Flugzeuge sind so voll wie noch nie
Der Flughafen Wien verzeichnete 2023 einen höheren Gewinn und mehr Passagiere. Um als Standort attraktiv zu bleiben, muss er sich trotzdem bemühen.
30 Millionen Passagiere nutzen den Flughafen Wien heuer zur An- oder Abreise. Das erwarten die beiden Flughafen-Vorstände Julian Jäger und Günther Ofner, die am Mittwoch die Flughafen-Bilanz präsentierten. Das Schwergewicht an der Wiener Börse kann auf ein starkes Jahr zurückblicken: Der Nettogewinn stieg um 47,2 Prozent auf 188,6 Millionen Euro. Der Umsatz legte um mehr als 30 Prozent auf 931,5 Millionen Euro zu.
Die Reiselust ist nach der Pandemie endgültig zurück. Die Auslastung der Flugzeuge ist so hoch wie bisher noch nie – durchschnittlich liegt die Belegung der Maschinen bei 80,5 Prozent. Im vergangenen Jahr wuchs das globale Volumen der internationalen Reisen um 33 Prozent und lag damit noch zwölf Prozent unter dem Niveau von 2019. Das gaben die Veranstalter der Reisemesse ITB jüngst bekannt. Was sich zudem abbildet, ist die Rückkehr der asiatischen Auslandsreisenden.
Der Flughafen Wien erholt sich aber deutlich schneller als andere Flugplätze – die deutschen Großstädte hinken noch hinterher. Die Resilienz in Wien zeigt sich vor allem beim Passagieraufkommen: Das Niveau lag im Vergleich zum Jahr 2019 wieder bei 93 Prozent. In München wurde 2023 das Vorkrisenniveau erst zu 80 Prozent erreicht und in Frankfurt zu 84 Prozent. Zürich, der Heimatflughafen der AUA-Schwester Swiss, hat die Passagierzahlen von 2019 zu 92 Prozent geschafft.
Dennoch bleibt es für die Fluggesellschaften eine Herausforderung, aus dem Standort Wien ein Drehkreuz zu machen, wie AUAChefin Annette Mann kürzlich in einem „Presse“-Interview sagte. Das vor allem deshalb, weil es etwa im Vergleich zu Zürich, trotz einer ähnlichen Größe, viel weniger internationale Konzerne gebe. Daher ist der Standort Wien auf Umsteigeverkehre angewiesen, und da spielen Standortkosten eine große Rolle. Die Aktionäre ließen sich davon
nicht aus der Ruhe bringen, an der Börse stiegen die Papiere des Flughafens im Tagesverlauf um 0,7 Prozent. Und die Aktionäre profitieren von einer erhöhten Ausschüttungsquote: Der Vorstand schlägt bei der Hauptversammlung eine Dividende von 1,32 Euro je Aktie vor. Das ist um 70 Prozent mehr als noch im Vorjahr, 2022 lag die Dividende bei 0,77 Euro. Der Grund dafür: Der Konzern ist seit Kurzem schuldenfrei. Ein Darlehen der European Investment Bank wurde im Dezember acht Jahre vor Ablauf zurückgezahlt.
200 Millionen Euro Investition
Und vorerst werden auch keine neuen Schulden fällig, auch wenn sich die Investitionen heuer verdoppeln. 200 Millionen Euro fließen 2024 aus dem Eigenkapital: großteils in die Süderweiterung des Terminal 3. Im Februar erfolgte der Spatenstich dafür. Bei der geplanten dritten Start- und Landebahn wird, so Jäger, heuer keine Entscheidung fallen. Es laufen aber Vorbereitungen, um bis 2026 entscheidungsfähig zu sein. Von der Dividendenrendite von drei Prozent profitieren auch die Mitarbeiter. Denn die Mitarbeiterstif
tung hält zehn Prozent der Aktien. Zugelegt hat die Verkehrsentwicklung nicht nur bei den Fluggästen, auch der Frachtverkehr sticht heraus: 2023 stieg dieser um mehr als 16 Prozent auf 21.000 Tonnen. Das liegt einerseits an einer Kooperation mit Incheon Airport, dem größten Flughafen Südkoreas.
Luftfracht nimmt deutlich zu
Andererseits wird die Luftfracht von chinesischen Paketen überschwemmt – dabei vor allem durch die Billiganbieter Shein und Temu. Wie Reuters kürzlich analysierte, beläuft sich das tägliche Frachtvolumen dieser beiden Unternehmen auf bis zu 5000 Tonnen. Zum Vergleich: Apple versendet maximal 1000 Tonnen Ware pro Tag.
Und gleichzeitig setzen viele Unternehmen wegen des andauernden Konflikts im Roten Meer verstärkt auf den Flugverkehr, um wichtige Teile zeitnah in die Fabrikhallen zu bekommen. Es ist nicht ein einzelnes Ereignis Grund für die Steigerung, sagte Jäger. Die Verbindung nach Asien wird aber nicht nur mit Südkorea gestärkt. Auch eine Verbindung nach Japan wird mit August wieder aufgenommen. Drei Tage in der Woche fliegt die japanische Fluggesellschaft ANA wieder direkt von Wien nach Tokio.