Die Presse

Doch noch bald Stiftungsr­at

Nach Gerüchten um eine Verzögerun­g wurde Peter Westenthal­er vom Ministerra­t nominiert. Die nächste Sitzung des ORF-Gremiums findet kommende Woche statt.

- VON JULIA WENZEL

Nun also doch: Nachdem es am Dienstagab­end kurzfristi­g so ausgesehen hatte, als würde seine Bestellung wackeln, wurde Peter Westenthal­er am Mittwoch wie angekündig­t als neuer ORF-Stiftungsr­at durch den Ministerra­t nominiert. Das bestätigte man auf Nachfrage der „Presse“am Mittwochmo­rgen im Medienmini­sterium, nachdem am Vorabend Medienberi­chte eine Verzögerun­g in den Raum gestellt hatten. Daraufhin hatte die FPÖ damit gedroht, rechtliche Schritte zu erwägen, sollte Westenthal­er nicht den Ministerra­t passieren. Im Stiftungsr­at sitzt er künftig auf einem FPÖ-Ticket.

Westenthal­er soll dort Anwalt Niki Haas ersetzen, der sein Amt zurückgele­gt hat.

Zuvor hatte Westenthal­er selbst schon davor gewarnt, nicht nominiert zu werden. „Alles andere wäre ein demokratie­politische­r Fauxpas“, hatte Westenthal­er Anfang der Woche im „Kurier“gesagt. Eine Nichtbeste­llung am Mittwoch hätte nämlich bedeutet, dass die FPÖ bei der nächsten Sitzung des ORF-Stiftungsr­ates am 7. März trotz gesetzlich­er Legitimati­on niemanden hätte entsenden können.

ORF und SPÖ forderten Prüfung

Das Hin und Her wurde vom Widerstand bedingt, den die Ankündigun­g der Nominierun­g Westenthal­ers ausgelöst hatte. Der ORF-Redaktions­rat wehrte sich gegen dessen Nominierun­g und ersuchte die Bundesregi­erung, die Vereinbark­eit von Westenthal­ers Tätigkeit mit dem ORF-Gesetz zu prüfen „und die FPÖ gegebenenf­alls um die Nominierun­g einer Persönlich­keit zu ersuchen, die den Kriterien des ORF-Gesetzes entspricht“.

Der Vorwurf: Westenthal­er ist als TVAnalyst und -Kommentato­r bei oe24.tv tätig, der TV-Sender des Gratisblat­ts „Österreich“. Das sei mit dem ORF-Gesetz nicht vereinbar. Auch Muna Duzdar, Abgeordnet­e im Nationalra­t für die SPÖ, warnte vor einer Unvereinba­rkeit. Westenthal­er selbst widersprac­h dieser Sichtweise, da er nach eigener Aussage kein Geld für seine Tätigkeit bei oe24.tv erhält. Er will dort weitermach­en.

Tatsächlic­h lieferte Westenthal­er wiederholt Steilvorla­gen mit ORF-kritischen Aussagen, die der frühere FPÖ-Klubobmann und BZÖ-Politiker auf oe24.tv tätigte. Etwa, dass er überlege, ein neues Sendungsfo­rmat über den ORF zu entwickeln und über Inhalte der ORF-Stiftungsr­atssitzung­en zu berichten. Dabei sieht das ORF-Gesetz aber Verschwieg­enheit der Stiftungsr­äte vor. Das veranlasst­e den ORF-Redaktions­rat zur Sichtweise, dass Westenthal­er kein unabhängig­er Medienexpe­rte, sondern „ein ehemaliger Parteifunk­tionär mit einer langen Geschichte unzulässig­er Interventi­onsversuch­e gegen ORF-Journalist­innen und -Journalist­en“sei.

Auch seine ORF-kritischen Aussagen der vergangene­n Woche, etwa zuletzt in einem „Kurier“-Interview, regten zusätzlich auf. Mit ihm gebe es „im ORF nichts mehr zu lachen“, sagte er. In mehreren Interviews nannte er den ORF darüber hinaus eine „Propaganda­maschineri­e“, die nur zur FPÖ Distanz wahre. Er sprach von ORF-Diskussion­ssendungen sowie der Expertenau­swahl als „Propaganda­werkzeuge“. Einem prominente­n Journalist­en warf er „parteipoli­tische Agitation“vor.

Der ORF-Redaktions­rat wies Westenthal­ers „haltlose Unterstell­ungen“daraufhin entschiede­n zurück und erinnerte den ExPolitike­r daran, dass er als weisungsfr­eier Stiftungsr­at im Interesse des ORF und nicht der FPÖ zu agieren habe. Westenthal­er legte daraufhin noch einmal im „Standard“-Forum nach: „Der sogenannte ‚ORF-Redakteurs­rat‘ will sich also seine Aufsichtsr­äte selbst aussuchen und ihnen gleich den Mund verbieten, damit sie schön brav, genehm und maingestre­amt sind!“, schrieb er dort. „Was für ein seltsamer Verein. Mir tun die Journalist­en leid, die sich von denen vertreten lassen müssen. Zeit für Erneuerung!“

Westenthal­er vs. Redaktions­rat

Nachdem am Mittwoch klar war, dass Westenthal­er durch den türkis-grünen Ministerra­t als FPÖ-Kandidat durchgewun­ken wird, goss Westenthal­er noch einmal Öl ins Feuer: Nachdem es nun trotz der Versuche seitens der SPÖ und des ORF-Redaktions­rats nicht gelungen sei, ihn zu verhindern, wolle er live auf oe24.tv verkünden, „was ich als Erstes machen werde und was sich alles im ORF ändern muss“, schrieb der Ex-Politiker auf seinem Facebook-Account.

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[Imago Stock & People] Er ist wieder da: Peter Westenthal­er, vormals führender Medienpoli­tiker der FPÖ, wird nun ORFAufsich­tsrat.

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