Wer wird Donald Trumps Vizepräsident(in)?
Trump kann aus einem breiten Feld von Loyalisten wählen. Die Favoriten decken die Ränder seiner Basis ab.
New York/Washington, D. C. Am Donnerstag lernen die USA eine Frau kennen, die sie möglicherweise in den kommenden vier Jahren noch öfter zu Gesicht bekommen werden. Katie Britt, Senatorin aus Alabama, wird da die republikanische Antwort auf Präsident Joe Bidens Rede zur Lage der Nation liefern. Und das politische Washington wird die 42Jährige mit Argusaugen beobachten.
Denn Britt, seit 2022 im Kongress, wird in konservativen Kreisen seit einigen Wochen als Donald Trumps Wunsch-Vizepräsidentin gehandelt. Der ExPräsident kann sich bei seiner neuerlichen Kandidatur zwar auf eine Heerschar loyaler Republikaner verlassen, die alle auf das Vizepräsidentschaftsticket spitzen. Doch Britt ist etwas anders. Und möglicherweise ist das der Grund, warum Politstrategen, Analysten, selbst Amtsträger darauf wetten würden, dass Trump ihr den Job geben will.
Gegenpol zu Biden
Sie mag aus einem zutiefst republikanischen Bundesstaat kommen, doch Britt legte einige Manöver hin, um in den Senat zu gelangen. So luchste sie Trump vor ihrer Wahl eine Unterstützungserklärung ab, obwohl in Alabama eigentlich bereits ein „Make America Great Again“-Kandidat im Rennen war, und sagte Trump im
Gegenzug im Dezember ihre Unterstützung für seine Präsidentschaftskampagne zu.
Und das trotz ihrer bisherigen Karriere: Britt arbeitete schon vor ihrer eigenen Kandidatur für einen Senator aus Alabama. Sie kennt die US-Bundespolitik. Das „New York“-Magazin taufte sie jüngst eine „Sumpffigur“– wegen ihrer guten politischen Kontakte und ihrer Nähe zu Unternehmen und Lobbygruppen: „Britt ist jung, fotogen und aalglatt – und Teil des extremistischen Mainstreams in ihrer Partei.“Tatsächlich ist sie die jüngste Republikanerin, die jemals in den Senat gewählt wurde; sie ist mit einem früheren Football-Spieler verheiratet; sie hat zwei Kinder im Schulalter.
Und neben ihrer offenen Liebäugelei mit Trump und seiner Politik gehört sie dem informellen Beraterkreis des republikanischen Senatsführers, Mitch McConnell, an – der nicht unbedingt für Trumps Team spielt. Ihre Antwort auf Bidens Rede zur Lage der Nation wird Britts Feuertaufe auf der nationalen Bühne – Trump wird sie genau beobachten. Dass die Republikaner Britt gegen Biden antreten lassen, hat auch optische Gründe: ihre jüngste Senatorin gegen den ältesten USPräsidenten.
Scott und Ramaswamy im Rennen
Britt mag zwar in konservativen Insider-Kreisen die Favoritin sein. Kommentatoren in US-Medien nannten zuletzt aber häufig Tim Scott als möglichen Vizepräsidentschaftskandidaten. Der 58Jährige Senator aus South Carolina hatte seine eigene Präsidentschaftskandidatur längst beendet – und sich sofort Trump angebiedert. Die beiden standen bei den vergangenen Vorwahlen häufig gemeinsam auf der Bühne. Ein Zeichen? Trumps frühere Beraterin Kellyanne Conway empfahl ihrem Ex-Chef im Februar in einem „New York Times“-Kommentar, eine Person of Colour für die Rolle auszuwählen. Nicht, wie Conway meinte, um „Identitätspolitik à la Demokraten“zu machen, sondern um zu zeigen, dass Trumps Politik auch „Gewerkschafter, Unabhängige, Erstwähler, Veteranen, Latinos“, Amerikaner asiatischer Herkunft und Schwarze mitmeine. Scott ist Afroamerikaner, aber auch hier ist der Kandidatenpool riesig. Vivek Ramaswamy, ebenfalls Kurzzeit-Präsidentschaftskandidat im Vorwahlkampf, hat sich etwa als Vizepräsident positioniert.
Und dann gibt es noch die Kandidaten vom Rand der Partei. Niemand glaubt daran, dass Trump einer der extremistischeren Figuren der Republikaner die Nummer zwei anbieten würde – etwa der kontroversiellen Kongressabgeordneten Marjorie Taylor Greene. Vorstellbarer wäre stattdessen etwa Kari Lake: Die frühere Fernsehmoderatorin ist telegen, doch anschmiegsam ist sie nur auf den ersten Blick. Ihre Kandidatur für das Gouverneursamt in Arizona war eine der radikalsten und Trump-lastigsten, die das Land bisher erlebt hat.
Trump hält sich bedeckt über seine Auswahl. Ende Februar bestätigte er zwar, dass Scott und Ramaswamy auf seiner Shortlist stünden – doch es gebe weit mehr Kandidaten, die ihn interessierten. Seine Entscheidung, meint Trump, würde gar keinen Einfluss auf die Wahl haben: Seine Unterstützer stimmen für ihn, so oder so.