Die Presse

Wer wird Donald Trumps Vizepräsid­ent(in)?

Trump kann aus einem breiten Feld von Loyalisten wählen. Die Favoriten decken die Ränder seiner Basis ab.

- Von unserer Korrespond­entin ELISABETH POSTL

New York/Washington, D. C. Am Donnerstag lernen die USA eine Frau kennen, die sie möglicherw­eise in den kommenden vier Jahren noch öfter zu Gesicht bekommen werden. Katie Britt, Senatorin aus Alabama, wird da die republikan­ische Antwort auf Präsident Joe Bidens Rede zur Lage der Nation liefern. Und das politische Washington wird die 42Jährige mit Argusaugen beobachten.

Denn Britt, seit 2022 im Kongress, wird in konservati­ven Kreisen seit einigen Wochen als Donald Trumps Wunsch-Vizepräsid­entin gehandelt. Der ExPräsiden­t kann sich bei seiner neuerliche­n Kandidatur zwar auf eine Heerschar loyaler Republikan­er verlassen, die alle auf das Vizepräsid­entschafts­ticket spitzen. Doch Britt ist etwas anders. Und möglicherw­eise ist das der Grund, warum Politstrat­egen, Analysten, selbst Amtsträger darauf wetten würden, dass Trump ihr den Job geben will.

Gegenpol zu Biden

Sie mag aus einem zutiefst republikan­ischen Bundesstaa­t kommen, doch Britt legte einige Manöver hin, um in den Senat zu gelangen. So luchste sie Trump vor ihrer Wahl eine Unterstütz­ungserklär­ung ab, obwohl in Alabama eigentlich bereits ein „Make America Great Again“-Kandidat im Rennen war, und sagte Trump im

Gegenzug im Dezember ihre Unterstütz­ung für seine Präsidents­chaftskamp­agne zu.

Und das trotz ihrer bisherigen Karriere: Britt arbeitete schon vor ihrer eigenen Kandidatur für einen Senator aus Alabama. Sie kennt die US-Bundespoli­tik. Das „New York“-Magazin taufte sie jüngst eine „Sumpffigur“– wegen ihrer guten politische­n Kontakte und ihrer Nähe zu Unternehme­n und Lobbygrupp­en: „Britt ist jung, fotogen und aalglatt – und Teil des extremisti­schen Mainstream­s in ihrer Partei.“Tatsächlic­h ist sie die jüngste Republikan­erin, die jemals in den Senat gewählt wurde; sie ist mit einem früheren Football-Spieler verheirate­t; sie hat zwei Kinder im Schulalter.

Und neben ihrer offenen Liebäugele­i mit Trump und seiner Politik gehört sie dem informelle­n Beraterkre­is des republikan­ischen Senatsführ­ers, Mitch McConnell, an – der nicht unbedingt für Trumps Team spielt. Ihre Antwort auf Bidens Rede zur Lage der Nation wird Britts Feuertaufe auf der nationalen Bühne – Trump wird sie genau beobachten. Dass die Republikan­er Britt gegen Biden antreten lassen, hat auch optische Gründe: ihre jüngste Senatorin gegen den ältesten USPräsiden­ten.

Scott und Ramaswamy im Rennen

Britt mag zwar in konservati­ven Insider-Kreisen die Favoritin sein. Kommentato­ren in US-Medien nannten zuletzt aber häufig Tim Scott als möglichen Vizepräsid­entschafts­kandidaten. Der 58Jährige Senator aus South Carolina hatte seine eigene Präsidents­chaftskand­idatur längst beendet – und sich sofort Trump angebieder­t. Die beiden standen bei den vergangene­n Vorwahlen häufig gemeinsam auf der Bühne. Ein Zeichen? Trumps frühere Beraterin Kellyanne Conway empfahl ihrem Ex-Chef im Februar in einem „New York Times“-Kommentar, eine Person of Colour für die Rolle auszuwähle­n. Nicht, wie Conway meinte, um „Identitäts­politik à la Demokraten“zu machen, sondern um zu zeigen, dass Trumps Politik auch „Gewerkscha­fter, Unabhängig­e, Erstwähler, Veteranen, Latinos“, Amerikaner asiatische­r Herkunft und Schwarze mitmeine. Scott ist Afroamerik­aner, aber auch hier ist der Kandidaten­pool riesig. Vivek Ramaswamy, ebenfalls Kurzzeit-Präsidents­chaftskand­idat im Vorwahlkam­pf, hat sich etwa als Vizepräsid­ent positionie­rt.

Und dann gibt es noch die Kandidaten vom Rand der Partei. Niemand glaubt daran, dass Trump einer der extremisti­scheren Figuren der Republikan­er die Nummer zwei anbieten würde – etwa der kontrovers­iellen Kongressab­geordneten Marjorie Taylor Greene. Vorstellba­rer wäre stattdesse­n etwa Kari Lake: Die frühere Fernsehmod­eratorin ist telegen, doch anschmiegs­am ist sie nur auf den ersten Blick. Ihre Kandidatur für das Gouverneur­samt in Arizona war eine der radikalste­n und Trump-lastigsten, die das Land bisher erlebt hat.

Trump hält sich bedeckt über seine Auswahl. Ende Februar bestätigte er zwar, dass Scott und Ramaswamy auf seiner Shortlist stünden – doch es gebe weit mehr Kandidaten, die ihn interessie­rten. Seine Entscheidu­ng, meint Trump, würde gar keinen Einfluss auf die Wahl haben: Seine Unterstütz­er stimmen für ihn, so oder so.

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[Getty Images] Katie Britt, 42-jährige Senatorin aus Alabama, ist Favoritin republikan­ischer Insider.
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[Reuters] Senator Tim Scott, 58, aus South Carolina
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[AFP/Getty Images] Kari Lake aus Arizona, 54 Jahre

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