindet sich weiterhin auf Kurs und die 30-Prozent-Quote scheint erfüllbar.“