Hat Hollywood einmal den Fußball entdeckt
Auch Stars haben Hobbys, fiebern mit ihren Klubs mit, helfen bei Transfers und Investments. Die Palette reicht von Elton John bis Taylor Swift – aber nicht jeder hat postwendend Erfolg. Wobei, Hauptsache der Trommelwirbel stimmt.
Ob Super Bowl, Tournee, Fanhorden, Liaison mit Kansas-City-Star Travis Kelce: Wo auch immer Taylor Swift auftaucht, rollen Dollars und wird das Umfeld hysterisch. Schwebt sie als Edelfan zu einem Spiel der Chiefs ein, schalten laut NBC zwei Millionen mehr Frauen ein. Von einem „Swift bump“ist bereits die Rede. Bessere Markenbotschafter gibt es nicht. Und genau das dachte sich jetzt auch das Management des schottischen Fußballklubs FC Motherwell.
Kürzlich sorgte man mit einem Fundraising-Video auf Social Media für Aufsehen. In dem Clip sagt ein frecher Junge in breitem schottischen Akzent „Taylor Swift gies some dosh.“Was so viel heißt wie: „Taylor Swift, gib etwas Geld!“
Motherwell hofft auf Swift
Der Traditionsverein, seit 2016 in Fanbesitz, war einst eine große Nummer im internationalen Fußball. 1927 schlugen die „Steelmen“Real Madrid mit 4:3, 1932 war man schottischer Meister. Doch das ist Schnee von gestern und weitere Erfolge Fehlanzeige. Auch das augenblickliche Genossenschaftsmodell trägt sich nicht selbst, und deshalb ist man auf der Suche nach einem Investor. Einem „mit weißen Zähnen und tiefen Taschen“, wie es ironisch in dem Werbeclip heißt. Für Klubchef Jim McMahon heißt die Ideallösung Taylor Swift: Die Sängerin könnte vor Spielen Konzerte geben und bekäme eine VIP-Loge – Kuchen inklusive. Ob das den Weltstar anlockt? Eher nicht.
Es gibt aber prominente Vorbilder, bei denen das geklappt hat. So haben die Hollywoodschauspieler Ryan Reynolds und Rob McElhenney 2020 für rund zwei Millionen Pfund den fünftklassigen walisischen AFC Wrexham übernommen. Sie waren primär nicht auf der Suche nach gutem Fußball, sondern einer guten Story: Ihr Engagement inszenierten sie als Doku auf dem Streamingdienst Disney+ („Welcome to Wrexham“). Seitdem wird die vormals beschauliche walisische Kleinstadt von US-Touristen geflutet, was nicht jedem Einheimischen gefällt. Doch der Sport schreibt die besten Geschichten.
Glamour mit Elton John
Schauspieler Michael B. Jordan stieg im Dezember 2022 als Teilhaber beim AFC Bournemouth ein – und designt das Trikot des PremierLeague-Klubs. Auf der Insel befindet sich der Marvel-Superstar in bester Gesellschaft unter prominenten Klubbesitzern wie Tom Brady (NFL-Ikone; Birmingham City) und Elton John. Der „Sir“ist Miteigentümer des FC Watford – 1976 beteiligte er sich mit 200.000 Pfund, um die Schulden des Vereins (mit ÖFB-Keeper Daniel Bachmann) zu tilgen. In den 1970ern investierte John bei den Los Angeles Aztecs, holte Größen wie George Best und Johan Cruyff an die Westküste. Erst als Popikone David Beckham 2007 bei LA Galaxy unterschrieb und Victoria die Ankunft zur RealityShow machte („Coming to America“), hielt der Glamour wieder Einzug im Soccer.
Dank einer Klausel, die ihm für 25 Millionen Dollar das Kaufrecht an einem MLS-Franchise sicherte, ist Beckham heute Miteigentümer von Inter Miami, in dessen Funktion er unter anderem Lionel Messi in die USA lockte und die MLS zu einem attraktiven Produkt aufwertete. Dass Apple für seinen Streamingdienst eine Doku über Messi produziert und der MLS in den nächsten zehn Jahren 2,5 Milliarden Dollar überweist, hat sich auch in den Hollywood Hills herumgesprochen. Schauspieler Matthew McConaughey ist seit Jahren Miteigentümer beim FC Austin. Der Oscarpreisträger gab sogar selbst den Einpeitscher und heizte bei Heimspielen im neugebauten „Q2-Stadium“als Trommler ein.
Sogar im Frauenfußball ist die Promi-Dichte hoch. So hat die Schauspielerin Natalie Portman mit Angel City FC ein eigenes Frauenteam in der National Women’s Soccer League (NWSL) gegründet, an dem auch Serena Williams, Jennifer Garner und Eva Longoria beteiligt sind. Portman ist mit dem hehren Ziel angetreten, mehr Gleichheit in die Fußballkultur zu bringen.
WM-Finale 2026 in New York
Mit Alexis Ohanian, dem Mitgründer des Onlineforums Reddit und Ehemann von Serena Williams, hat sie einen einflussreichen Investor gefunden. Angel City ist eine Art Spin-off von Hollywood, das die Weltverbesserungsfantasien des Silicon Valley mit sportlichen Zielen verbindet. Wenn Portman in der Oper von Sydney über Geschlechtergleichheit spricht, schwingen auch Pathos und Geld mit. Logisch, dass es auch hier eine Doku-Serie (HBO) gibt.
Allein, Taylor Swift wurde noch nicht beim Fußball gesichtet. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Spätestens, wenn 2026 die FußballWM in den USA, Mexiko und Kanada stattfindet, braucht es eine Werbebotschafterin. Ob das WM-Finale in New York sie so faszinieren wird wie der Super Bowl?