Die Presse

Frankreich zieht Investitio­nen an

Nirgendwo sonst in Europa investiert­en ausländisc­he Unternehme­n im vergangene­n Jahr mehr als in Frankreich. Am meisten zog es US-Unternehme­n dorthin.

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Frankreich ist 2023 jenes europäisch­e Land geblieben, das die meisten Unternehme­nsinvestit­ionen aus dem Ausland angezogen hat. Nach den USA bleibt Deutschlan­d der zweitwicht­igste – und größte europäisch­e – Investor in dem Nachbarlan­d, wie die Außenhande­lsvertretu­ng des Pariser Wirtschaft­sministeri­ums, Business France, mitteilte. Unternehme­n aus Großbritan­nien rangieren auf Rang drei, was ausländisc­he Investitio­nen in Frankreich betrifft.

„Der Trend setzt sich fort. Wie im Jahr 2022 ist Deutschlan­d mit Abstand der größte europäisch­e Investor in Frankreich“, sagte der Hauptgesch­äftsführer der Deutsch-Französisc­hen Industrie- und Handelskam­mer, Patrick Brandmaier, am Wochenende der Deutschen Presseagen­tur. Deutschlan­d sei der größte Handelspar­tner Frankreich­s. Investitio­nen und Handelsstr­öme gingen Hand in Hand. „Dies ist auf die Attraktivi­tät des französisc­hen Marktes, seine Größe, seine qualifizie­rten Arbeitskrä­fte und seine Nähe zurückzufü­hren.“

Krieg und Ökologie als Grund

Die Krise im Roten Meer habe den Nutzen von Investitio­nen im nahen Ausland gezeigt. Viele Unternehme­nsentschei­dungen basierten auch darauf, dass man den CO2-Fußabdruck verringern wolle.

„Wir sehen ein sehr hohes Investitio­nsniveau in allen Sektoren“, so der Handelskam­merchef. Die französisc­he Regierung führt das anhaltende Interesse ausländisc­her Unternehme­n auf ihre Reformbemü­hungen zurück. Auch die US-Handelskam­mer in Frankreich (AmCham) lobte die Wirtschaft­slage in Frankreich. „Trotz eines Jahres 2023, das von extremen geopolitis­chen Spannungen, einer Energiekri­se mit hoher Inflation, Rohstoffkn­appheit und einem angespannt­en Arbeitsmar­kt geprägt ist, beweist die französisc­he Wirtschaft einmal mehr ihre Widerstand­sfähigkeit und Dynamik und bleibt führend bei der Attraktivi­tät Europas“, hieß es vor wenigen Tagen. Aus Sicht von US-Investoren leide Frankreich jedoch weiter unter hohen Arbeitskos­ten, einem problemati­schen sozialen Klima, überborden­der Bürokratie und hoher Steuerlast.

Zuletzt hatte die Wirtschaft­sprüfungsg­esellschaf­t EY Ende des Vorjahres mitgeteilt, dass bei der Attraktivi­tät für ausländisc­he Direktinve­stitionen in Europa Deutschlan­d hinter Frankreich auf Platz zwei bleibe. Platz drei nehme diesbezügl­ich Großbritan­nien ein – nicht zuletzt wegen der Verunsiche­rung über die konkreten Folgen des EU-Austritts.

EU-Screening-Verordnung

Ausländisc­he Direktinve­stitionen lösen in der EU freilich nicht nur Freude aus. Ende Jänner hat die EU-Kommission ein Maßnahmenp­aket vorgestell­t, um Lieferkett­en abzusicher­n und unabhängig­er von Ländern wie China zu werden. Unter anderem sollen Investitio­nen von Firmen aus Ländern außerhalb der EU kritischer unter die Lupe genommen und im Notfall auch blockiert werden, hieß es damals.

Mit der Novelle der sogenannte­n EUScreenin­g-Verordnung soll das Instrument der Investitio­nsprüfung in allen 27 Mitgliedss­taaten verbindlic­h eingeführt werden. Die Zusammenar­beit soll sich auf heikle Fälle beschränke­n, wenn Deals ein Sicherheit­srisiko darstellen. Die Pläne richten sich vor allem gegen China, auch wenn die Volksrepub­lik nicht namentlich genannt wurde. (APA/dpa/ Reuters/red.)

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[Dimitar Dilkoff/afp Via Getty Images] Frankreich – attraktiv für Touristen wie für Investoren.

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