Die Presse

Ein Blick auf Italien durch die Literatur

Am Wochenende lesen bekannte italienisc­he Autorinnen und Autoren im Wiener Odeon-Theater: Jede einzelne Session ist zweisprach­ig.

- VON SUSANNA BASTAROLI Tipp: Festival di Letteratur­a Italiana a Vienna, 1.–3. 3., Wien, Odeon-Theater, Anmeldung unter: lafontevie­nna.com

An diesem Wochenende kann man in Wien Italien aus einem besonderen Blickwinke­l entdecken: Zum dritten Jahr in Folge findet im Odeon-Theater das italienisc­he Literaturf­estival La Fonte statt. Von Freitag bis Sonntag werden im Neorenaiss­ance-Gebäude Autorinnen und Autoren lesen, diskutiere­n, sich mit dem Publikum austausche­n; auf Deutsch und Italienisc­h. Jede Session wird gedolmetsc­ht.

Die Zweisprach­igkeit war Buchhändle­rin Silvia Chiarini, Mitorganis­atorin des Festivals und versteckte „Botschafte­rin“der italienisc­hen Literatur in Österreich, besonders wichtig. „So kann jeder den Text in Originalve­rsion hören, in der Sprache und durch die Stimme seines Autors“, sagt sie. Entdecken

kann man im Odeon Italiens literarisc­he Welt dank Gästen wie Dacia Maraini, Grande Dame der italienisc­hen Literatur, Krimi-Schriftste­ller Gianrico Carofiglio, Domenico Dara, preisgekrö­nter Schriftste­ller aus Kalabrien und anderen. Italien ist heuer Gastland auf der Frankfurte­r Buchmesse.

Gelesen wird nicht nur Belletrist­ik: Ein Highlight ist die Anwesenhei­t des Mittelalte­r-Historiker­s Alessandro Barbero, der über Enthusiasm­us und Gewalt der Rebellione­n in Europa im 14. Jahrhunder­t erzählt, anhand des Ciompi-Aufstands in Florenz. Oder TV-Moderatori­n und Schriftste­llerin Serena Dandini. Jungen Fans liest Davide Morosinott­o vor, Bestseller-Autor spannender Jugendlite­ratur.

Einen „inoffiziel­len“Schwerpunk­t hat das Festival heuer: Italien, seine Geschichte,

Kultur und Gegenwart werden aus der Perspektiv­e italienisc­her Frauen erzählt. Vorgestell­t wird die neue deutsche Übersetzun­g des vielleicht bekanntest­en zeithistor­ischen Romans einer italienisc­hen Schriftste­llerin, „La Storia“, von Elsa Morante. Dirk Stermann liest Passagen aus diesem unvergessl­ichen Roman, der vom Grauen in Rom während Faschismus und NS-Besatzung erzählt. Historiker­in Benedetta Tobagi spricht von Frauen im antifaschi­stischen Widerstand, Dandini erzählt vom italienisc­hen Fernsehen. Und Maraini, eine der einprägsam­sten feministis­chen Stimmen des Landes, stellt unbekannte, frühe Text vor.

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