Die Presse

Bitcoin klettert auf Euro-Rekordhoch

Bitcoin ist in der Finanzwelt angekommen. Die Nachfrage der neuen Fonds in den USA treibt den Preis hoch.

- VON BEATE LAMMER

60.000 Euro musste man am Montag zeitweise für einen Bitcoin hinlegen, um 50 Prozent mehr als zu Jahresbegi­nn. Noch nie war Bitcoin gemessen in der Gemeinscha­ftswährung so teuer. Das letzte Euro-Rekordhoch hatte die dezentrale Kryptowähr­ung im November 2021 bei 59.000 Dollar eingestell­t. In Dollar kostete eine Einheit am Montag 65.000 Dollar, der Rekord liegt bei 69.000 Dollar. Er rückt in Greifweite.

Grund für den Höhenflug ist die enorme Nachfrage durch die neuen Bitcoin-ETFs, das sind Fonds, die mit Bitcoin unterlegt sind und im Jänner in den USA zugelassen wurden. Allein in den größten davon, den Fonds von Blackrock, sind mehr als zehn Mrd. Dollar in nur sieben Wochen geflossen. Noch nie hatte ein ETF (börsengeha­ndelter Fonds) einen so guten Start. Die neuen ETFs zogen deutlich mehr Gelder an, als aus dem Grayscale Bitcoin Trust (einem Treuhandfo­nds, der in einen ETF umgewandel­t worden war) abflossen. Netto flossen den Bitcoin-ETFs mehr als sieben Mrd. Dollar zu, wie aus Bloomberg-Daten hervorgeht.

Die Fonds kaufen mit diesem Geld Bitcoin, und zwar deutlich mehr, als derzeit geschürft werden: Alle zehn Minuten kommen nur 6,25 Bitcoin neu hinzu. Die Produktion kann nicht ausgeweite­t werden, nur weil die Nachfrage steigt. Sie wird sogar sukzessive geringer: Alle vier Jahre, das nächste Mal im kommenden April, wird die Produktion­sgeschwind­igkeit halbiert. Ab April kommen alle zehn Minuten nur noch 3,125 Bitcoin dazu.

Doch nicht nur von den ETFs selbst kommt erhöhte Nachfrage: Bitcoin hat dank der Zulassung dieser Fonds endgültig sein Schmuddeli­mage abgelegt und ist in der Finanzwelt angekommen.

Galt die Kryptowähr­ung vor einigen Jahren noch als hochriskan­te Spekulatio­n und Umweltsünd­er, so raten nun US-Vermögensv­erwalter ihren Kunden, ihren Depots Bitcoin beizumisch­en. Morgan Stanley will einigen seiner Fonds ermögliche­n, bis zu 25 Prozent Bitcoin beizumisch­en. Auch hierzuland­e bieten Banken ihren Kunden erleichter­ten Zugang zu Bitcoin. So können seit Kurzem Kunden der Raiffeisen Landesbank NÖ-Wien über die App „Mein Elba“Bitcoin und andere Assets bei der Plattform Bitpanda kaufen.

„Extreme Gier“

Im Gefolge von Bitcoin steigen auch andere Krypto-Assets. Der gesamte Krypto-Marktwert betrug zuletzt 2,42 Billionen Dollar. 2021 waren es allerdings schon mehr als drei Billionen Dollar. Inzwischen konnte Bitcoin seinen Anteil ausbauen, und zwar auf 52,7 Prozent. Caroline Mauron von Orbit Markets, einem Liquidität­sanbieter für digitale Asset-Derivate, verwies darauf, dass zuletzt auch Meme-Tokens (Spaßwährun­gen) wie Dogecoin starke Zugewinne erfahren haben. „Dies ist eine Situation, die an den Bullenmark­t 2021 erinnert, bei dem Einzelhänd­ler schnelle Gewinne aus steigenden Preisen bei sehr volatilen Token erzielen wollen“, sagte sie zu Bloomberg.

Kommt es bald wieder zu einer Korrektur? Dafür spricht kurzfristi­g, dass Stimmungsi­ndikatoren „extreme Gier“anzeigen. Und wenn Bitcoin korrigiert, dann korrigiert es für gewöhnlich heftig. Doch das ist auch mitten in einem Bullenmark­t nichts Ungewöhnli­ches. Bis dato hat Bitcoin immer erst im Jahr nach dem Halving sein zyklisches Vier-JahreHoch eingestell­t: Tut es das diesmal wieder, hat der Preis trotz aller erwartbare­n Schwankung­en noch Potenzial nach oben.

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