Sankt Marx: Wo Wien nicht einmal sich selbst gehört
Wenn eine Großbrache in die Jahre kommt: vom Zwischennutzen und Verantwortungabschieben.
Wer baut Wien?“, fragte 2007 der Raumplaner Reinhard Seiß – und gab ein ganzes Buch lang enthüllende Antworten darauf. „Wer baut Wien?“, fragt sich dieser Tage auch die Nachbarschaftsinitiative „St. Marx für alle“. Denn selbst da, wo unstreitig Wien draufsteht, will Wien nicht immer drinnen sein.
Zum Sachverhalt: Mitten im ehemaligen Schlachthofgelände zu St. Marx klafft seit Jahrzehnten ein vier Hektar großes Stadtplanungsloch, das schon mehrere monumentale Projektideen verschlungen hat. Derzeit ist dort die Errichtung einer Großveranstaltungshalle vorgesehen, ein Vorhaben, das sich – immer wieder stolpernd, aber doch – der Realisierung nähert. Ihr Name: „Wien Holding Arena“, dem Projektträger nach.
Freilich, mittlerweile haben sich in besagtem Loch allerlei herzerwärmende Zwischennutzungen angesiedelt: vom Skaterpark bis zur Gemeinschaftsgärtnerei. Dass die nun um ihre Existenz fürchten, ist genauso verständlich, wie dass an dermaßen verkehrsgünstiger Stelle, nächst der Südosttangente, eine Großbrache nicht auf ewig Brache bleiben kann – unabhängig davon, ob denn eine Großveranstaltungshalle der Stadtplanungsweisheit letzter Schluss sein muss.
All das würde von obgenannter Initiative gerne diskutiert, nur mit wem? Die Stadt Wien, bei einschlägigen Projektpräsentationen stets zur Stelle, will mit der Sache nichts zu tun haben: Eine entsprechende Petition, von „St. Marx für alle“eingebracht, wurde amtlich abgeschmettert. Eigner der betreffenden Liegenschaft sei nämlich nicht die Stadt, vielmehr die „Fleischmarkt St. Marx Liegenschaftsentwicklung GmbH“, an der die Stadt auch nicht beteiligt sei.
Was stimmt. Die nämlich ist eine Tochter der Wien Holding, und erst die – erraten! – steht im Eigentum der Stadt. Aber was heißt das schon? Bei Bedarf gehört die Stadt Wien sicher nicht einmal sich selbst.