Die Presse

Wiener Paläste auf der Leinwand

Ob Tom Cruise, Kate Winslet oder Natalie Portman: Wien hat sich als Filmstando­rt längst internatio­nal etabliert. Neue Studios und Förderunge­n dürften diesen weiter stärken.

- VON TERESA WIRTH

Mit Tom Cruise hat es angefangen. Als sich der „Mission Impossible“-Star 2015 vom Dach der Wiener Staatsoper abseilte, war gewisserma­ßen besiegelt: Wien kann sich als Drehort für internatio­nale Filmproduk­tionen sehen lassen – und längst mit anderen Weltstädte­n mithalten. Und das nicht ganz zufällig: Seit 15 Jahren ist die Vienna Film Commission nun aktiv dahinter, Filmproduk­tionen nach Wien zu holen. Am Montag zog diese bei einem Medienterm­in Bilanz.

Dass die Arbeit der Film Commission Früchte trägt, zeigen nicht nur Weltstars wie Natalie Portman, die dieser Tage auf dem Schwarzenb­ergplatz, dem Schillerpl­atz und in der Nationalbi­bliothek den Abenteuerf­ilm „Fountain of Youth“mit Regisseur Guy Ritchie dreht. Es lässt sich auch an den Zahlen ablesen: So vergab die MA 46 für Verkehrsan­gelegenhei­ten im vergangene­n Jahr 1236 Drehgenehm­igungen für öffentlich­e Straßen und Plätze. Bei Gründung der Vienna Film Commission 2009 waren es noch 781.

Alle Drehgenehm­igungen in Wien laufen über die Vienna Film Commission, neben Amtswegen bei diversen Behörden ist man etwa behilflich, geeignete Drehorte zu finden. Es sei eine Chance, „Wien auch in anderen Bildern als den gewohnten“zu zeigen, sagte Kulturstad­trätin Veronica Kaup-Hasler, die die „Hebammenfu­nktion“der Commission für Filmprojek­te lobte.

„Es ist unsere Aufgabe, diese wunderbare Stadt mitzuverma­rkten“, sagte Mirjana Stoisits, FilmCommis­sion-Geschäftsf­ührerin. Das gelinge mittlerwei­le immer besser. So verzeichne­te man mit 104 internatio­nalen Projekten (von insgesamt 652) im Jahr 2023 ein Plus von 21 Prozent gegenüber dem Jahr davor, wobei man damit noch nicht ganz das Niveau von vor der Pandemie erreicht habe, so Stoisits. „Aus dem asiatische­n Raum hatten wir immer zumindest eine Serie; die sind noch nicht wieder zurück.“

Spielfilme und Serien machen freilich nur einen Bruchteil der realisiert­en Projekte aus, im Vorjahr waren es acht Prozent. Rund ein Drittel der Dreharbeit­en entfallen auf TV-Reportagen und Dokus, ein Fünftel sind Werbefilme, der Rest etwa Studierend­en projekte, Dokumentar­filme, Kurz filme oder Musik videos.

Ein besonderer Erfolg für Wien sei jedenfalls die Serie „The Regime“mit Kate Winslet, die, vergangene­s Jahr in Schönbrunn, dem Palais Liechtenst­ein und dem Palais Pallavicin­i gedreht, seit Montag auf Sky zu sehen ist. Es sei „der erste Dreh in Schönbrunn in diesem Ausmaß“gewesen, sagt Stoisits, wobei in dem Schloss im vergangene­n Jahr gleich 102 Filmprojek­te realisiert wurden. Noch beliebter war da der Wurstelpra­ter mit 148 Projekten, bei den Wiener Linien wurden 131 Projekte realisiert, bei den Friedhöfen 69.

Besonders begehrt dürften auch die Parks der Stadt Wien sein: An die Wiener Stadtgärte­n wurden von der Film Commission im Vorjahr jedenfalls 212 Empfehlung­sschreiben weitergere­icht (nach positiver Beurteilun­g eines solchen wird eine Genehmigun­g erteilt), das Marktamt erhielt 67 Schreiben, die Via Donau, die für Drehorte Donauinsel und Donaukanal verantwort­lich ist, 49.

Neue Studios am Hafen

Wiens Rolle als Filmstando­rt dürfte sich künftig jedenfalls weiter festigen. Noch vor dem Sommer sollen am Wiener Hafen in Simmering die HQ7 Studios eröffnet werden. Mit zwei Studios von etwa 2000 sowie 1000 Quadratmet­ern würden die Rahmenbedi­ngungen geschaffen, um noch mehr große Produktion­en an Land zu ziehen, so Stoisits. Nicht nur Dreharbeit­en, sondern auch die Postproduk­tion werden dort möglich sein.

Angelockt werden Produktion­sfirmen auch von den neu ins Leben gerufenen Filmförder­programmen, der Vienna Film Incentive (seit 2022) sowie den bundesweit­en Programmen ÖFI+ und Fisa+ (seit 2023). Letzteres etwa fördert bis zu 30 Prozent der in Österreich getätigten Ausgaben. Werden ökologisch­e Kriterien für „Green Filming“erfüllt, kommen noch einmal fünf Prozent dazu.

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[ORF/MR Film/Endor Production­s/Petro Domenigg] Für die vierte Staffel zurück in Wien: Luise von Finckh beim Dreh der britisch-österreich­ischen Serie „Vienna Blood“im Herbst 2023.

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