„Ich bin eine Öko-Optimistin“
Die Balance zwischen Ökonomie und Ökologie hält Oecolution-Geschäftsführerin Elisabeth Zehetner für den Schlüssel zur Nachhaltigkeit. Und hat ein Buch darüber geschrieben.
Wirtschaft und Klimaschutz lassen sich kombinieren. Davon ist Elisabeth Zehetner überzeugt. Von Degrowth, Nullwachstum oder ökologischem Gesundschrumpfen hingegen gar nicht. Das würde, meint sie, „Wohlstandsverlust und gesellschaftliche Destabilisierung nach sich ziehen“. Denn Wirtschaftswachstum sei schließlich kein Selbstzweck, „sondern Grundlage unseres Gesellschaftssystems, breiten Wohlstands, unserer sozialen Sicherheit und auch Basis für Investitionen in klimaschutzrelevante Technologien.“Das ist dann auch eine ihrer Thesen in ihrem neuen Buch „Im Namen des Klimas – Warum die Zukunft mehr Vernunft braucht“(Ecowing, 176 Seiten, 20 €), das sie kommende Woche präsentiert.
Sie möchte – schließlich sagt sie über sich selbst : „Ich bin eine ÖkoOptimistin“– mit dieser „konstruktiven Streitschrift“Argumente liefern, warum es zum vernünftigen Klimaschutz keine Alternative gebe, zur Panik aber sehr wohl. Denn nicht nur das Klima habe sich erwärmt, erhitzt habe sich zuletzt auch die Debatte. Neun Thesen sind es geworden, die sie kurz und prägnant, wissenschaftlich fundiert und leicht lesbar ausführt. Etwa wie die aktuelle Form der Debattenführung letztlich der Sache schadet und extreme Positionen die Demokratie gefährden. Aber auch, warum Technologien ein mächtiger Hebel sind. Ihr sei es ein Anliegen zu zeigen, dass die Dinge nicht nur schwarz oder weiß sind und dass es wichtig sei, auch unge- und unbeliebte Themen anzusprechen.
Ökologie/Ökonomie-Balance
Und sie räumt mit zahlreichen Klimamythen auf. Darunter mit jenem, dass sich die Klimaziele mit bloßem Energiesparen erreichen ließen, der Strombedarf für die Energiewende vollständig aus erneuerbaren Energien gedeckt werden kann oder durch erneuerbare Energien internationale Abhängigkeiten wegfallen. Ebenso nimmt sie den Mythos unter die Lupe, wonach
der Einsatz erneuerbarer Energien ein „Jobwunder“vollbringen würde.
100.000 sogenannte Green Jobs werden in Österreich bis zum Jahr 2030 benötigt, doch die 15- bis 29Jährigen weisen diesbezüglich enorme Informationsdefizite auf. Das ist eine der Fakten, die Zehetner zuletzt in ihrer Funktion als Geschäftsführerin von Oecolution erheben ließ. Mit ihrem Buch möchte sie auch das Anliegen von Oecolution
– der Verein wurde im November 2022 von Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung gegründet – weitertragen: dass die richtige Balance zwischen Ökonomie und Ökologie der Schlüssel für Nachhaltigkeit ist. Mit ihrer Organisation, die sie in gewisser Weise als Social Start-up sieht, freilich ohne dass sie Gewinne erwirtschaften müsste, habe sie die Chance, „den Finger auf Probleme legen zu können, ohne irgendjemandem Rechenschaft schuldig zu sein“, sagt Zehetner. Und Lösungswege aufzuzeigen.
Die Gründung, sei, sagt Zehetner, aus der Idee der Initiative #UnternehmenUmwelton entstanden, die Gründung für sie eine Art Praxistest. Denn bevor sie die Leitung der Abteilung Zielgruppenmanagement der Wirtschaftskammer Österreich übernommen hatte, war sie nicht nur Bundesgeschäftsführerin der Jungen Wirtschaft und von Frau in der Wirtschaft gewesen, sondern hatte auch das Gründerservice geleitet. „Ich habe gemacht,
was wir allen Gründern raten: Rasch ein gutes Team aufstellen, das heute fünf Personen umfasst, und von Beginn an verlässliche externe Partner wie etwa die Steuerberatung an Bord holen.“
Meinungen Raum geben
Wichtig ist Zehetner, dass alle innerhalb des Teams an einem Strang ziehen und sich loyal verhalten. „Das setzt voraus, dass alle wissen, wo wir hinwollen.“Und dass jedes Teammitglied für die zugeteilte Aufgabe Verantwortung übernimmt. „Chefs können nicht alles wissen“, räumt sie ein, „aber sie müssen die Richtung vorgeben.“Daher sei ein gutes Team entscheidend. Ebenso, dass Meinungen im Team vorgetragen werden können und auch gehört werden.
„Je kleiner die Organisation ist, desto spontaner und flexibler kann man agieren, je größer sie ist, desto formalisierter ist sie.“Beides biete Vorteile. Dieser Zugang überrascht nicht, Zehetner lebt den Optimismus, von dem sie spricht.