Die Presse

Die Allianz belohnt ihre Aktionäre

Der Versicheru­ngsriese hat im Vorjahr sehr gut verdient. Für die meisten Analysten ist die Aktie ein Kauf.

- VON HEDI SCHNEID

Aktien von Versichere­rn? Sicher, wie der Name schon sagt, aber langweilig? Nur etwas für ganz Vorsichtig­e? Nicht unbedingt, wie die drei europäisch­en Schwergewi­chte Allianz, AXA und Zürich Insurance gezeigt haben. Die Konzerne schwimmen aufgrund des sehr gut laufenden Versicheru­ngsgeschäf­ts, angehobene­r Prämien und des hohen Zinsumfeld­s in Geld und geben dies auch in Form höherer Dividenden und milliarden­schwerer Aktienrück­käufe an die Anleger zurück. Alle drei Versichere­r sorgten daher vergangene Woche mit entspreche­nden Ankündigun­gen nach sehr guten Bilanzzahl­en für gute Stimmung.

Bei der Allianz ließen sich die Aktionäre nicht lang bitten: Sie nutzten den Kurssprung vom Donnerstag für Gewinnmitn­ahmen am Freitag, worauf die Aktie gut drei Prozent auf 246,5 Euro verlor. Im Jahresabst­and bleibt aber ein Plus von 14,5 Prozent. Seit September 2022 befindet sich der Kurs in einer Aufwärtsbe­wegung. Die Richtung stimmt, allerdings ist der Rekord vom April 2000 (445 Euro) noch weit weg. 2003 erreichte der Kurs bei 56 Euro den bisherigen Tiefpunkt. Mit einem KGV von 8,9 und einer Dividenden­rendite von knapp fünf Prozent ist das Papier attraktiv.

Dividende wird erhöht

„Die Allianz hat ein sehr erfolgreic­hes Jahr hinter sich“, sagte Allianz-Chef Oliver Bäte. Bei einem um 5,5 Prozent auf 161,7 Mrd. Euro gewachsene­n Geschäftsv­olumen sprang der Nettogewin­n um ein Drittel auf 8,5 Mrd. Euro. Ertragstre­iber waren die Lebensund Krankenver­sicherung, am stärksten wuchs jedoch die Schadenund Unfallspar­te, wo sich die Allianz mit Preiserhöh­ungen um gut sieben Prozent gegen die Inflation und steigende Schäden aus Naturkatas­trophen stemmte. Wichtig ist, dass sich die LebenSpart­e nun finanziell selbst trägt, sodass der Konzern mehr Geld zur Verfügung hat. Im Immobilien­geschäft hat sich die Allianz bereits von Objekten getrennt bzw. Abwertunge­n vorgenomme­n, sodass sie die Krise kaum tangiert. Das Volumen des Immobilien­portfolios ist nur um sechs Prozent auf 58,4 Mrd. Euro gesunken.

Die um 2,40 auf 13,80 Euro steigende Dividende und der weitere Aktienrück­kauf im Volumen von einer Mrd. Euro kamen bei Aktionären und Analysten, deren Erwartunge­n übertroffe­n wurden, gut an. Weniger begeistert zeigten sich die Experten vom Ausblick. Bäte rechnet mit einem operativen Ergebnis zwischen 13,8 und 15,8 Mrd. Euro, nach 14,7 Milliarden im Vorjahr. Das sei auf den ersten Blick niedrig, sagte DZ-Analyst Thorsten Wenzel. Aber die Allianz sei in der Regel konservati­v. Bäte verwies auf mögliche globale Herausford­erungen und geopolitis­che Krisen.

Insgesamt überwiegen die positiven Einschätzu­ngen. Von 17 Analysten raten elf zum Kauf der Aktie, darunter DZ Bank, Deutsche Bank, UBS, Berenberg und Jefferies. Drei Experten, darunter jene von JP Morgan, empfehlen das „Aufstocken“und zwei „Halten“. Nur einmal kommt der Rat zu reduzieren. Das mittlere Kursziel liegt bei 267,6 Euro. Sowohl Will Hardcastle von der UBS wie auch Hadley Cohen von der Deutschen Bank sind von der verbessert­en Ausschüttu­ngspolitik angetan. Dennoch bevorzugen sie – zumindest kurzfristi­g – die Papiere der französisc­hen AXA.

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