Die Presse

IWF: Im Immo-Sektor könnten Gefahren lauern

Der IWF empfiehlt Österreich Reformen – und einen genauen Blick auf den Immobilien­sektor.

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Am Freitag beendete der Internatio­nale Währungsfo­nds (IWF) seinen jährlichen Besuch in Österreich. Wie üblich haben die Ökonomen in ihrem Bericht eine Reihe von Empfehlung­en für Reformen parat. Zudem rät der IWF der Republik, sich den heimischen Gewerbeimm­obilienmar­kt genau anzusehen. Dieser dürfte sich zwar derzeit besser schlagen als andere Märkte in Europa oder in den USA. Allerdings könnten auch in Österreich noch Gefahren lauern.

„Für sich genommen scheinen die Probleme und Ausfälle bei Signa im Hinblick auf ihre Auswirkung­en auf die Finanzstab­ilität überschaub­ar zu sein“, sagte Kevin Fletcher, der die IWF-Mission zur Prüfung der österreich­ischen Wirtschaft leitete, am Freitag bei einer gemeinsame­n Pressekonf­erenz mit der Oesterreic­hischen Nationalba­nk.

Die zuständige­n Behörden in Österreich und anderen betroffene­n Ländern hätten die Lage bisher gut im Griff gehabt. „Die Frage ist jedoch, bis zu welchem Grad Signa ein Indikator für größere Probleme im gesamten kommerziel­len Immobilien­sektor ist“, so Fletcher.

In Österreich stehe der Sektor nicht so stark unter Druck wie in anderen Ländern, wo die Preise für Gewerbeimm­obilien unter hohen Leerstands­quoten und hohen Finanzieru­ngskosten leiden würden, daher wolle man das Thema nicht überbewert­en. „Aber ich denke, der Fall Signa zeigt, dass dies ein Bereich ist, in dem es wichtig ist, dass die Finanzaufs­ichts- und Regulierun­gsbehörden in Europa und den USA ein wachsames Auge darauf haben.“

Zudem sei der Gewerbeimm­obilienmar­kt ein Bereich, wo es Lücken in den verfügbare­n Daten gebe. Das mache eine komplette Bewertung der breiteren Risiken schwierige­r. Der IWF weist außerdem darauf hin, dass der Anteil, den österreich­ische Banken an Gewerbeimm­obilienkre­diten haben – im dritten Quartal 2023 entfielen 20 Prozent aller Bankkredit­e in Österreich auf Kredite für Gewerbeimm­obilien –, im europäisch­en Vergleich hervorstec­he.

KIM-Verordnung nicht streng

Zum Wohnimmobi­lienmarkt hielt der IWF fest, dass Österreich an den aktuellen Standards für die Vergabe von Wohnkredit­en festhalten sollte. Diese seien als dauerhafte strukturel­le Maßnahme notwendig. Im internatio­nalen Vergleich seien die Regeln nicht über die Maßen streng, sondern aufgrund der großzügige­n Ausnahmeko­ntingente sehr flexibel. Lockerere Regeln würden dagegen die Leistbarke­it negativ beeinfluss­en, da die Wohnungspr­eise dann deutlich ansteigen würden. Eher sollte die Leistbarke­it durch mehr Angebot und Erleichter­ungen für neuen Wohnungsba­u weiter gefördert werden.

Der Gesamtwirt­schaft stellt der IWF ein gutes Zeugnis aus. Das Wachstum habe durch die Krisen zwar gelitten, soll aber heuer wieder an Fahrt aufnehmen. Für heuer sieht der IWF ein Wachstum von rund 0,5 Prozent, 2025 solle es dann auf 1,5 Prozent ansteigen. Wie schon in der Vergangenh­eit empfiehlt der IWF Reformen im Pensionssy­stem und einen Ausbau der Kinderbetr­euung, um die Frauenerwe­rbsquote zu erhöhen. Die Fiskalpoli­tik sollte auf einen nachhaltig­en Kurs zurückgebr­acht werden. (APA/jaz)

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