„Ich war immer der Kleinste“
Zaubern, Bauchreden und Comedy sind seine Werkzeuge. Niki Sedlak über Respekt, das Ziel seiner Shows und sein Herzensprojekt.
Ein wienerisch grantelnder Affe und Emil, der Drache: Das Scheinwerferlicht teilt sich Niki Sedlak alias Tricky Niki mit seinen Bauchrednerpuppen. Auch in seiner neuen Show „Größenwahn” sind die Publikumslieblinge mit dabei.
Die neue Show feiert heute, Dienstag, im Wiener Gartenbaukino Premiere. „Ausprobiert“hat Sedlak sie vorab in der Wiener Kulisse. Im Gespräch mit der „Presse“sprach Tricky Niki kurz vor Beginn der Vorpremiere von seinen Erwartungen: „Die Leute sollen ganz viel lachen, Spaß haben und diese Welt da draußen einfach mal für ein paar Stunden vergessen.”
Wie sehr das mitunter gelingt, zeigt eine Begegnung, die der Entertainer selbst wohl nie vergessen wird. „Im Kabarett Simpl ist vor vielen Jahren eine Dame zu mir gekommen und hat sich mit Tränen in den Augen für die Show bedankt“, erzählt Sedlak. Sie hat gesagt: ,Ich hab ein Jahr lang meine Wohnung nicht verlassen, meine Freundinnen haben mich heute gezwungen. Ich wollt gar nicht raus, ich hab Endstadium Krebs, ich hab nur noch ein paar Wochen. Aber du hast etwas geschafft, was ich seit vielen Jahren nicht mehr hatte. Ich hab für ein paar Stunden meine Krankheit komplett vergessen. Ich hab einfach nicht mehr dran gedacht.’”
Zaubern im AKH
Schon einem anderen, ganz besonderen Menschen hat der Entertainer in Zeiten schwerer Krankheit mit seinen Zaubertricks Freude geschenkt: Auch bei seiner eigenen Mutter wurde einst Krebs diagnostiziert. „Ich werde nie vergessen, wie sie im AKH die Chemotherapie bekommen hat, am Tropf gehangen ist und ich hab gezaubert.“Nach und nach seien Ärzte dazugestoßen, dann andere Patienten, „und auf einmal waren in diesem Zimmer 20 Leute und haben mir beim Zaubern zugesehen. Und diese doch sterile Spitalsatmosphäre war plötzlich weg, und es war schön.”
Zwölf Jahre hatten Sedlak und seine Mutter noch zusammen. Als sie verstarb, stürzte er sich noch tiefer in das Zaubertraining, um sich von seiner Trauer abzulenken. Die Früchte seines Durchhaltens konnte er ernten, als man ihm viermal den Zauberstaatsmeistertitel verlieh.
Und das, obwohl Sedlak erst vergleichsweise spät zu zaubern begonnen hat. Mit Anfang 20, wodurch sich auch sein Verhältnis zu Gleichaltrigen gebessert hat: „Ich bin früher immer gemobbt worden aufgrund meiner Größe. Ich war
immer der Kleinste und hab beim Bundesheer ausgeschaut wie ein 13-jähriger Bub.” Als er auf einmal verblüffende Zaubertricks vorführen konnte, habe das für Veränderung gesorgt: „Auf einmal war das Interesse da. Ich konnte etwas, was sonst keiner konnte, und da war plötzlich ein Respekt.”
Seine kleine Körpergröße nimmt Sedlak mit Humor: Die neue Show heißt nicht umsonst „Größenwahn”. Heute, 5. März, ist wie erwähnt im Wiener Gartenbaukino Premiere, danach werden weitere Bühnen in der Hauptstadt und im ganzen Land bespielt. Größenwitze ziehen sich von Anfang bis Ende durch die Show; neben der Mischung aus Comedy und gekonntem Bauchreden gibt es unter anderem verblüffende (Karten-)Tricks. Das Programm ist sehr interaktiv aufgebaut: „Die Leute, die zu
mir auf die Bühne kommen, verlassen die Show als Helden.” Sedlak selbst liebt seinen Job jedenfalls: „Ich fahr von den Shows heim und meine Akkus sind aufgeladen, weil ich dieses schönes Feedback und diese Energie vom Publikum bekomme.“
Das Konzept funktioniert generationenübergreifend: In der Vorpremiere saßen jedenfalls zehnjährige Buben, Pärchen in ihren 30ern und Seniorinnen und Senioren Seite an Seite. Im Rahmen des Abends berichtet der Entertainer dem Publikum auch von einem aktuellen Herzensprojekt: Er engagiert sich für den Therapiehof Regenbogental in Niederösterreich. „Die haben viele Profis dort und kümmern sich bei psychischen Problemen, bei Trauerfällen, bei Schmerz um Kinder und Familien.“
Zeit auf dem Therapiehof
Auf dem Hof in Leobersdorf gibt es eine Hospizwohnung und Pferde, aber auch Hunde, Katzen oder Ziegen. Bereits seit zwei Jahren hilft Sedlak dem Regenbogental. Er hat eine Charity-Gala organisiert, in die Shows nimmt er Spendenboxen mit. Und: Er selbst schaut nicht nur auf dem Therapiehof vorbei, um Spendenerlöse abzugeben, sondern verbringt dort auch regelmäßig Zeit, zaubert für die Kinder – und zeigt ihnen erste eigene Zaubertricks.