Freie Geschäfte in guten Lagen gesucht
Nach der Pandemie ist Wien von Aufbruchsstimmung geprägt. Das schlägt sich auch bei der Suche nach freien Lokalen nieder.
Gute Geschäftslokale in den inneren Bezirken sind gefragt. Diese Erfahrung machte auch Özlem Kilinc. Zwei Jahre dauerte ihre Suche nach einem idealen Standort für das Bistro „Kafe’de“, erzählt die Unternehmerin: „Entweder es war zu groß oder zu klein. Oder es war in einer Seitenstraße gelegen. Und wenn nicht, dann war mir die Miete zu teuer oder die Ablöse zu hoch.“Fündig wurde sie schließlich in der Liechtensteinstraße, wo sie im Jänner ihr Bistro eröffnete. Neben Kaffee, Tee und Snacks bietet Kilinc Frühstück und ein täglich frisch zubereitetes Mittagsmenü. Mal österreichisch, mal türkisch. Neben Krautrouladen und Rindsschnitzel können sich ihre Gäste auch auf Couscous mit Gemüse, Börek oder Baklava freuen. Schließlich ist „Kafe’de“türkisch, es heißt übersetzt schlicht „im Café“.
Verstärkte Nachfrage
Mit der längeren Suche nach einem perfekten Standort für den neuen Betrieb war Kilinc nicht allein. Wien ist in Österreich die Stadt mit den meisten Neugründungen von Unternehmen und das schlägt sich auch in verstärkter Nachfrage nach Lokalen nieder. Über 3200 Betriebe und Personen haben nach einer Auswertung des Standortservices der WK Wien im Vorjahr Geschäftslokale gesucht. Das ist ein Plus von 26 Prozent. Besonders gefragt sind die inneren Bezirke, während in den Außenbezirken mit Ausnahme des 15. Bezirks das Angebot die Nachfrage übersteigt. Bei den Leerständen liegt Wien derzeit sogar unter den üblichen Werten. „Wien ist eine Metropole mit einem bunten Mix und viel Bezirkskolorit in der Erdgeschoßzone“, freut sich Margarete Gumprecht, Obfrau Sparte Handel der WK Wien.
Wie bedeutend ein perfekter Standort für den Erfolg ist, war auch der Hörakustikerin Veronica Nica bei der Lokalsuche bewusst. Ihr war es wichtig, in einem Bezirk zu sein, in dem Dienstleistungen hoch geschätzt werden, berichtet sie: „Ich habe ein halbes Jahr gesucht, im 1., 3. und im 8. Bezirk.“Fündig geworden ist die Unternehmerin schließlich in der Josefstadt, wo sie ihr Geschäft mit dem Namen „Hörspiel“eröffnete. Dort will sie helfen, die Freude am Hören wiederzuentdecken: „Gut hören zu können, bedeutet für Menschen jeden Alters eine riesengroße Verbesserung der Lebensqualität“, sagt Nica, die als diplomierte Pädakusterin auch für Kinder mit Hörverlust individuelle Lösungen bietet.
Standortservice der WK Wien
Hörakustikerin Nica hat bei der Suche nach ihrem Geschäft auch auf die Unterstützung des kostenfreien Standortservices der WK Wien gesetzt. Leistungen wie die Standortanalysen, die umfassende Informationen zu Passantenfrequenz, Kaufkraft, Wohnbevölkerung, Einzugspotenzial oder Infrastruktur bieten, sind nicht nur für junge Unternehmer wie Nica eine wichtige Hilfe. Die digitale Wirtschaftslandkarte Ecogis der WK informiert sogar über Aktuelles wie Baustellen, Widmungsverfahren oder über die Park- und Ladesituation sowie Radwege und Busverkehr.
Ein Bezirk, der in puncto Geschäftslokalen hervorsticht, ist die Landstraße. Die Nachfrage dort ist heute die vierthöchste in Wien – ein Platz, den sich der Bezirk ex aequo mit der Leopoldstadt (2. Bezirk) teilt. Andererseits gibt es im 3. Bezirk auch die meisten freien Lokale. „In den guten Lagen sind freie Geschäfte schnell weg, und in weniger guten dauert es eben eine Weile“, beschreibt WK-Wien-Bezirksobmann Klaus Brandhofer die Situation. Wichtig sei es, diese Nebenlagen zu attraktiveren, meint er: „Denn wenn ein Areal an Attraktivität verloren hat, ist es schwierig, die Lage wieder zu drehen.“Zu bieten hat der 3. Bezirk einiges. Die Kaufkraft liegt über dem Gesamtdurchschnitt der Bundeshauptstadt. Und die Konsumenten kaufen hier sehr bewusst ein. „Wir haben hier viele treue Kunden“, freut sich der WKW-Bezirksobmann.