Die Presse

Heute hätte sie 10.000 Likes

- Von Antonia Barboric Wer traf wen? Die Königin, die Kopfbedeck­ung? Tochter und Schwiegers­ohn? Reformen?

Manch eine(r) hat dieses Bild wohl in einer europäisch­en Stadt gesehen: Es zeigt eine Herrscherf­amilie, von der besonders die Frau ins Auge sticht. Die Art, wie sie auch andernorts dargestell­t ist – neben ihrem Gatten oder allein, in speziellen Posen, die sonst nur Männern vorbehalte­n waren –, lässt bis heute großen Raum für Spekulatio­nen, ebenso wie die Frage nach ihrer tatsächlic­hen Rolle in Staat und Gesellscha­ft. Ein Forscher formuliert­e es so: „Man wird keine zwei finden, die sich über diese Zeit einig sind.“

Dass die Familie sich erstmals im privaten Umfeld porträtier­en ließ, war eine Sensation, eine absolute Neuheit. Grenzen überschrei­tende Paparazzi kamen erst viel später, ebenso wie die sozialen Medien. Heute würde die Frau aber wohl ihre eigenen Kanäle betreiben, um sich im besten Licht darzustell­en.

Auf ihre Sonderstel­lung verweist ein weiteres Bild, auf dem sie eine spezielle Kopfbedeck­ung trägt, die zuvor nur einmal von einer Frau getragen wurde: der ersten Königin. Auf königliche Weise wollte auch der Mann seine Frau – die zwar nicht seine einzige, aber die bekanntest­e und wichtigste war – inszeniere­n. Letztlich sah er sich mit ihr und Gott in einer Art Triangel und setzte einige Reformen durch, die aber nicht allen Bürgern zusagten.

Das Paar hatte sechs Töchter; eines der Mädchen heiratete einen Verwandten, der dem Mann als Herrscher nachfolgte. Die Frau, nunmehrige Schwiegerm­utter, könnte dabei abermals in Erscheinun­g getreten sein: unter Pseudonym als kurzzeitig­e Herrscheri­n. Nachdem sie ebenfalls verstorben war, schmiss der junge Regent aber alles um und führte – vermutlich auf Drängen seiner Berater, die starken Einfluss auf ihn hatten – wieder alte Sitten und Gebräuche ein.

Auch von ihm gibt es Abbildunge­n. Ein Porträt zeigt ihn mit seiner Frau – überlebens­groß – in einem afrikanisc­hen Gotteshaus. Da die beiden öfter im liebevolle­n Umgang gezeigt wurden, wird angenommen, dass die Ehe eine gute war – doch ist das nicht gesichert, denn wie der Forscher oben schon sagte . . .

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