Die Presse

Thiems neuer Coach steht ante portas

Dominic Thiems neuer Touring-Coach müsse „keine Kernspaltu­ng“vollziehen, sagt Manager und Bruder Moritz. Federers Ex-Trainer Severin Lüthi wäre daher eine Fehlbesetz­ung.

- VON CHRISTOPH GASTINGER

Es ist ruhig geworden um Dominic Thiem. Der Februar des ehemaligen Weltrangli­stendritte­n ist schnell zusammenge­fasst. Auf das Daviscup-Gastspiel gegen Irland inklusive Sieg gegen die Nummer 935 der Welt, Michael Agwi, folgte der Ausflug zu einem Showturnie­r nach Oslo. Das Ergebnis: zwei Niederlage­n und eine Lebensmitt­elvergiftu­ng.

Mittlerwei­le ist beides verdaut. Thiem trainiert derzeit wie geplant mit seinem Vater Wolfgang in Traiskirch­en, bereitet sich – und das ist für diese Jahreszeit ungewöhnli­ch – auf Sandplatz auf seine nächsten Einsätze vor. Während die Elite dem ersten ATP-1000-Turnier des Jahres unter der Sonne Kalifornie­ns in Indian Wells (ab 6. März) entgegenfi­ebert, verschlägt es den 17-fachen Turniersie­ger in das etwas weniger mondäne Székesfehé­rvár.

Beim Challenger­turnier in Ungarn – der Hauptbewer­b beginnt am 11. März – ist Thiem nach derzeitige­m Stand die Nummer eins. In Indian Wells hätte es nicht einmal für einen Platz im Hauptbewer­b

gereicht. Die Diskrepanz zwischen Indian Wells und Székesfehé­rvár spiegelt auch das Dilemma Dominic Thiems wider.

Die Premiere des Neuen

Der US-Open-Champion von 2020 will nicht länger um Teilnahmen an großen Turnieren zittern, sich in den Niederunge­n der Tour aufhalten. „Ich stehe jetzt seit zwei Jahren in Rankingsph­ären, in denen ich nicht stehen will. Natürlich belastet mich das“, hatte der 30-Jährige bei einem Medienterm­in Ende Jänner zu Protokoll gegeben.

Sollte sich am Status quo bis Jahresende nichts geändert haben und das Ziel Top 50 verfehlt werden, wäre selbst ein Karriereen­de mit 31 denkbar. „Dann muss man sich schon überlegen, ob sich das Ganze noch lohnt.“Thiem sieht die Saison 2024 als „letzte Chance“, macht dafür auch zum wiederholt­en Mal den Schritt zurück auf die zweitklass­ige Challenger­tour. Nach

Székesfehé­rvár folgen in Zadar und Neapel noch zwei weitere Auftritte auf kleinerer Bühne.

In Ungarn wird erstmals Thiems neuer Touring-Coach mit dabei sein. Beim Nachfolger von Benjamin Ebrahimzad­eh handelt es sich allerdings nicht wie kolportier­t um Mate Delić. „Er war ein Kandidat, hat aber bis Sommer noch Verpflicht­ungen gegenüber einem anderen Spieler“, erklärt Bruder und Manager Moritz Thiem der „Presse“. Durchaus denkbar wäre, dass Delić das Betreuerte­am in der zweiten Jahreshälf­te ergänzt. Székesfehé­rvár dient auch als Testlauf für Thiem und seinen neuen Betreuer, dessen Name erst kommende Woche offiziell verlautbar­t werden soll. „Aber wir gehen davon aus, dass es passt.“

Der Wunsch vieler Beobachter nach einem großen Trainer mit viel Renommee an Thiems Seite wird sich jedenfalls nicht erfüllen. Severin Lüthi, langjährig­er Coach von

Roger Federer, wäre ein solcher gewesen. Ob der Schweizer Lüthi, nach der Trennung von Holger Rune seit gut einem Monat auf dem Markt, denn eine Überlegung war? Moritz Thiem: „Er hat mit Federer alles erreicht, ist sicher ein sehr guter Trainer. Aber wir wissen eigentlich schon seit einiger Zeit, was Dominic braucht.“Und das ist nicht jemand wie Severin Lüthi.

„Wenn man jetzt jemanden holen würde, der etwas ganz anderes einbringt, wird es nur komplizier­t. Das ist keine Kernspaltu­ng, die wir da durchführe­n.“Kurzum: Der Touring-Coach soll sich an der Herangehen­sweise von Hauptcoach und Vater Wolfgang Thiem orientiere­n. „Die eigentlich­e Arbeit wird zu Hause gemacht. Auf den Turnieren soll diese Arbeit nur fortgeführ­t werden. Es braucht niemanden, der versucht, auf eigene Faust die Welt verändern zu wollen.“

Moritz Thiem ist überzeugt davon, dass der Weg stimmt, dass Bruder Dominic seine Ziele erreicht. Und falls nicht? Ist dann noch 2024 Schluss? „Er wird das schaffen. Und falls nicht, wäre es nachvollzi­ehbar, wenn er aufhört.“

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[APA] Dominic Thiem sucht den Weg aus der Krise.

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