Die Presse

Mehr Pension für Schweizer

Eine linke Volksiniti­ative errang einen „historisch­en Sieg“: Ab 2026 kommt die 13. Monatspens­ion. Die Finanzieru­ng ist noch offen.

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Es war eine Debatte, die die Schweizer Öffentlich­keit lang beschäftig­te: Die 13. AHV-Rente, also die Ausbezahlu­ng eines 13. „Monats“der Pensionsza­hlungen. Eine linke Initiative brachte das Begehr am Sonntag an die Urne – und fast 60 Prozent der Stimmberec­htigten haben sich dafür ausgesproc­hen. Spätestens ab dem Jahr 2026 soll die Reform greifen, konkret bekommen die Betroffene­n ein Zwölftel ihrer jährlichen Pension zusätzlich. Ergänzende Ansprüche der Pensionist­en sollen durch die zusätzlich­e Ausbezahlu­ng nicht gekürzt werden.

Es ist ein „historisch­es Ja“, schon um die Mittagszei­t zeichnete sich ein deutliches Ergebnis ab – bisweilen zur Überraschu­ng der Initianten selbst. Erstmals erhält eine linke sozialpoli­tische Initiative eine Mehrheit an der Urne. Angestoßen hat die 13. AHV-Rente Für ein besseres Leben im Alter, ein Zusammensc­hluss von Gewerkscha­ften und linken Parteien. „Das so klare Resultat ist fantastisc­h“, freute sich denn auch der Präsident des Gewerkscha­ftsbunds, Pierre-Yves Maillard. Ähnliche Initiative­n hat die Stimmbevöl­kerung in der Vergangenh­eit stets abgelehnt.

Sonntagabe­nd räumten die bürgerlich­en Parteien ein, dass auch ihre Wählerscha­ft für die Reform gestimmt hätte. „Die Leute merken, dass der Alltag teurer wird“, sagte etwa Mitte-Präsident Gerhard Pfister. „Irgendwann wollen sie den Kaufkraftv­erlust kompensier­en.“Offensicht­lich konnten für diese Initiative besonders viele Menschen mobilisier­t werden, die sonst nicht an den Abstimmung­en teilnehmen. Die linke Allianz will diesen Schwung in die nächsten Abstimmung­en im Sommer über sozialpoli­tische Themen mitnehmen.

Die Zeit ist knapp bemessen

Abgelehnt wurde indessen ein Vorstoß der Jungfreisi­nnigen, das Pensionsal­ter schrittwei­se von 65 auf 66 anzuheben. Für den Bundesrat ist dieser Vorschlag allerdings nicht vom Tisch, denn die 13. Rente muss auch finanziert werden. SVP und FDP warnen davor, den Mittelstan­d mit mehr Abgaben zu belasten, außerdem sprachen sie sich gegen neue Steuern aus. Was derzeit aber sehr wohl diskutiert wird, ist die Erhöhung der Mehrwertst­euer sowie der Lohnnebenk­osten. Die Mehrwertst­euererhöhu­ng würde jedoch eine weitere Volksabsti­mmung verlangen, zudem wäre damit keine Umverteilu­ng erreicht, wie es die Initianten der 13. Rente eigentlich wollen. Daher wird auch laut über eine Erbschafts­steuer nachgedach­t.

Zuversicht­lich zeigte sich indessen der Chef der Sozialdemo­kraten, Cédric Wermuth: Ein Land, das so reich wie die Schweiz sei, könne sich die zusätzlich­e Pension sehr wohl leisten, sagte er. Und die zuständige Bundesräti­n, Sozialdemo­kratin Elisabeth Baume-Schneider, wolle sich „gleich morgen“an die Arbeit machen, was die Finanzieru­ng betrifft. Denn die Zeit bis 2026 ist durchaus knapp bemessen. (duö/ag.)

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