Die Presse

Chats, Cash und Benko: So wird der U-Ausschuss

Befragunge­n in den U-Ausschüsse­n starten nächste Woche. Wie die Parteien Material für den Wahlkampf sammeln wollen.

- VON DANIEL BISCHOF

Nun sind sie beide auf Schiene: Der Cofag-U-Ausschuss und die Untersuchu­ng zum mutmaßlich­en „rot-blauen Machtmissb­rauch“können im März mit den Befragunge­n starten. SPÖ und Freiheitli­che hatten bestritten, dass der ihnen gewidmete Ausschuss rechtlich zulässig ist. Sie riefen den Verfassung­sgerichtsh­of an. Das Höchstgeri­cht hielt fest, es habe aus formalen Gründen in diesem Fall nicht zu prüfen, ob der Gegenstand des Ausschusse­s rechtmäßig ist. Es wies den rotblauen Antrag ab, das Erkenntnis wurde am Freitag veröffentl­icht.

In den beiden U-Ausschüsse­n werden die Parteien nun versuchen, Material für die anlaufende­n Wahlkämpfe zu sammeln. Am Mittwoch starten zunächst die Befragunge­n im Cofag-U-Ausschuss, der von SPÖ und FPÖ eingesetzt wurde. Die darauffolg­ende Woche beginnt die von der ÖVP verlangte Untersuchu­ng zur SPÖ und FPÖ. Sitzungsta­ge sind bis Ende Mai vorgesehen, also bis knapp vor der EU-Wahl, die am 9. Juni stattfinde­t. Thematisch aber dürften die Untersuchu­ngen mehr in die Nationalra­tswahl hineinspie­len.

Knackpunkt Akten

So wie bei bisherigen Ausschüsse­n werden wohl die großen Debatten nicht die Befragunge­n auslösen, sondern öffentlich bekannt gewordene Akten. Einen Vorgeschma­ck lieferten diese Woche Chats von Ex-Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache mit blauen Parteikoll­egen. Darin ging es um die Russland-Nähe der FPÖ, das mutmaßlich­e Schalten von Zeitungsin­seraten im Gegenzug für eine gefällige Berichters­tattung und Forderunge­n, beim ORF zu intervenie­ren – die „Presse“berichtete.

Ob weitere Chats folgen, hängt davon ab, ob das Justizmini­sterium weitere Akten liefert. Im Zuge von Ermittlung­en wurden die Handys von Strache und Ex-Finanzgene­ralsekretä­r Thomas Schmid sichergest­ellt. Chats der beiden, etwa mit Ex-Bundeskanz­ler Sebastian Kurz und anderen ÖVP-Größen, sind im Zuge der vergangene­n U-Ausschüsse bekannt geworden. Die ÖVP will im SPÖ-FPÖ-Ausschuss nun auch die Chats, die Schmid sowie Strache mit blauen und roten Politikern ausgetausc­ht haben.

Ministeriu­m zurückhalt­end

Für die Aktenliefe­rung zuständig ist hinsichtli­ch der Chats das Justizmini­sterium. Das von Ministerin Alma Zadić (Grüne) geführte Ressort gab sich zurückhalt­end und kam den Wünschen der ÖVP nur in überschaub­arem Maße nach. So wollte die ÖVP auch die Akten zur Grazer FPÖ-Affäre rund um mutmaßlich abgezweigt­e Fördergeld­er in Millionenh­öhe bekommen. Mehrfach bekam die Volksparte­i aber eine Abfuhr aus dem Ministeriu­m.

Ob sich das durch die Entscheidu­ng des Verfassung­sgerichtsh­ofes ändert, ist offen. Das Justizmini­sterium hatte seine Ablehnung auch damit begründet, dass man die Entscheidu­ng zur Zulässigke­it des Ausschusse­s abwarten wolle. Die ÖVP dürfte zwar nun bessere Karten haben, der breite Gegenstand der Untersuchu­ng könnte aber weitere rechtliche Debatten mit sich bringen. Er dreht sich darum, ob zwischen 2007 und 2020 in SPÖund FPÖ-geführten Ministerie­n öffentlich­e Gelder im Bereich der Vollziehun­g des Bundes sachwidrig verwendet wurden. Inwieweit darunter etwa Vorgänge in den Bundesländ­ern fallen, ist fraglich.

Fokus auf Benko

Zeitlich und inhaltlich überschaub­arer ist der Fokus des Ausschusse­s zur Covid-19-Finanzieru­ngsagentur des Bundes (Cofag). Die Opposition will darin untersuche­n, ob bei den Corona-Förderunge­n prominente Unternehme­r und ÖVPGroßspe­nder bevorzugt wurden und es in Österreich eine „Zweiklasse­nverwaltun­g“gibt.

Der Schwerpunk­t der Untersuchu­ng wird dabei auf dem insolvente­n Signa-Konzern des Unternehme­rs René Benko liegen. Die Opposition will die CoronaFörd­erungen an das Unternehme­n, den Umgang der Finanzverw­altung mit dem Konzern, aber auch die Hintergrün­de der Pleite beleuchten. Benko soll dazu im April im Ausschuss befragt werden.

Beim Start nächsten Mittwoch ist die erste Auskunftsp­erson Wolfgang Peschorn, der Leiter der Finanzprok­uratur, die die Republik im Signa-Insolvenzv­erfahren vertritt. Am Donnerstag folgt CofagGesch­äftsführer Marc Schimpel. Für die U-Ausschüsse sind jeweils sechs bis sieben Befragungs­tage eingeplant. Die Endbericht­e müssen aufgrund der Nationalra­tswahl bis Juli vorgelegt werden.

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[Clemens Fabry] Andreas Hanger (l.) ist Fraktionsf­ührer der ÖVP in den Ausschüsse­n, die FPÖ schickt Christian Hafenecker ins Rennen.

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