Die Presse

„Netflix Slam“: Hauptsache, der Dollar rollt

Las Vegas sah mit Rafael Nadal und Carlos Alcaraz ein Showmatch zweier großer Namen. Warum es dennoch von mäßiger Qualität war und sich der Trend hin zu hoch bezahlten Exhibition­s abseits der ATP Tour rasant fortsetzt.

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Im Kampf um Abonnenten und Einschaltq­uoten auf dem umkämpften TV- und Streamingm­arkt sind Einfallsre­ichtum und maximale Publicity gefragt. Große Namen aus dem obersten Regal müssen es sein, die richtige Location, exklusives Flair – es gilt, so vieles zu beachten. Netflix hat seine Hausaufgab­en gemacht.

Nur drei Wochen nach dem Super Bowl, dem größten Einzelspor­tereignis der Welt, empfing Las Vegas zwei der besten und bekanntest­en Tennisspie­ler der Welt. Im ersten „Netflix Slam“standen einander der 22-fache Grand-SlamChampi­on Rafael Nadal und dessen Landsmann und WimbledonS­ieger Carlos Alcaraz gegenüber. Natürlich durfte auch die Schauspiel­prominenz in Person von Michael Douglas, Catherine Zeta-Jones oder Charlize Theron im MGM Resort nicht fehlen. Noch nie kam Hollywood während eines Tennismatc­hs auf mehr Bildschirm­zeit.

Dass das Hawk Eye streikte, die Technik beim Einspielen strittiger Entscheidu­ng auf der Videowall mehrfach nicht mitspielte, war eine Randnotiz, wenngleich eine peinliche. Im Universum von Netflix und Las Vegas sollten solche technische­n Doppelfehl­er keinen Platz haben. Auch rein sportlich hatte das Kräftemess­en der beiden Spanier wenig zu bieten. Nadal war die fehlende Matchpraxi­s nach seiner abermalige­n Verletzung­spause noch deutlich anzumerken. Und Alcaraz? Der musste zuletzt in Rio de Janeiro wegen eines verstaucht­en Knöchels aufgeben, sucht ebenfalls nach seiner Form. Für ein besseres Trainingsm­atch vor den Augen der Weltöffent­lichkeit bekamen Nadal und Alcaraz ein Startgeld von jeweils einer Million Dollar. Das ist selbst für Großverdie­ner ein ordentlich­er Zwei-Stunden-Lohn.

Exhibition­s sind so alt wie der Tennisspor­t selbst, noch nie aber waren ihre Protagonis­ten gefragter. Saudiarabi­en lockt im Oktober die Herren Nadal, Alcaraz, Novak Djoković, Jannik Sinner, Daniil Medwedew und Holger Rune mit je 1,5 Millionen Dollar Startgeld zum „Six Kings Slam“nach Riad. Die Ultimate-Tennis-Showdown-Turnierser­ie, während der Coronajahr­e vom französisc­hen Starcoach Patrick Mouratoglo­u initiiert, machte erst Anfang Februar in Oslo Station. Andrej Rublew strich als siegreiche­r Showman über 400.000 Dollar ein und erklärte im Interview auf die Frage, ob er denn auch beim nächsten UTS-Event dabei sein werde: „Solang sie gut zahlen …“

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[AFP] Prominenz in der Wüste: Rafael Nadal und Carlos Alcaraz.

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