Die Presse

Amazon darf in den Dow Jones, Google und Meta nicht

Der traditions­reiche US-Leitindex wird auf sehr eigenwilli­ge Weise zusammenge­setzt. Langfristi­g scheint das aber nicht viel auszumache­n.

- VON BEATE LAMMER Email: beate.lammer@diepresse.com

Während alle nur von Nvidia reden, hat ein Tech-Riese der fast schon alten Schule einen ganz anderen Meilenstei­n geschafft: Amazon ist in den altehrwürd­igen Leitindex Dow Jones eingezogen, der nur 30 Werte umfasst, die nach Meinung des Indexkomit­ees am besten die US-Wirtschaft repräsenti­eren. Dafür musste die chronisch schwächeln­de Apothekenk­ette Walgreens Boots weichen.

Die Entscheidu­ngen des Komitees muten oft eigenwilli­g an. Apple, das seit 1980 an der Börse gehandelt wird, durfte erst 2015 in den Dow Jones. Google-Mutter Alphabet ist noch immer nicht drin. Zum Teil hat diese Technologi­eaversion mit den hohen Aktienprei­sen der Technologi­efirmen zu tun. Im Dow Jones, der auf altertümli­che Weise berechnet wird, haben nicht Unternehme­n mit großer Marktkapit­alisierung oder Streubesit­z viel Einfluss, sondern die mit hohem Kurs. Unternehme­n mit einem zu hohen Kurs könnten den Index zu stark verzerren. Doch nachdem die großen Technologi­efirmen in den vergangene­n Jahren zahlreiche Aktienspli­ts durchgefüh­rt haben, wäre der Weg in den Dow Jones nun frei. Dennoch sind von den Tech-Riesen bisher nur Microsoft, Apple und Amazon enthalten.

Nicht enthalten sind Nvidia, Alphabet und Meta – alle drei bringen es auf Börsenwert­e zwischen einer und zwei Billionen Dollar. Ebenfalls nicht enthalten sind Tesla oder Berkshire Hathaway, die Holding von Warren Buffett. Bei Letzterer ist wohl der hohe Aktienkurs von zuletzt 617.440 Dollar für die mit vollem Stimmrecht behaftete A-Aktie der Grund.

Im S&P 500 sind sie alle enthalten. Seit Jahresbegi­nn ist der S&P 500 mit 6,6 Prozent doppelt so stark gestiegen wie der Dow Jones mit 3,2 Prozent. Auch in den vergangene­n Jahren schlug sich der breit gefasste S&P besser als der Dow Jones: So warf der S&P in den vergangene­n 20 Jahren ein jährliches Kursplus von 7,8 Prozent ab, beim Dow Jones waren es nur 6,8 Prozent. In den 20 Jahren davor sah die Sache anders aus: Zwischen 1984 und 2004 brachten S&P-Aktien im Schnitt nur ein Kursplus von 10,5 Prozent, im Dow waren es 11,7 Prozent. Auf Sicht von 40 Jahren besteht zwischen den beiden Indizes kaum ein Unterschie­d. Beide haben ein jährliches Plus von knapp über neun Prozent gebracht.

Beste Aktie seit 40 Jahren ist in beiden Indizes Microsoft mit einer Ver-4664-Fachung. Auf kürzere Sicht gibt es Abweichung­en: Bester Dow-Wert auf 30-Jahre-Sicht ist Amazon (mal 1785), auf 20-Jahre-Sicht Apple (mal 425), auf Zehn-Jahre-Sicht wiederum Microsoft (mal elf). Der S&P kann mit stärkeren Ausreißern aufwarten: Red-Bull-Konkurrent Monster Beverage hat sich seit 30 Jahren ver-2148-facht und seit 20 Jahren ver-472-facht. Bester Wert seit zehn Jahren ist Nvidia mit einer Ver-173-Fachung. Doch Microsoft, Apple und Amazon finden sich stets unter den besten zehn.

Heuer findet sich unter den zehn besten S&P-Aktien kein einziger DowWert. Auf den ersten Plätzen liegen Nvidia (plus 61 Prozent), der Energiekon­zern Constellat­ion (42) und Meta (38). Da kann der Dow-Bestperfor­mer Disney mit 24 Prozent nicht mithalten.

Auch wenn der Dow derzeit hinterherh­inkt, ist es interessan­t zu beobachten, dass auf lange Zeit kein so großer Unterschie­d zwischen den beiden Indizes besteht. Ob man eine eigenwilli­ge Auswahl aus 30 Werten hat oder 500 nach Größe gewichtete Firmen, ist Geschmacks­sache. Hauptsache, man hat breit gestreut.

Nachdem die großen Technologi­efirmen zahlreiche Aktienspli­ts durchgefüh­rt haben, wäre der Weg in den Dow Jones nun frei. Dennoch sind von den Tech-Riesen bisher nur Microsoft, Apple und Amazon enthalten.

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