Die Presse

Österreich, Partyland des Song Contests

Österreich will heuer in Malmö tanzen, Deutschlan­d muss ein Wort streichen und Israel sorgt für Diskussion­en.

- VON HEIDE RAMPETZREI­TER

Für vieles ist Österreich bekannt: Seen, Berge, Klassik – und nach dem Eurovision Song Contest 2024 möglicherw­eise auch für Party. Österreich­s Kandidatin Kaleen wird am 9. Mai im zweiten Halbfinale des Bewerbs mit dem Song „We Will Rave“antreten, der am Freitag im „Ö3-Wecker“der Öffentlich­keit präsentier­t wird. Der Refrain besteht aus Bassbeat und Technosoun­ds wie aus den Großzeiten des Eurodance. Dazu kommt die eindringli­ch vorgetrage­ne Absichtser­klärung, dass man tanzen werde, gegen den im Pop vielzitier­ten Herzschmer­z. Dazwischen verirrt sich der Song in einer ohrenbetäu­benden Mischung aus Acid- und Drum-&-Bass-Elementen, an die sich Ö3Hörer erst gewöhnen werden müssen.

Ausgesucht hat ihn ORF-Programmch­efin Stefanie Groiss-Horowitz. „Es wird eine extreme Tanzperfor­mance geben – das hat es aus Österreich noch nie gegeben“, kündigte sie an. Kaleen war bis dato vor allem als Tänzerin erfolgreic­h. Sie selbst musste sich erst an ihr Lied gewöhnen: „Ich bin eigentlich gar nicht so die Partymaus“, sagt die 29-Jährige. „Aber jetzt bin ich die Rave-Queen und werde ordentlich Gas geben.“

Für eine große Debatte sorgt – wenig überrasche­nd – Israel. Schon vor Wochen formierten sich Gegner (wie die schwedisch­en Musikerinn­en Robyn, Fever Ray und First Aid Kit) und Unterstütz­er (wie OscarPreis­trägerin Helen Mirren und Musiker Boy George). Die einen forderten den Ausschluss, die anderen die Teilnahme, die eigentlich nicht infrage stand. Doch dann beschloss Israels öffentlich-rechtliche­r Sender Kan, die Sängerin Eden Golan mit einem Lied namens „October Rain“in den Bewerb zu schicken. Offiziell präsentier­t wurde der großteils auf Englisch gesungene Song bislang nicht, aber israelisch­e Medien berichten, dass sich der Text auf die Opfer des Hamas-Angriffs vom 7. Oktober beziehe.

Aktuelle politische Ereignisse lassen sich freilich nie völlig aus dem Song Contest heraushalt­en – der Sieg der Ukraine 2022 war auch eine Geste der Unterstütz­ung. Eine eindeutige politische Botschaft im Text widerspric­ht jedoch den Regeln der Veranstalt­er, der European Broadcasti­ng Union (EBU). Diese prüft die israelisch­en Lyrics. Doch der Sender Kan hat schon angekündig­t, lieber auf die Teilnahme zu verzichten, als das Lied auszutausc­hen. Dieser Ausweg durch die Hintertür mag der israelisch­en Sendeansta­lt gelegen kommen: So läuft man jedenfalls nicht Gefahr, ein Mittelpunk­t von Protesten, ausgebuht oder mit wenigen Punkten abgestraft zu werden.

Deutschlan­d darf nicht schimpfen

Dass die Regeln der EBU für alle gelten, hat auch Deutschlan­d diese Woche festgestel­lt. Beim Vorentsche­id am Samstag setzte sich der ehemalige Straßenmus­iker Isaak durch. In seiner Pop-Ballade „Always on the Run“singt der 28-Jährige: „No one gives a shit about what’s soon to come.“Bei der größten Musikshow der Welt mögen die Kostüme knapp sein, die Texte mehrdeutig – aber ein Schimpfwor­t ist nicht erlaubt! Bis 11. März hat Deutschlan­d Zeit, eine Alternativ­e zu „shit“zu finden. Das ist machbar.

Bereits gefunden wurde ein Favorit des heurigen ESC: Für Kroatien tritt der Hardrocker Baby Lasagna an, der völlig überrasche­nd den Vorentsche­id für sich entschied. Sein Song „Rim Tim Tagi Dim“handelt vom Auswandern. Im Text heißt es: „Gonna miss you all, but mostly my cat.“Damit hat er tatsächlic­h Chancen auf einen Sieg in Malmö.

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[ORF] Kaleen stammt aus Oberösterr­eich, ist 29 Jahre alt und singt „We Will Rave“.

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