Immer kurz-, mittel- und langfristig planen
Bei der Veranlagung spielen vor allem Kredite, Zinsen und Inflation als auch das Risiko-Rendite-Verhältnis eine große Rolle. Eric Samuiloff von der Wirtschaftskammer Wien klärte auf.
Eric Samuiloff ist Fachgruppenobmann Finanzdienstleister der Wirtschaftskammer Wien und berät Privatpersonen und Unternehmen in allen Lebenslagen rund ums Thema Geld. In seinem Vortrag verschaffte er einen Überblick über die finanziellen Instrumente und unterschiedlichen Konzepte. „Es gibt Finanzierungsarten für kurzfristige und längerfristige Verwendungsarten.“Samuiloff zeigte hierbei unter anderem auf, wo es Stolperfallen gibt. „Leasing ist eines der meist missverstandenen Finanzierungsinstrumente. Unter Leasing versteht man die Überlassung eines Gebrauchsgegenstandes gegen Bezahlung von Raten mit verpflichteten Restzahlungen.“Hier werde oft mit irreführenden Kaufoptionen geworben, die den Anschein erwecken, dass man ein Produkt besonders günstig erwerben könne – in Wirklichkeit verstecken sich jedoch viele unberücksichtigte Kosten in dem Deal. „Wichtig ist, immer die Summe über alle Zahlungen eines Leasingangebotes zu machen, um zu sehen, wie viel ein Produkt im Endeffekt wirklich kostet.“
Ein polarisierendes Thema ist auch die Frage nach Fix- oder Variablefinanzierung. „Die meisten Kredite sind Variablefinanzierung. Eine Ausnahme bildet der Hypothekarbereich, in dem Fixfinanzierungen dominieren.“Gerade in Inflationszeiten, wenn Zinsen steigen, trifft es Schuldner besonders stark, wenn sie in langfristigen Krediten mit variablen Zinsen stecken. „Ob eine Umschuldung auf Fixverzinsungen Sinn macht, kommt immer auf die Restlaufzeit
an, denn jeder Umstieg kostet Geld“, ergänzte Samuiloff in der anschließenden Diskussion, in der dieses Thema ebenfalls intensiv besprochen wurde.
Karin Meier-Martetschläger, Geschäftsführerin der Pfandleihanstalt Martetschläger, sprach sich klar für Fixzinsen aus. „Natürlich hat man mit variablen Zinsen die Chance, sich einiges zu ersparen, wenn die Zinsen niedrig sind, genauso ist aber das Risiko stets gegeben, dass der Kredit sehr teuer werden kann.“Die Finanzexpertin ist Verfechterin klarer Ziele. „Wenn man Schulden hat, muss man immer wissen, wie viel Geld man aufbringen
muss, um die Schulden zu begleichen. Das können nur Fixzinsen garantieren.“Bei variablen Zinsen hingegen ist es der Blick in die Glaskugel. „Niemand weiß, wie sich die Zinsen in Zukunft entwickeln und wenn man Schulden aufnimmt, sollte man immer wissen, worauf man sich einlässt.“
Kursentwicklungen im Blick
Samuiloff gab in seiner Keynote auch Einblick in die Zinsentwicklung. Bei kurzfristigen Veranlagungen liegt diese Zeitspanne um die zehn Jahre, bei langfristigen Veranlagungen sind zehn Jahre die unterste Grenze. Man wird erkennen,
dass es ein ständiges Auf und Ab gibt, dass es jedoch bei einem rund zwanzigjährigen Zeitraum für Emittenten kontinuierlich günstiger geworden ist, Anleihen zu begehen. Die Zinsen sind über Dekaden gesunken, in den vergangenen Jahren jedoch deutlich angestiegen.
Beim Thema Veranlagung schwingt immer die Frage mit: Wie viel Risiko muss man nehmen, um Ertrag zu erzielen? Im Vortrag brachte der Experte der Wirtschaftskammer mit dem „Sharp Ratio Diagramm“ein Messinstrument, betonte aber stets das oberste Credo: „Es ist eine persönliche Entscheidung, welche Veranlagung man wählt. Wichtig ist, im Vorhinein zu wissen, mit welchen Kursschwankungen man leben kann, ohne, dass die Lebensqualität darunter leidet.“
In der Diskussionsrunde bedauerte Goran Maric, Geschäftsführer von Three Coins, die schlecht ausgeprägte Investitionskultur in Österreich. „Daher sollten wir über die Demokratisierung der Finanzen sprechen, damit sich für Menschen Möglichkeiten eröffnen. Investitionsentscheidungen zu treffen, mit denen sie vom Kapitalmarkt profitieren können. Derzeit ist dieses Thema jedoch leider sehr stark angstbehaftet.“