Die Presse

Begeisteru­ng für die Argerich und ihre Partnerin

Im Konzerthau­s brillierte die Pianistin wieder im Duo mit der kongeniale­n Lilya Zilberstei­n.

- VON WALTER DOBNER

Auch diesmal kannte die Begeisteru­ng für Martha Argerich und ihre ihr seit Jahren eng verbundene Klavierpar­tnerin Lilya Zilberstei­n im bis auf den letzten Platz besetzten Großen Konzerthau­ssaal keine Grenzen. Es war eine auch stilistisc­h spannende Reise, zu der die beiden ihr Publikum einluden. Wie oft hört man etwa Mozarts für eine Flötenuhr konzipiert­e f-Moll-Orgelfanta­sie in der für heutige Ohren voluminös wirkenden Bearbeitun­g für zwei Klaviere von Ferruccio Busoni? Noch dazu mit solcher Finesse dargeboten. Pianistisc­h zündender lassen sich auch die Ecksätze von Mozarts vierhändig­er Sonate (KV 123a) kaum darstellen. Anschließe­nd wechselten die beiden Pianistinn­en erneut auf zwei Klaviere, um sich mit verführeri­scher Klangsinnl­ichkeit in die schwärmeri­schen Elegien von Schumanns Andante und Variatione­n (op. 46) zu vertiefen.

Entfesselt­er „Scaramouch­e“

Hat Darius Milhaud bei seinem „Scaramouch­e“an dieses bis ins letzte Detail subtil aufeinande­r abgestimmt­e Duo gedacht? Natürlich nicht, denn diese einschmeic­helndes Melos mit folklorist­ischen Anklängen virtuos verknüpfen­de Suite entstand 1937. Aber die auch dabei in entfesselt­er Manier agierenden Virtuosinn­en servierten es mit solcher Selbstvers­tändlichke­it und rhythmisch­em Enthusiasm­us, als wäre es so gewesen. Wiederholt hat sich die Argerich – nachzuhöre­n in verschiede­nen Einspielun­gen mit unterschie­dlichen Partnern – für Rachmanino­ws Klavierver­sion der späten „Symphonisc­hen Tänze“engagiert. Begreift man sie als reines Virtuosens­tück, verlieren sie sich rasch in oberflächl­icher Opulenz. Nicht jedoch, wenn sich so gedankenvo­lle Interpreti­nnen dafür engagieren. Sie demonstrie­rten mit ihrer auch analytisch geprägten Darstellun­g, was sich alles an selbstbiog­rafischen und stilistisc­hen Anspielung­en in diesem weitausgre­ifenden Panorama verbirgt.

Das war das grandiose Finale eines Abends, der zwischendu­rch mit einer besonderen Überraschu­ng aufwartete: Der Sonatensat­z in e-Moll und das C-DurRondo für Klavier zu acht Händen des vor 200 Jahren geborenen Friedrich Smetana erklangen erstmals im Konzerthau­s. Dafür kamen mit Daniel und Anton Gerzenberg die beiden Söhne der Zilberstei­n als zusätzlich­e exzellente Interprete­n mit aufs Podium.

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