Zins senken? EZB-Räte setzen auf Zeitgewinn
Die Währungshüter wollen mehr Sicherheit über den Inflationsrückgang.
Frankfurt. Die Währungshüter der Europäischen Zentralbank weisen immer deutlicher darauf hin, dass sie weitere Belege dafür sehen wollen, dass sich die Inflation ihrem Zwei-Prozent-Ziel nähert, bevor sie mit Zinssenkungen beginnen können.
Am Freitag betonten mehrere Notenbanker, dass die geldpolitische Lockerung erst beginnen kann, wenn in den kommenden Monaten mehr Daten vorliegen – insbesondere zu den Löhnen, deren Wachstum auch nach einer leichten Abschwächung im vierten Quartal hoch bleibt.
Solche Informationen werden nur langsam eintrudeln und wahrscheinlich nicht rechtzeitig für eine erste Senkung der Zinsen auf einer Sitzung im April, sagte der griechische Zentralbankchef Yannis Stournaras, der normalerweise zu den eher taubenhaften Stimmen im EZB-Rat gehört, also zu jenen, die auf eine baldige Lockerung drängen.
„Die jüngste Verlangsamung der Löhne gibt Hoffnung, dass wir auf dem richtigen Weg sind”, sagte er in einem Bloomberg-Interview. „Aber wir werden nicht genug Informationen haben, um über Zinssenkungen vor Ende des zweiten Quartals – also im Juni – zu entscheiden.”
Angesichts der rückläufigen Inflation und der Tatsache, dass die Wirtschaft der Eurozone kaum in Schwung kommt, hat sich die Debatte darüber, wann die EZB ihre historische Zinserhöhungskampagne rückgängig machen soll, verschärft. Einige Währungshüter haben angedeutet, dass sie bereit wären, im April einen Schritt zu tun. Andere haben signalisiert, dass sie lieber abwarten und sicherstellen wollen, dass die Inflation nicht wieder ansteigt.
Marktteilnehmer haben lang spekuliert, dass die EZB nach der unerwartet starken Verlangsamung des Preisanstiegs die frühere Option wählen wird. Nach wiederholten Gegenstimmen falkenhafterer Währungshüter haben sie ihre Wetten in letzter Zeit jedoch zurückgeschraubt und halten einen ersten Schritt im Juni nun für wahrscheinlicher. (Bloomberg)