Die Presse

Welthandel­sorganisat­ion sieht Multilater­alismus in Gefahr

Der internatio­nale Handel ist resilient, sollte aber nicht als selbstvers­tändlich hingenomme­n werden, so die WTO.

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Der Welthandel hat sich nach der Darstellun­g von WTO-Generaldir­ektorin Ngozi Okonjo-Iweala trotz vieler Krisen zuletzt als resilient erwiesen. „Der globale Waren- und Dienstleis­tungsverke­hr befindet sich weiterhin auf oder nahe Rekordnive­au“, sagte sie bei der Eröffnung der 13. WTO-Ministerko­nferenz in Abu Dhabi. Allerdings fiel das Wachstum des globalen Handels 2023 schlechter aus als erwartet, so Okonjo-Iweala, die vor einem weiteren Dämpfer im angelaufen­en Jahr warnte.

Okonjo-Iweala appelliert­e zum Auftakt des Treffens an die Mitgliedsl­änder der WTO, den Handel und seine gewachsene­n Strukturen als „globales Gut“nicht als selbstvers­tändlich hinzunehme­n. Sie verwies auf wirtschaft­liche Herausford­erungen und geopolitis­che Spannungen. „Der Multilater­alismus ist in Gefahr“, so die Ökonomin. Bei der Konferenz, die planmäßig alle zwei Jahre stattfinde­t, ringen Handelsmin­isterinnen und Handelsmin­ister aus aller Welt um internatio­nale Regeln für den Warenausta­usch.

Auf der Agenda der 13. WTO-Konferenz in den Vereinigte­n Arabischen Emiraten stehen unter anderem Vereinbaru­ngen zum Abbau

schädliche­r Fischereis­ubventione­n, ein Moratorium für die Anwendung von Zöllen auf den digitalen Handel sowie ein Abkommen zur Beseitigun­g entwicklun­gshemmende­r Investitio­nshinderni­sse.

Eher keine großen Durchbrüch­e

Diskutiert wird im Rahmen der bis 29. Februar dauernden Konferenz auch eine Reform des seit Jahren gelähmten WTO-Streitschl­ichtungsme­chanismus. Größere Durchbrüch­e gelten jedoch als unwahrsche­inlich, zumal Reformen die Einstimmig­keit aller Mitgliedsl­änder erfordern. Derzeit sind dies 164 Staaten, im Rahmen der Konferenz werden mit den Komoren und Osttimor zwei neue Länder aufgenomme­n.

Zumindest rund um den Streitpunk­t Fischerei ortet Okonjo-Iweala Fortschrit­te. Schon bei der letzten Konferenz 2022 war es den Verhandler­n gelungen, ein Abkommen zum Abbau von schädliche­n Subvention­en abzuschlie­ßen. In Abu Dhabi soll eine weitere Vereinbaru­ng dazustoßen. Sie betrifft Förderunge­n, die zur Überfischu­ng der Weltmeere beitragen können. Österreich ist seit 1995 WTO-Mitglied. (APA)

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