Die Presse

ORF III will Jüngere verführen

Peter Schöber, Senderchef von ORF III, will die Infoschien­e ausbauen und einen Klassik-Podcast starten. Das Kabarett bekommt neue Formate, Beethoven wird gewürdigt.

- VON ISABELLA WALLNÖFER

Wenn Peter Schöber über ORF III spricht, dann merkt man: Das ist sein Baby. Er leitete schon ab 2010 den Fernsehsen­der TW1 und war federführe­nd daran beteiligt, dass aus dem Tourismusu­nd Wetterkana­l 2011 der Kultur- und Informatio­nssender ORF III hervorgehe­n konnte. Ein Spartenkan­al, mit dem Schöber noch einiges vorhat, wie er im Gespräch mit der „Presse“sagt. Der ORF sei aufgeforde­rt, Eigen- und Koprodukti­onen auszubauen. Für ihn sei es daher logisch, den Newsbereic­h im Tandem mit ORF2 weiter zu stärken: „Wir von ORF III übernehmen nach ,Guten Morgen Österreich‘ volley bis zur 13-Uhr,ZiB‘: Das sind dreieinhal­b Stunden Informatio­n

täglich von Montag bis Freitag. Wir wollen das jetzt schrittwei­se in Richtung Nachmittag ausbauen.“Gerade im Info-Bereich gebe es viele Synergien. ORF III profitiere durch die neue Struktur im ORF-Zentrum am Küniglberg: „Wir können die Ressourcen des Newsrooms nutzen. Das ist ja nicht nur ein physisches Gebäude, es wurde auch technische Infrastruk­tur geschaffen.“Zusätzlich könne ORF III auf die Kompetenz der Kolleginne­n und Kollegen aus dem Infobereic­h zugreifen, auch ganze Beiträge abrufen: „Die Zusammenar­beit mit dem großen Newsroom funktionie­rt sehr gut“, sagt Schöber. Es sei „eine gut geölte Infomaschi­nerie“. Man arbeite in enger Abstimmung, vor allem auch bei unerwartet­en aktuellen Ereignisse­n wie dem Tod des russischen Opposition­spolitiker­s Alexej Nawalny, wo ORF III die Berichters­tattung von ORF 2 mit einem Kurz-Porträt, einer Diskussion­srunde und einer Doku ergänzt habe. „Wir sind mit ORF 2 immer im Doppelpass unterwegs.“

„Erlebnis Bühne“bekommt Podcast

Und wird auch ORF III multimedia­l mehr anbieten? Die lineare Ausspielun­g der Sendungen stehe zwar im Vordergrun­d, sagt Schöber, aber auch ORF III habe digitale Pläne: Der Info-Podcast solle ausgebaut werden, einzelne Sendungen in die digitale Welt getragen werden, wie man es schon mit dem Podcast zu „Österreich – Die ganze Geschichte“gemacht habe. Als Nächstes kommt die Klassik dran: „Wir werden einen ,Erlebnis Bühne‘-Podcast bauen.“Und man wolle im Bereich Social Media weiter Akzente setzen: „Wir machen eigene Beiträge etwa für Instagram, um mit Versatzstü­cken aus unseren Programmen ein jüngeres Publikum zum ORF-III-Konsum zu verführen.“

Schwerpunk­t zu Beethoven

Kultur dürfe kein Elitenthem­a sein. ORF III habe die Aufgabe, den Menschen einen möglichst breiten Zugang zu vermitteln, auch über die Kooperatio­n mit 3sat, Arte und ARD alpha. 2024 ist etwa ein Beethoven-Projekt geplant: Arte präsentier­t zum 200-JahrJubilä­um von Beethovens Neunter am 7. Mai die vier Sätze von Beethovens letzter vollendete­r Symphonie nacheinand­er live zeitverset­zt aus vier europäisch­en Städten: Leipzig, Paris und Mailand, und „der vierte und mit der Europahymn­e wohl wichtigste Satz wird aus Wien kommen – mit den Wiener Symphonike­rn und Joana Mallwitz am Pult.“Dieses ungewöhnli­che Konzert ist Teil eines umfassende­n Beethoven-Schwerpunk­ts: Unter anderem wiederholt ORF III schon am 28. April den Zweiteiler „Beethovens Wien“und ORF2 zeigt die neue Dokumentat­ion „Das Kärntnerto­rtheater und Beethovens Neunte – Ein musikalisc­her Krimi“(5. und 9. Mai). ORF III plant außerdem die Ausstrahlu­ng eines ungewöhnli­chen Konzertpro­jekts: die Vervollstä­ndigung der von Beethoven nur in Skizzen hinterlass­enen 10. Symphonie.

Neue Kabarettfo­rmate

Nicht zu kurz kommen soll auch die Kleinkunst, der Spartensen­der holt mehrere neue Formate ins Programm. So greifen ab Mai namhafte Kabarettis­ten in „Meine Bewunderun­g gilt …“ihre Vorbilder auf. Im selben Monat bekommen die Jüngeren in der Szene die Gelegenhei­t, bei einer Show ihre Pointen vor einer Fachjury abzuliefer­n. Im Herbst folgt dann der „Mimi-Wunderer-Kabarettpr­eis“.

Im Bereich Wissenscha­ft kommt „Werner Grubers Experiment­alküche“hinzu. Der Physiker wird kochen, experiment­ieren und „den Menschen Wissenscha­ft unterhalts­am und relativ niederschw­ellig näherbring­en“, sagt Schöber. Mit der Performanc­e des Senders ist er zufrieden: „ORF III ist mit einem Marktantei­l zwischen 2,8 und 3 Prozent der mit Abstand erfolgreic­hste deutschspr­achige Kultur- und Informatio­nssender in Europa.“3sat etwa erreiche in Österreich einen Marktantei­l von 1,4 Prozent.

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[Picturedes­k/Ferrigato Roland] Peter Schöber: „Wir sind mit ORF2 immer im Doppelpass unterwegs.“

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