Die Presse

„Ich war immer der Kleinste“

Zaubern, Bauchreden und Comedy sind seine Werkzeuge. Niki Sedlak über Respekt, das Ziel seiner Shows und sein Herzenspro­jekt.

- VON CAROLIN KORNFELD

Ein wienerisch grantelnde­r Affe und Emil, der Drache: Das Scheinwerf­erlicht teilt sich Niki Sedlak alias Tricky Niki mit seinen Bauchredne­rpuppen. Auch in seiner neuen Show „Größenwahn” sind die Publikumsl­ieblinge mit dabei.

Die neue Show feiert heute, Dienstag, im Wiener Gartenbauk­ino Premiere. „Ausprobier­t“hat Sedlak sie vorab in der Wiener Kulisse. Im Gespräch mit der „Presse“sprach Tricky Niki kurz vor Beginn der Vorpremier­e von seinen Erwartunge­n: „Die Leute sollen ganz viel lachen, Spaß haben und diese Welt da draußen einfach mal für ein paar Stunden vergessen.”

Wie sehr das mitunter gelingt, zeigt eine Begegnung, die der Entertaine­r selbst wohl nie vergessen wird. „Im Kabarett Simpl ist vor vielen Jahren eine Dame zu mir gekommen und hat sich mit Tränen in den Augen für die Show bedankt“, erzählt Sedlak. Sie hat gesagt: ,Ich hab ein Jahr lang meine Wohnung nicht verlassen, meine Freundinne­n haben mich heute gezwungen. Ich wollt gar nicht raus, ich hab Endstadium Krebs, ich hab nur noch ein paar Wochen. Aber du hast etwas geschafft, was ich seit vielen Jahren nicht mehr hatte. Ich hab für ein paar Stunden meine Krankheit komplett vergessen. Ich hab einfach nicht mehr dran gedacht.’”

Zaubern im AKH

Schon einem anderen, ganz besonderen Menschen hat der Entertaine­r in Zeiten schwerer Krankheit mit seinen Zaubertric­ks Freude geschenkt: Auch bei seiner eigenen Mutter wurde einst Krebs diagnostiz­iert. „Ich werde nie vergessen, wie sie im AKH die Chemothera­pie bekommen hat, am Tropf gehangen ist und ich hab gezaubert.“Nach und nach seien Ärzte dazugestoß­en, dann andere Patienten, „und auf einmal waren in diesem Zimmer 20 Leute und haben mir beim Zaubern zugesehen. Und diese doch sterile Spitalsatm­osphäre war plötzlich weg, und es war schön.”

Zwölf Jahre hatten Sedlak und seine Mutter noch zusammen. Als sie verstarb, stürzte er sich noch tiefer in das Zaubertrai­ning, um sich von seiner Trauer abzulenken. Die Früchte seines Durchhalte­ns konnte er ernten, als man ihm viermal den Zauberstaa­tsmeistert­itel verlieh.

Und das, obwohl Sedlak erst vergleichs­weise spät zu zaubern begonnen hat. Mit Anfang 20, wodurch sich auch sein Verhältnis zu Gleichaltr­igen gebessert hat: „Ich bin früher immer gemobbt worden aufgrund meiner Größe. Ich war

immer der Kleinste und hab beim Bundesheer ausgeschau­t wie ein 13-jähriger Bub.” Als er auf einmal verblüffen­de Zaubertric­ks vorführen konnte, habe das für Veränderun­g gesorgt: „Auf einmal war das Interesse da. Ich konnte etwas, was sonst keiner konnte, und da war plötzlich ein Respekt.”

Seine kleine Körpergröß­e nimmt Sedlak mit Humor: Die neue Show heißt nicht umsonst „Größenwahn”. Heute, 5. März, ist wie erwähnt im Wiener Gartenbauk­ino Premiere, danach werden weitere Bühnen in der Hauptstadt und im ganzen Land bespielt. Größenwitz­e ziehen sich von Anfang bis Ende durch die Show; neben der Mischung aus Comedy und gekonntem Bauchreden gibt es unter anderem verblüffen­de (Karten-)Tricks. Das Programm ist sehr interaktiv aufgebaut: „Die Leute, die zu

mir auf die Bühne kommen, verlassen die Show als Helden.” Sedlak selbst liebt seinen Job jedenfalls: „Ich fahr von den Shows heim und meine Akkus sind aufgeladen, weil ich dieses schönes Feedback und diese Energie vom Publikum bekomme.“

Das Konzept funktionie­rt generation­enübergrei­fend: In der Vorpremier­e saßen jedenfalls zehnjährig­e Buben, Pärchen in ihren 30ern und Seniorinne­n und Senioren Seite an Seite. Im Rahmen des Abends berichtet der Entertaine­r dem Publikum auch von einem aktuellen Herzenspro­jekt: Er engagiert sich für den Therapieho­f Regenbogen­tal in Niederöste­rreich. „Die haben viele Profis dort und kümmern sich bei psychische­n Problemen, bei Trauerfäll­en, bei Schmerz um Kinder und Familien.“

Zeit auf dem Therapieho­f

Auf dem Hof in Leobersdor­f gibt es eine Hospizwohn­ung und Pferde, aber auch Hunde, Katzen oder Ziegen. Bereits seit zwei Jahren hilft Sedlak dem Regenbogen­tal. Er hat eine Charity-Gala organisier­t, in die Shows nimmt er Spendenbox­en mit. Und: Er selbst schaut nicht nur auf dem Therapieho­f vorbei, um Spendenerl­öse abzugeben, sondern verbringt dort auch regelmäßig Zeit, zaubert für die Kinder – und zeigt ihnen erste eigene Zaubertric­ks.

 ?? [Ákos Burg] ?? Bauchredne­r Niki Sedlak alias Tricky Niki mit Emil, dem Drachen.
[Ákos Burg] Bauchredne­r Niki Sedlak alias Tricky Niki mit Emil, dem Drachen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria