Ex-RAF-Mitglied mitten in Berlin festgenommen
Nach 30 Jahren auf der Flucht tauchte die 65-jährige Daniela Klette im Berliner Bezirk Kreuzberg auf. Sie legte einen italienischen Pass mit falschem Namen vor, wurde aber anhand ihrer Fingerabdrücke identifiziert.
Die erste Festnahme war ein Fehlgriff: Vor zehn Tagen holten Spezialeinheiten am Wuppertaler Hauptbahnhof einen Mann aus einem Zug. In ihm sei das ehemalige RAF-Mitglied und der mutmaßliche Räuber Ernst-Volker Staub erkannt worden. Nach der Aufregung stellte sich heraus: Er ist es nicht.
Am Montagabend landeten Polizisten im Berliner Bezirk Kreuzberg den Coup. Sie konnten das ExRAF-Mitglied Daniela Klette festnehmen. Sie wurde wie Staub und deren mutmaßlicher Komplize Burkhard Garweg wegen versuchten Mordes und insgesamt einem Dutzend Raubüberfällen gesucht, bei denen die Drei fast zwei Millionen Euro erbeuten konnten.
Die Polizisten trafen Klette in einem Mehrfamilienhaus in Kreuzberg an. Sie legte einen italienischen Pass mit anderem Namen vor, wurde aber anhand ihrer Fingerabdrücke identifiziert. Sie hatte ihr Aussehen nicht chirurgisch oder anderweitig verändert, sagten die Ermittler am Dienstag.
Hinweis im November 2023
Klettes Festnahme erfolgte nur zwei Wochen nachdem in der Fernsehsendung „Aktenzeichen XY…
Ungelöst“um Hinweise zu den drei früheren RAF-Mitgliedern gebeten wurde. Über hundert Tipps trafen daraufhin bei der zuständigen Staatsanwaltschaft im niedersächsischen Verden ein. Die Ermittler sagten, der entscheidende Hinweis für die Festnahme sei aber bereits im November 2023 eingelangt.
Klette gehörte zur dritten Generation der linken Terrorgruppe Rote Armee Fraktion (RAF). Dieser wird unter anderem vorgeworfen, den damaligen Chef der Deutschen Bank, Alfred Herrhausen, und den Chef der für die Privatisierung der DDR-Betriebe zuständigen Treuhandanstalt, Detlev Karsten Rohwedder, ermordet zu haben. Der
Großteil der Verdächtigen ist seit mehr als 30 Jahren untergetaucht.
Klettes Fall gilt als besonders, weil die Ermittler bereits davon ausgingen, dass sie sich zumindest zeitweise in Deutschland aufhielt. Anhand von DNA-Spuren verknüpften sie das Ex-RAF-Mitglied mit sechs Raubüberfällen in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen zwischen 1999 und 2016.
Zweite Person festgenommen
Mit den Worten „Dies könnten auch ihre Nachbarn sein“fahndete das Landeskriminalamt Niedersachsen nach Klette, Staub und Burkhard. Insgesamt bis zu 150.000 Euro Belohnung versprachen die
Ermittler für Hinweise, die zu den drei Flüchtigen führen.
Ob Klette in der Berliner Wohnung auch Mitbewohner hatte und wie lange sie sich dort aufhielt, wollten die niedersächsischen Ermittler am Dienstag nicht sagen. Die 65-Jährige wurde alleine angetroffen, habe keinen Widerstand geleistet und sitzt nun in Untersuchungshaft. In den vergangenen Jahren wurde spekuliert, die ExRAF-Mitglieder könnten Hilfe aus der linksextremen Szene erhalten. Am Dienstagnachmittag wurde bekannt, dass in Berlin ein Mann festgenommen wurde. Ob es sich dabei um Garweg oder Staub handelt, wurde noch geprüft.