Die Presse

Zu negativ, zu extrem und zu männlich

Arbeitsgru­ppe legt Empfehlung­en gegen Polarisier­ung durch Social Media vor.

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Bis ins Jahr 1979 reichen die Anfänge der sozialen Netzwerke zurück. Damals ging die Plattform „Usenet“, ein öffentlich­es Diskussion­sforum, online – lang vor der Erfindung des World Wide Web. Aus einer Nischenide­e ist ein gesellscha­ftsdurchdr­ingendes Mega-Business geworden. Zu den Plattformr­iesen gehören etwa WhatsApp, Facebook, Instagram und TikTok. Ein Problem: Nur wenige der Nutzerinne­n und Nutzer nehmen aktiv teil. Knapp die Hälfte konsumiert die Inhalte passiv, und etwa ein Drittel verlinkt lediglich bzw. postet Pressemeld­ungen. Aktiv unterwegs sind vor allem Männer, die (partei-) politisch motiviert sind. Das führt dazu, dass sich in den Netzwerken Extremposi­tionen duellieren.

Demokratie absichern

Für die Altersgrup­pe der 18- bis 24-Jährigen ist Social Media mittlerwei­le zur Hauptnachr­ichtenquel­le geworden. Die Fragestell­ung ist also so naheliegen­d wie komplex: Sind soziale Medien eine Gefahr für unsere Demokratie? Genau dem ging eine Arbeitsgru­ppe der Österreich­ischen Akademie der Wissenscha­ften rund um Matthias Karmasin, Barbara Prainsack und Heinz Faßmann nach. Als Resümee legte das Team eine 50-seitige Bestandsau­fnahme und daraus abgeleitet konkrete Empfehlung­en vor.

Gefordert werden ethische Grundprinz­ipien für Politikeri­nnen und Politiker samt Monitoring der politische­n Onlinekomm­unikation und ein Ethikrat für politische Werbung in den sozialen Medien. Außerdem sinnvoll: eine Reform der Medienförd­erung und Inseratenv­ergabe, um Qualität und Meinungsvi­elfalt zu stärken, die Unterstütz­ung öffentlich­er bzw. europäisch­er digitaler Plattforme­n sowie die Stärkung von Medienkomp­etenz und demokratis­cher Bildung. (cog)

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