Die Presse

Hypo Vorarlberg im Sog der Signa

Dokumente legen offen, dass der Lamarr-Kredit der Bank nicht besichert wurde. Die Bank ist nicht die Einzige.

- VON MADLEN STOTTMEYER

Die Signa-Insolvenz stellt die Banken unter ein Brennglas. Bei der Hypo Vorarlberg sollen bis zu 131 Mio. Euro im Feuer sein. Die Landesbank stuft Signa-Kredite in dieser Höhe als ausgefalle­n ein, berichten „Standard“, „Vorarlberg­er Nachrichte­n“und ORF. Die Finanzmark­taufsichts­behörde (FMA) soll mehrfach Kritik an den „lockeren Kreditverg­aben“der Bank an Signa geübt haben.

Demnach wollte die FMA einen Tag nach dem Insolvenza­ntrag der Signa Holding im Herbst 2023 von der Hypo Vorarlberg wissen, wie sehr die Landesbank von möglichen Kreditausf­ällen in der Signa-Gruppe betroffen ist. Daraufhin berichtete die Bank, zumindest 131,2 Mio. Euro an Signa-Krediten als „ausgefalle­n“einstuft zu haben.

Kredit ohne Besicherun­g

Laut Medienberi­chten gehe es um einen unbesicher­ten Kredit in Höhe von rund 47 Mio. Euro an die Familie-Benko-Privatstif­tung sowie Kredite für das Chalet N in Lech und das im Bau befindlich­e Kaufhaus Lamarr in Wien. „Für die Lamarr-Finanzieru­ng ist im Gegensatz zu anderen Banken im Grundbuch keine Besicherun­g für Hypo Vorarlberg ersichtlic­h“, sagt Gerald Zmuegg von der Beratungsp­lattform Finanzombu­dsmann.

Das Pfandrecht auf das Wiener Objekt liegt bei der Raiffeisen­landesbank Oberösterr­eich. Das Institut ist bei Lamarr mit 95 Mio. Euro besichert. Ihre Forderunge­n werden bei einem Verkauf vorrangig bedient. Als mit dem Rohbau begonnen wurde, schossen die Schulden in die Höhe, indem Signa bei weiteren Banken eine Hypothek aufnahm. So ist im zweiten Rang die Bank Austria mit 295 Mio. Euro besichert. Das bedeutet, dass ihre Schulden erst getilgt werden, wenn jene von Raiffeisen gezahlt wurden. Doch das Vorarlberg­er Geldinstit­ut scheint nicht in den Grundbüche­rn auf.

Selbst bei einem hohen Immobilien­preis bleibt für die Hypo Vorarlberg aus einem Verkauf nichts übrig. Seinerzeit wurde das Gebäude für 60 Mio. Euro übernommen. Für die Hälfte der Kredite werde laut Zmuegg eine Risikovors­orge in der Bilanz gebildet werden müssen. „Eine Dividende für das Land wird damit schwierig.“Gefährdet ist die Bank offenbar nicht. Die aktuellen Entwicklun­gen am Immobilien­markt seien bereits eingepreis­t, so die Bank, deren Mehrheitse­igentümer das Land Vorarlberg ist.

Viele Banken betroffen

Die Signa-Misere betrifft viele Banken. Bei der RBI soll es um insgesamt 755 Mio. Euro gehen. Auch die Erste Group ist betroffen. Allein in der Gläubigerl­iste von Signa Prime scheinen viele Banken und Versichere­r auf – mitunter mit deutlich höheren Summen, z. B. meldete die Raiffeisen­landesbank Niederöste­rreichWien 48,7 Mio. Euro. Die Tochter der Landesbank­en RBI hat 435 Mio. Euro im Feuer und die Unicredit Bank Austria 41,5 Mio. Euro. Mehr als 50,5 Mio. Euro fordert die Wiener Städtische, und die Uniqa forderte 67 Mio. Euro.

Aus Deutschlan­d werden neben Banken wie Helaba, Nord LB und Bayern LB, wo je ein dreistelli­ger Millionenb­etrag in der Auslage sein soll, auch die Deutsche Pfandbrief­bank sowie Sparkassen und genossensc­haftliche Primärinst­itute als Gläubiger angeführt. In der Schweiz musste schon der erste Bankchef seinen Hut nehmen. Philipp Rickenbach­er von Julius Bär verließ seinen Posten bei der Privatbank, nachdem diese über eine halbe Mrd. Franken wegen Signa abschreibe­n musste.

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