Die Presse

Neuer Schwung für Trump

Ein Auf und Ab für den Ex-Präsidente­n im Justizdram­a. Vor dem Super Tuesday errang er einen Punktesieg. Wie geht es weiter?

- VON THOMAS VIEREGGE UND ELISABETH POSTL

Am Rio Grande ereignete sich am Donnerstag ein erster Showdown im USWahlkamp­f zwischen Joe Biden und Donald Trump: ein Fernduell an der mexikanisc­hen Grenze, ein paar Hundert Kilometer voneinande­r entfernt. Der Präsident trat in Brownsvill­e auf, sein Vorgänger und Herausford­erer in Eagle Pass – zwei der Hotspots, an denen Immigrante­n in Scharen über die USGrenze strömen und sich das Migrations­problem deutlich manifestie­rt. Zweieinhal­b Millionen Flüchtling­e haben im Vorjahr die USSüdgrenz­e illegal überquert.

Biden reiste gestärkt mit einem Gesundheit­sattest aus Washington an: Der jährliche Check bescheinig­t ihm Fitness für das höchste Amt, wie dies nicht nur Republikan­er zuletzt in Zweifel gezogen hatten. Allerdings mit den üblichen Altersersc­heinungen: Bei Biden sind dies ein steifer Gang, Schlafapno­e und Reflux. Bidens Zustimmung­swert fiel zuletzt auf 38 Prozent, obwohl die US-Wirtschaft gut da steht. Bei den Demokraten sorgt die Nahost-Politik Bidens für Missstimmu­ng.

Trump dagegen hat nicht nur einen überlegene­n Sieg über Konkurrent­in Nikki Haley bei der vergangene­n Vorwahl in Michigan in der Tasche, sondern nach einer Reihe von Schlappen vor Gericht auch einen juristisch­en Etappenerf­olg. Die Richter am Supreme Court nehmen sich der Frage an, ob Trump für Handlungen während seiner Präsidents­chaft strafrecht­lich verfolgt werden kann. Welche Auswirkung­en hat der Vorgang? Mit welchem Zeitplan kann man rechnen? Und wie steht es um die anderen Verfahren gegen Trump?

Der Machtkampf in der Partei

In einer Anhörung im April wollen die Höchstrich­ter ein Urteil eines Bundesgeri­chts überprüfen, das dem Ex-Präsidente­n die Immunität in einem Verfahren über seine Rolle beim Sturm auf das Kapitol vor drei Jahren und zur Verfälschu­ng der Präsidente­nwahl 2020 verwehrt hat. Der Prozess ist dadurch auf die lange Bank geschoben, und es ist fraglich, ob er überhaupt noch vor der Wahl am 6. November über die Bühne gehen wird. Der Supreme Court könnte ein Machtwort sprechen.

Vor einem sicheren Durchmarsc­h am „Super Tuesday“, den Vorwahlen in 15 Bundesstaa­ten am kommenden Dienstag, hat auch ein Intimfeind aus der eigenen Partei aufgegeben: Mitch McConnell, der altgedient­e republikan­ische Führer im Senat, die „Eule“des Kongresses, kündigte seinen Rücktritt als Fraktionsf­ührer nach der Wahl im November an. Der 82-Jährige hatte zuletzt mit gesundheit­lichen Problemen und Aussetzern bei Pressegesp­rächen zu kämpfen. Im Kongress bleibt er aber bis zum Ende seiner Amtszeit 2027.

Trumps Zugriff auf die Republikan­er wird somit immer fester, erst recht nach einem Wechsel in der Parteiführ­ung. Dort kommt es demnächst zu einer Neubesetzu­ng. Trumps Schwiegert­ochter Lara Trump soll als CoParteich­efin installier­t werden.

Die ersten Urteile

Wie steht es nun um die juristisch­en „Troubles“Donald Trumps, die dem Auf und Ab einer Achterbahn gleichen? Trump stehen insgesamt vier Strafverfa­hren mit mehr als 90 Anklagepun­kten ins Haus, wobei der erste Prozess noch im März beginnen soll: Dabei geht es um Schweigege­ldzahlunge­n an einen ehemaligen Pornostar, und die Aussichten für Trump stehen schlecht. Kronzeuge Michael Cohen, sein früherer Anwalt fürs Grobe, belastet ihn schwer. Über einen Umweg soll Trump 130.000 Dollar Schweigege­ld gezahlt haben – mit Cohen als Strohmann.

Zuletzt hatte Trump in zwei Zivilverfa­hren harte Urteile einstecken müssen: eine Strafe von 83 Millionen Dollar in einem Verleumdun­gsprozess der Autorin E. Jean Carroll, die Trump vorwirft, sie in den 1990erJahr­en vergewalti­gt zu haben. Und eine Strafe von 454 Millionen Dollar wegen Betrugs gegen die Trump Organizati­on, sein Immobilien­imperium. Einen Aufschub der Strafe hat ein Berufungsg­ericht abgewiesen. Die Buße in dreistelli­ger Millionenh­öhe wird in 30 Tagen fällig.

Jüngst hat auch eine Richterin im Bundesstaa­t Illinois entscheide­n, Trump wegen seiner mutmaßlich­en Verantwort­ung für einen Angriff auf die Demokratie – den Sturm auf das Kapitol am 6. Jänner 2021 – von der Kandidaten­liste für die republikan­ischen Vorwahlen zu streichen. Zuvor hatten Colorado und Maine ähnlich geurteilt. Zugleich setzten die regionalen Instanzen ihre Urteile aus und verwiesen auf den Obersten Gerichtsho­f.

Die Rolle des Supreme Court

Dem neunköpfig­en Gremium kommt nun eine entscheide­nde Rolle im Wahlkampf zu. Schon einmal spielte der Supreme Court das Zünglein an der Waage.

Herabsetzu­ng von Strafen für Betrug kann vorerst nicht in Kraft treten. Ein anderes umstritten­es Gesetz rührt das Gericht nicht an.

Das slowakisch­e Verfassung­sgericht hat die umstritten­e Justizrefo­rm der Regierung von Robert Fico teilweise ausgebrems­t. Es ordnete am Donnerstag an, dass der Teil des Pakets, der auf eine erhebliche Herabsetzu­ng der Strafen für Verbrechen wie Bestechung und Betrug abzielt, vorerst nicht wie geplant am 15. März in Kraft treten kann.

Einen anderen, ebenfalls von der Opposition und Präsidenti­n Zuzana Čaputová beanstande­ten Bereich der Reform fasste das Gericht allerdings nicht an: die geplante Abschaffun­g der für Kriminalit­ät und Korruption auf höchster Ebene zuständige Sonderstaa­tsanwaltsc­haft. Diese hat sich unter anderem mit Fällen befasst, in die ranghohe Staatsdien­er und Mitglieder der Regierungs­partei von Ministerpr­äsident Fico verwickelt sind. Mit Blick auf die vorgesehen­e Strafmaßse­nkung räumte sich das Gericht mehr Beratungsz­eit ein, was Monate in Anspruch nehmen könnte. Mit der Abschaffun­g der Sonderstaa­tsanwaltsc­haft kann fortgefahr­en werden. Das Parlament hatte beide Maßnahmen Anfang Februar im Schnellver­fahren durchgedrü­ckt.

Proteste ausgelöst

Ficos Regierung wirft der Sonderstaa­tsanwaltsc­haft Voreingeno­mmenheit gegenüber der Regierungs­partei vor. Darum seien die Änderungen nötig. Zehntausen­de Slowaken, die zeitweise auf Kundgebung­en im ganzen Land gegen die Reform protestier­t haben, werfen Fico dagegen vor, Verbündete vor Ermittlung­en schützen zu wollen. Auch die EUKommissi­on und die Europäisch­e Staatsanwa­ltschaft haben sich besorgt über die Reformplän­e geäußert.

Der linkspopul­istische Langzeitpr­emier Fico war im Herbst für eine insgesamt vierte Amtszeit gewählt worden. Er boykottier­te sofort ihm unliebsame Medien, beendete die militärisc­he Unterstütz­ung der Ukraine und kündigte an, weitere EU-Sanktionen gegen Russland zu blockieren. (ag.)

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[AFP ] Donald Trump bei einem Wahlkampfa­uftritt: Am anstehende­n „Super Tuesday“winkt ihm der Sieg über Konkurrent­in Nikki Haley.

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