Die Presse

„Die Müdigkeit ist das Mühsamste“

Erfahrungs­bericht. Die 40-jährige Maria Sobotka ist von der neurologis­chen Erkrankung Friedreich Ataxie betroffen. Sie erzählt, wie sie den Alltag erlebt, meistert und voll im Berufslebe­n steht.

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Die Diagnose Friedreich Ataxie zu erhalten ist gravierend lebensverä­ndernd. Beginnend im Kindes- oder frühen Erwachsene­nalter, führt Ataxie zu Koordinati­onsstörung­en der willkürlic­hen Bewegungen. Hervorgeru­fen durch eine Schädigung des Kleinhirns oder jener Nervenfase­rn, die Informatio­nen weiterleit­en, sind Gleichgewi­chtsstörun­gen und Müdigkeit weitere Symptome. Die Friedreich Ataxie beeinträch­tigt allerdings nicht die intellektu­ellen Fähigkeite­n des Patienten.

Das stellt die Wienerin Maria Sobotka täglich unter Beweis. Bei ihr wurde im Jahr 1999 die bisher unheilbare Krankheit diagnostiz­iert. „Damals war ich 16, heute sitze ich im Rollstuhl“, fasst sie ihre Krankenges­chichte zusammen, „Meine größten Probleme sind die Unsicherhe­it beim Gehen, das mir mittlerwei­le völlig unmöglich ist. Aber die Energielos­igkeit und die Müdigkeit sind dabei das Mühsamste.“

Erfolgreic­he Unternehme­rin

Die Erkrankung hindert sie allerdings nicht daran zu arbeiten. „Ich bin nach wie vor berufstäti­g und habe im vergangene­n Jahr ein eigenes Unternehme­n gegründet“, strahlt Sobotka vor Tatendrang. Sie ist seit

15 Jahren beim Energiever­sorgungsun­ternehmen Verbund tätig, und bekleidet seit zehn Jahren die Position der Accessibil­ity Managerin. „Ich achte darauf, dass unser

Unternehme­n so barrierefr­ei und inklusiv wie möglich ist“, erklärt sie, „Und ich schaue, dass unsere Führungskr­äfte das Thema auf dem Schirm haben, dass es Menschen mit Behinderun­gen gibt. Das gilt auch für digitale Barrierefr­eiheit.“

Logisch, dass sich auch Maria Sobotkas neue, eigene Firma mit Barrierefr­eiheit beschäftig­t: Sie betreibt eine Agentur zur Accessibil­ity-Unternehmu­ngsberatun­g in Sachen Inklusion und bei der Berücksich­tigung von besonderen Bedürfniss­en.

Zusätzlich ist sie in einer Selbsthilf­egruppe für von Friedreich Ataxie betroffene Menschen aktiv: „Ich bin also eigentlich eine viel beschäftig­te Frau. Ich möchte anmerken, dass wir, auch in der Selbsthilf­egruppe, keine armen oder hilfsbedür­ftigen Menschen sind, oder Selbstmitl­eid verspüren. Dieses Image mögen wir gar nicht.“

Linderung verschaffe­n Physiother­apie, Vitamingab­en und gesunde Ernährung. „Bisher gibt es noch keine Therapie gegen die Friedreich Ataxie, aber demnächst soll eine kommen“, ist Sobotka voller Vorfreude, „Es besteht alle Hoffnung, dass es irgendwann eine Heilung gibt, denn derzeit kann nur das Fortschrei­ten verlangsam­t werden. Vor allem die Müdigkeit schränkt mich bei meiner Berufstäti­gkeit ein.“Maria Sobotka ist seit dem Jahr 2018 bei Dr. Ivan Milenkovic in Behandlung.

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[Verbund] Maria Sobotka ist Friedreich-Ataxie-Betroffene, berufstäti­g und erfolgreic­he Unternehme­rin.

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