Schutz vor Peking: USA verlegen Special Forces nach Taiwan
Laut Berichten sind amerikanische Green Berets nun permanent auf den taiwanesischen Kinmen-Inseln, nur wenige Kilometer vor der chinesischen Küste, stationiert. Sie sollen die demokratisch regierte Inselrepublik bei einer möglichen Invasion Chinas helfen.
Die Taiwan-Krise macht einen chinesischen Albtraum wahr: US-Militärs befinden sich nun direkt vor Chinas Haustüre. Amerikanische Spezialeinheiten, Green Berets, sind permanent auf den taiwanesischen KinmenInseln stationiert, nur knapp zehn Kilometer von Chinas Küste entfernt. Eine weitere Einheit wurde auf die Penghu-Inseln verlegt. Das schreiben taiwanesische Medien, die von Drei-Personen-Teams der Green Berets berichten.
Dass US-Spezialeinheiten Taiwans Militär trainieren, um es auf eine mögliche Invasion der Volksrepublik vorzubereiten, ist nicht neu: Seit einigen Jahren schon passiert das mehr oder weniger offiziell. Tsai Ing-wen gab 2021 als erste taiwanesische Präsidentin seit Jahrzehnten zu, dass US-Einheiten in der Inselrepublik aktiv sind. Doch bisher waren die US-Militärs nur (sehr regelmäßige) Besucher.
Die taiwanesische und die USRegierung kommentierten die Berichte nicht. Denn die Entwicklung ist brisant : Nach Ansicht Pekings ist Taiwan chinesisches Territorium. Staatschef Xi Jinping droht der demokratisch regierten Insel immer wieder mit gewaltsamer Wiedervereinigung und untermauert die Drohung mit Taten: Xi lässt vor Taiwan seine Volksbefreiungsarmee regelmäßig die Invasion der Insel üben. Fast täglich dringen chinesische Jets in Taiwans Luftverteidigungszone ein und Chinas Schiffe in Taiwans Gewässer. Der hybride Krieg ist schon längst im Gange: Das KP-Regime bombardiert den Inselstaat mit Desinformationskampagnen und Hackerangriffen.
Seit im Jänner der chinakritische Kandidat Lai Ching-te die Präsidentenwahl in Taiwan gewonnen hat, spitzt sich die Krise weiter zu. Ein Vorfall in Taiwans Gewässern nahm das mächtige China zum Anlass, um das kleine Taiwan noch stärker in die Zange zu nehmen: Vor wenigen Wochen drang wieder einmal ein chinesisches Fischerboot in taiwanesische Gebiete ein, um dort illegal zu fischen. Bei der Verfolgung durch Taiwans Küstenwache verunglückten zwei Fischer, Peking machte Taipeh dafür verantwortlich. Seitdem patrouilliert Chinas Küstenwache regelmäßig vor den zu Taiwan gehörenden Kinmen-Inseln vor China, Sicherheitsbeamte kontrollierten zuletzt ein chinesisches Touristenboot.
Taiwanesische Bastion
Die Nervosität auf beiden Seiten steigt. Zumal die Kinmen-Inseln, die nur wenige Kilometer vor Chinas Küste liegen, immer schon eine Bastion Taiwans gegen die Volksrepublik waren. Im Kalten Krieg kam es dort zu Schusswechseln zwischen den beiden Seiten. Bunker, Festungen und Tunnelsysteme sind Relikte dieser Vergangenheit.
Weil nun ausgerechnet auf den geopolitisch wichtigen Inseln USTruppen stationiert sind, nehmen die Spannungen weiter zu: China könnte die amerikanische Präsenz als „Besetzung“ihres eigenen Territoriums interpretieren.
Peking beruft sich beim Anspruch auf Taiwan auf eine UN-Resolution von 1971, laut der die Volksrepublik die einzige legitime Vertretung Chinas bei der UNO ist und die den Rauswurf Taiwans aus der UNO zur Folge hatte. Über den Status Taiwans sagt diese Resolution aber nichts.
Ambiguität über den Status half in den letzten Jahrzehnten, den Konflikt einzufrieren: China akzeptierte de facto den Status quo Taiwans als autonom regiertes Territorium, zweideutig positionierten sich die USA: Sie bekannten sich zur „Ein-China-Politik“, halfen zugleich Taiwan mit Waffen und Militärtraining. US-Präsident Joe Biden brach mehrmals mit der USHaltung der „strategischen Ambiguität“, indem er Taiwan im Falle eines chinesischen Angriffs Unterstützung zusicherte. Die permanente Stationierung von Truppen untermauert dies.
Der Kampf der Weltmächte um die Dominanz im Pazifik geht damit in die nächste Runde. Die massive Präsenz amerikanischer Streitkräfte in der Region ist China, das weite Territorien dort für sich in Anspruch nimmt, ein Dorn im Auge. Nicht nur sind US-Truppen unter anderem in Japan und Südkorea stationiert. Derzeit koordinieren die Amerikaner in der Region auch gleich mehrere Militärübungen: „Freedom Shield“mit Südkorea zur Abschreckung Nordkoreas. Und „Cobra Gold“in Thailand, an der 30 Länder und 10.000 Soldaten teilnehmen.
Das offizielle Ziel: „Stabilität im Indopazifik“. Der nicht namentlich genannte Feind: China.