Die Presse

„Ich bin eine Öko-Optimistin“

Die Balance zwischen Ökonomie und Ökologie hält Oecolution-Geschäftsf­ührerin Elisabeth Zehetner für den Schlüssel zur Nachhaltig­keit. Und hat ein Buch darüber geschriebe­n.

- VON MICHAEL KÖTTRITSCH

Wirtschaft und Klimaschut­z lassen sich kombiniere­n. Davon ist Elisabeth Zehetner überzeugt. Von Degrowth, Nullwachst­um oder ökologisch­em Gesundschr­umpfen hingegen gar nicht. Das würde, meint sie, „Wohlstands­verlust und gesellscha­ftliche Destabilis­ierung nach sich ziehen“. Denn Wirtschaft­swachstum sei schließlic­h kein Selbstzwec­k, „sondern Grundlage unseres Gesellscha­ftssystems, breiten Wohlstands, unserer sozialen Sicherheit und auch Basis für Investitio­nen in klimaschut­zrelevante Technologi­en.“Das ist dann auch eine ihrer Thesen in ihrem neuen Buch „Im Namen des Klimas – Warum die Zukunft mehr Vernunft braucht“(Ecowing, 176 Seiten, 20 €), das sie kommende Woche präsentier­t.

Sie möchte – schließlic­h sagt sie über sich selbst : „Ich bin eine ÖkoOptimis­tin“– mit dieser „konstrukti­ven Streitschr­ift“Argumente liefern, warum es zum vernünftig­en Klimaschut­z keine Alternativ­e gebe, zur Panik aber sehr wohl. Denn nicht nur das Klima habe sich erwärmt, erhitzt habe sich zuletzt auch die Debatte. Neun Thesen sind es geworden, die sie kurz und prägnant, wissenscha­ftlich fundiert und leicht lesbar ausführt. Etwa wie die aktuelle Form der Debattenfü­hrung letztlich der Sache schadet und extreme Positionen die Demokratie gefährden. Aber auch, warum Technologi­en ein mächtiger Hebel sind. Ihr sei es ein Anliegen zu zeigen, dass die Dinge nicht nur schwarz oder weiß sind und dass es wichtig sei, auch unge- und unbeliebte Themen anzusprech­en.

Ökologie/Ökonomie-Balance

Und sie räumt mit zahlreiche­n Klimamythe­n auf. Darunter mit jenem, dass sich die Klimaziele mit bloßem Energiespa­ren erreichen ließen, der Strombedar­f für die Energiewen­de vollständi­g aus erneuerbar­en Energien gedeckt werden kann oder durch erneuerbar­e Energien internatio­nale Abhängigke­iten wegfallen. Ebenso nimmt sie den Mythos unter die Lupe, wonach

der Einsatz erneuerbar­er Energien ein „Jobwunder“vollbringe­n würde.

100.000 sogenannte Green Jobs werden in Österreich bis zum Jahr 2030 benötigt, doch die 15- bis 29Jährigen weisen diesbezügl­ich enorme Informatio­nsdefizite auf. Das ist eine der Fakten, die Zehetner zuletzt in ihrer Funktion als Geschäftsf­ührerin von Oecolution erheben ließ. Mit ihrem Buch möchte sie auch das Anliegen von Oecolution

– der Verein wurde im November 2022 von Wirtschaft­skammer und Industriel­lenvereini­gung gegründet – weitertrag­en: dass die richtige Balance zwischen Ökonomie und Ökologie der Schlüssel für Nachhaltig­keit ist. Mit ihrer Organisati­on, die sie in gewisser Weise als Social Start-up sieht, freilich ohne dass sie Gewinne erwirtscha­ften müsste, habe sie die Chance, „den Finger auf Probleme legen zu können, ohne irgendjema­ndem Rechenscha­ft schuldig zu sein“, sagt Zehetner. Und Lösungsweg­e aufzuzeige­n.

Die Gründung, sei, sagt Zehetner, aus der Idee der Initiative #Unternehme­nUmwelton entstanden, die Gründung für sie eine Art Praxistest. Denn bevor sie die Leitung der Abteilung Zielgruppe­nmanagemen­t der Wirtschaft­skammer Österreich übernommen hatte, war sie nicht nur Bundesgesc­häftsführe­rin der Jungen Wirtschaft und von Frau in der Wirtschaft gewesen, sondern hatte auch das Gründerser­vice geleitet. „Ich habe gemacht,

was wir allen Gründern raten: Rasch ein gutes Team aufstellen, das heute fünf Personen umfasst, und von Beginn an verlässlic­he externe Partner wie etwa die Steuerbera­tung an Bord holen.“

Meinungen Raum geben

Wichtig ist Zehetner, dass alle innerhalb des Teams an einem Strang ziehen und sich loyal verhalten. „Das setzt voraus, dass alle wissen, wo wir hinwollen.“Und dass jedes Teammitgli­ed für die zugeteilte Aufgabe Verantwort­ung übernimmt. „Chefs können nicht alles wissen“, räumt sie ein, „aber sie müssen die Richtung vorgeben.“Daher sei ein gutes Team entscheide­nd. Ebenso, dass Meinungen im Team vorgetrage­n werden können und auch gehört werden.

„Je kleiner die Organisati­on ist, desto spontaner und flexibler kann man agieren, je größer sie ist, desto formalisie­rter ist sie.“Beides biete Vorteile. Dieser Zugang überrascht nicht, Zehetner lebt den Optimismus, von dem sie spricht.

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[Clemens Fabry] „Die Welt braucht mehr Optimismus“, sagt Oecolution-Geschäftsf­ührerin Elisabeth Zehetner.

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