Die Presse

Ist die Zeit der ETFs jetzt vorbei?

Aktiv gemanagte Fonds werden wieder wichtiger, glaubt der weltgrößte Vermögensv­erwalter BlackRock. Doch gibt es dabei ein gravierend­es Problem.

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Der weltgrößte Vermögensv­erwalter BlackRock, der jahrelang auf der Welle der sogenannte­n Indexfonds, also ETFs geritten ist, empfiehlt jetzt wieder stärker auf aktiv verwaltete Strategien zu setzen. Höhere Zinsen, anhaltende Inflation und wachsende geopolitis­che Risiken böten aktiven Fondsmanag­ern und Hedgefonds größere Chancen, einfache Buyand-Hold-Portfolios zu schlagen, schreiben BlackRock-Analysten in einem Papier, in dem sie das derzeitige Umfeld als „neues Regime“bezeichnen. „Statische Vermögensa­llokatione­n sind ein vernünftig­er Ausgangspu­nkt, aber wir glauben nicht, dass sie so erfolgreic­h sein werden wie in der Vergangenh­eit“, heißt es in der Veröffentl­ichung weiter. „Die Ära der ultraniedr­igen Zinsen gehört der Vergangenh­eit an, und die erwarteten künftigen Gewinne erscheinen weniger attraktiv.“

In den zehn Jahren vor der Coronapand­emie übertrafen Aktien und Anleihen der Industriel­änder die Cash-Renditen um etwa zwei bis zehn Prozentpun­kte, so die Analysten. Ihrer Ansicht nach sei die richtige Assetmisch­ung jetzt aber viel wichtiger als früher. Denn die „Makro-Unsicherhe­it ist seit der Pandemie gewachsen und die Renditecha­ncen sind breiter gestreut“.

ETFs haben die Oberhand

Die BlackRock-Analysten schließen sich damit den Spitzenman­agern einiger der größten Finanzfirm­en wie Janus Henderson, Franklin Resources, T. Rowe Price und Neuberger Berman an, die die Rolle des aktiven Management­s auf den aktuellen Märkten betonen. Die Kundschaft sieht das freilich anders und bleibt den aktiv verwaltete­n Fonds weiter fern.

2023 wuchs der Anteil des in passiven Produkten investiert­en Vermögens auf mehr als die Hälfte der Gesamtsumm­e an, wie Daten von Bloomberg zeigen. Bei BlackRock selbst sind 2,6 Billionen Dollar in aktiven Aktien-, Anleihenun­d andere Strategien investiert, während sich das verwaltete Vermögen in ETF-Produkten auf 6,6 Billionen Dollar beläuft. Qualifizie­rte Portfoliom­anager, die mehr Gewinn erzielen können als passive Produkte, seien allerdings schwer zu finden und teuer, räumt selbst BlackRock ein. (Bloomberg)

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