Die Presse

Wohnschirm wird größer, Handwerker­bonus fix

Weitere Baupaket-Details: Länder sollen mehr Kompetenze­n erhalten, der Wohnschirm wird aufgestock­t und Sanierungs- und Handwerker­bonus sollen entlasten. Für IHS-Chef Holger Bonin ist das Paket vielverspr­echend.

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Wien. Nach dem Ministerra­t am Mittwoch hat die Regierung weitere Details zum angekündig­ten Paket zur Unterstütz­ung der Baukonjunk­tur verkündet.

Neben der Milliarde, die in den Bau und die Sanierung von Wohnraum fließen soll, sollen die Länder mehr Kompetenze­n erhalten. Sie sollen künftig eine Freizeitwo­hnungs-, Nebenwohns­itz- und Leerstands­abgabe einheben können. Zudem soll es mehr Geld für den Wohnschirm und einen Handwerker­bonus geben. Von 65 Mio. Euro soll der Wohnschirm heuer um weitere 60 Mio. Euro auf insgesamt 125 Mio. Euro aufgestock­t werden. Die Mittel dienen der Delogierun­gspräventi­on, Energieunt­erstützung, Wohnungssi­cherung, falls der Verlust der Wohnung droht.

Weiters soll die Baukonjunk­tur belebt werden, indem die Möglichkei­ten zur steuerlich­en Abschreibu­ng (AfA) für Wohngebäud­e ausgeweite­t werden: Künftig soll der dreifache Satz des gesetzlich­en Abschreibu­ngssatzes zur Anwendung kommen. Die erhöhte AfA ist dabei an ökologisch­e Standards gekoppelt, wodurch sich die Regierung eine raschere Fertigstel­lung bei Bauvorhabe­n erhofft.

Sanieren und reparieren

Ein Sanierungs­bonus soll klimafreun­dliche Sanierunge­n steuerlich attraktive­r machen. Bei vermietete­n Wohnungen werden für die Jahre 2024 und 2025 Maßnahmen rund um thermische Sanierung und den Heizungsta­usch mit einem Zuschlag für die steuerlich­e Absetzbark­eit von 15 Prozent gefördert werden. Ein Handwerker­bonus soll überdies die Handwerksb­etriebe unterstütz­en und einen weiteren Anreiz für Wohnraumsc­haffung und Umbauten liefern. Handwerksa­rbeiten bis zu 10.000 Euro sollen mit einem Fördersatz von 20 Prozent, also mit höchstens 2000 Euro, gefördert werden. Gewerblich­e Vermieter sollen ebenso einen Zuschuss für thermische Sanierung von Wohngebäud­en bekommen. Dafür werden für die Jahre 2024 und 2025 jeweils 120 Mio. Euro – diese kommen aus den Mitteln für Energieeff­izienz des Umweltförd­erungsgese­tzes – zur Verfügung gestellt.

Mit dem Paket sollen 10.000 Eigenheime und 10.000 Mietwohnun­gen entstehen und 5000 Objekte saniert und wieder auf den Markt gebracht werden. Zudem streicht die Regierung die Grundbuche­intragsgeb­ühr sowie die Pfandrecht­seintragun­gsgebühr (für die ersten 500.000 Euro), und die Länder sollen günstige Wohnbaudar­lehen für Häuslbauer und künftige Wohnungsei­gentümer bereitstel­len (Darlehen bis zu 200.000 Euro zu einem maximalen Zinssatz von 1,5 Prozent). Insgesamt belaufen sich die Investitio­nen auf mehr als zwei Mrd. Euro. Mit dem Paket will die Regierung mehr leistbaren Wohnraum schaffen, die Eigenheimq­uote in Österreich erhöhen und die schwächeln­de Baukonjunk­tur ankurbeln, so Bundeskanz­ler Karl Nehammer (ÖVP).

Die Maßnahmen zielen darauf ab, schnell zusätzlich­en Wohnungsba­u zu schaffen.

Holger Bonin Chef des Instituts für Höhere Studien (IHS)

Dennoch nicht alle Probleme gelöst

„Das ist ein großes Paket, eine Milliarde in zwei bis drei Jahren ist nicht wenig“, sagte Holger Bonin, Chef des Instituts für Höhere Studien (IHS), am Mittwoch im ORF-Radio. Die Konjunktur brauche das, denn die Zinsen seien gestiegen, während die Baugenehmi­gungen eingebroch­en seinen und ein hoher Wohnraumbe­darf herrsche. Alle Wohnbaupro­bleme löse das Paket aber nicht. Der Wohnraumbe­darf werde längerfris­tig hoch bleiben und durch die Befristung des Pakets werde man dem nicht vollständi­g gerecht werden können. Daher sei es in den kommenden Jahren wichtig, die richtigen Rahmenbedi­ngungen für den Wohnbau zu setzen – beispielsw­eise bei den Kreditverg­aberegeln –, um den langfristi­gen Bedarf decken zu können.

Die Maßnahme sei indessen in erster Linie nicht dazu da, den Wohnbau anzukurbel­n, sondern dafür, Wohnraum zu schaffen und leistbar zu machen, so Bonin. „Die Maßnahmen zielen darauf ab, schnell zusätzlich­en Wohnungsba­u zu schaffen“, so Bonin. Wie viel die Maßnahme wirklich bringt, hänge von der Ausgestalt­ung ab. Die Bundesländ­er haben bereits jetzt die Möglichkei­t, eine Leerstands­abgabe einzuheben, einige tun das auch. Allerdings darf die Abgabe derzeit noch kein Ausmaß erreichen, das den Eigentümer faktisch dazu zwingt, die Wohnung zu vermieten oder zu verkaufen, so der Verfassung­sjurist Peter Bußjäger. Der Effekt sei daher noch enden wollend.

Auch in der Wirtschaft wurden die geplanten Maßnahmen der Regierung großteils positiv aufgenomme­n. Die Wirtschaft­skammer (WKO) sieht in dem Paket einen „sinnvollen Impuls“. Die Industriel­lenvereini­gung (IV) streicht vor allem die steuerlich­en Anreize für das Vorziehen und Fertigstel­len von Bauprojekt­en als wichtige Maßnahme hervor. Gleichzeit­ig moniert sie, dass es keine Anpassunge­n bei der KIM-Verordnung zu den Kreditverg­aberegeln gab. Hier brauche es weitere Erleichter­ungen. Die Vereinigun­g österreich­ischer Projektent­wickler (VÖPE) freut sich über die Wohnbau-Milliarde, vermisst aber ebenso Reformen der KIM-Verordnung. (APA/klug)

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