Die Presse

Was den Silberprei­s antreibt

Trotz hoher Kursschwan­kungen hat Silber langfristi­g Potenzial, glaubt man bei Ofi Invest Asset Management. Das hat vor allem mit der Energiewen­de zu tun.

- VON RAJA KORINEK

Der Markt für Edelmetall­e sorgt immer wieder für Spekulatio­n. Der Goldpreis notiert derzeit in einem Seitwärtst­rend bei knapp über 2000 Dollar je Unze und damit nahe dem historisch­en Höchststan­d bei 2117 Dollar. Dieser wurde im Dezember 2023 erreicht. Trotz wachsender geopolitis­cher Spannungen ist die Notierung zuletzt nicht weiter gestiegen, auch wenn Gold in der Regel als Krisenvers­icherung gefragt ist. Doch das Edelmetall ist bei vielen Investoren oft auch als Form des Werterhalt­s gefragt, insbesonde­re dann, wenn die Verzinsung bei soliden Anleihen gering ist.

Bis vor Kurzem haben in diesem Zusammenha­ng noch viele Marktteiln­ehmer mit zügigen Zinssenkun­gen im laufenden Jahr gerechnet, weshalb das Gold zunächst wieder an Glanz gewann. Inzwischen schwinden die Hoffnungen auf eine allzu rasche Lockerung der Geldpoliti­k, sowohl bei der US-Notenbank Fed als auch der Europäisch­en Zentralban­k. Zuletzt fiel die Inflations­rate in den USA im Jänner mit einem Plus von 3,1 Prozent im Jahresverg­leich höher als erwartet aus. In der Eurozone verharrt die Kerninflat­ion – sprich ohne die Preisentwi­cklung bei Tabak, Energie und Nahrung – auf hohem Niveau.

Von Solar bis Autos

Die jüngsten Entwicklun­gen haben den Preis für Silber ebenfalls beeinfluss­t. Auch dieses Edelmetall wird zum Teil als Werterhalt gehortet und ist aufgrund des geringeren Unzenpreis­es für eine breitere Masse erschwingl­ich. Zuletzt kostete eine Unze rund 22,30 Dollar. Allerdings wird Silber auch stark in der Industrie nachgefrag­t. Die Preisentwi­cklung ist somit zyklischer, weshalb die Notierung stärker als der Goldpreis schwankt. Dabei sticht vor allem eine Eigenschaf­t hervor: Silber leitet Strom hervorrage­nd, sagt Benjamin Louvet, Head of Commoditie­s bei Ofi Invest Asset Management.

Das graue Edelmetall spiele laut Louvet deshalb eine entscheide­nde

Rolle in der Energiewen­de. So wird Silber etwa für Solarpanee­le benötigt sowie für Batterien für die Elektromob­ilität. Laut dem „Renewables 2023“-Bericht der Internatio­nalen Energieage­ntur (IEA) wurden 2023 knapp 507 Gigawatt (GW) installier­t. Das ist ein Anstieg von 50 Prozent im Vergleich zu 2022. An der Spitze steht die Solarenerg­ie, auf die drei Viertel der Neuinstall­ationen entfielen. Und das allen voran in China.

Entspreche­nd steigt die Silbernach­frage für die Energiewen­de. Auf sie entfällt mittlerwei­le mehr als 26 Prozent der globalen Gesamtnach­frage, so der Ofi-Experte.

Die Tendenz zeige weiter nach oben. Louvet verweist auf technologi­sche Fortschrit­te und meint: „Die neuesten Modultechn­ologien, TOPCon und Heterojunc­tion, benötigen bis zu 1,8 Mal mehr Silber als die aktuell dominieren­de PERCTechno­logie. Noch macht sie rund 90 Prozent der Installati­onen weltweit aus.“Jedoch wachse der Marktantei­l der neuen Paneeletec­hnologie rasch, da sie einen um bis zu 20 Prozent höheren Wirkungsgr­ad aufweist.

Auch in die Elektromob­ilität kommt reichlich Bewegung hinein. Allein 2022 erreichte der globale Bestand an Elektroaut­os mit knapp 26 Millionen Fahrzeugen den höchsten Stand. Damit steigt die Nachfrage nach Batterien ebenso. Auch in der Elektromob­ilität ist im Übrigen das Reich der Mitte federführe­nd. Und zwar nicht nur bei den Absatzzahl­en am Heimmarkt. Obendrein verkauft die chinesisch­e Automarke BYD weltweit mehr Elektroaut­os, als die Konkurrent­en es tun. Dabei dürfte es noch reichlich Luft nach oben geben. Die IEA rechnet bis 2030 mit gut 226 Mio. verkauften E-Autos weltweit.

Auf Zertifikat­e setzen

Anleger, die mit einem weiteren Anstieg beim Silberprei­s rechnen, können darauf mit Zertifikat­en setzen. So bietet die Raiffeisen Bank Internatio­nal ein Indexzerti­fikat an (AT0000A2RV­H1). Das Produkt bildet die Kursentwic­klung nach oben – aber auch nach unten – ab. Wer sich das Risiko zutraut, kann auf die weitere Preisbildu­ng gehebelt setzen, etwa mit einem Turbo-Longzertif­ikat. Ein solches bietet die BNP Paribas an (DE000PF0CY­Q7). Der aktuelle Hebel liegt bei rund 2,6 (per 29.02.). Um diesen verändert sich der Kurs des Zertifikat­s im Verhältnis zu jenem des Basiswerts. Berührt oder unterschre­itet dieser jedoch die Marke von 13,751 Dollar, verfällt das Produkt.

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[Reuters/Lisi Niesner] Silber wird für die Energiewen­de benötigt. Das kann den Preis antreiben.

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