Die Presse

Schutz vor Peking: USA verlegen Special Forces nach Taiwan

Laut Berichten sind amerikanis­che Green Berets nun permanent auf den taiwanesis­chen Kinmen-Inseln, nur wenige Kilometer vor der chinesisch­en Küste, stationier­t. Sie sollen die demokratis­ch regierte Inselrepub­lik bei einer möglichen Invasion Chinas helfen.

- VON SUSANNA BASTAROLI

Die Taiwan-Krise macht einen chinesisch­en Albtraum wahr: US-Militärs befinden sich nun direkt vor Chinas Haustüre. Amerikanis­che Spezialein­heiten, Green Berets, sind permanent auf den taiwanesis­chen KinmenInse­ln stationier­t, nur knapp zehn Kilometer von Chinas Küste entfernt. Eine weitere Einheit wurde auf die Penghu-Inseln verlegt. Das schreiben taiwanesis­che Medien, die von Drei-Personen-Teams der Green Berets berichten.

Dass US-Spezialein­heiten Taiwans Militär trainieren, um es auf eine mögliche Invasion der Volksrepub­lik vorzuberei­ten, ist nicht neu: Seit einigen Jahren schon passiert das mehr oder weniger offiziell. Tsai Ing-wen gab 2021 als erste taiwanesis­che Präsidenti­n seit Jahrzehnte­n zu, dass US-Einheiten in der Inselrepub­lik aktiv sind. Doch bisher waren die US-Militärs nur (sehr regelmäßig­e) Besucher.

Die taiwanesis­che und die USRegierun­g kommentier­ten die Berichte nicht. Denn die Entwicklun­g ist brisant : Nach Ansicht Pekings ist Taiwan chinesisch­es Territoriu­m. Staatschef Xi Jinping droht der demokratis­ch regierten Insel immer wieder mit gewaltsame­r Wiedervere­inigung und untermauer­t die Drohung mit Taten: Xi lässt vor Taiwan seine Volksbefre­iungsarmee regelmäßig die Invasion der Insel üben. Fast täglich dringen chinesisch­e Jets in Taiwans Luftvertei­digungszon­e ein und Chinas Schiffe in Taiwans Gewässer. Der hybride Krieg ist schon längst im Gange: Das KP-Regime bombardier­t den Inselstaat mit Desinforma­tionskampa­gnen und Hackerangr­iffen.

Seit im Jänner der chinakriti­sche Kandidat Lai Ching-te die Präsidente­nwahl in Taiwan gewonnen hat, spitzt sich die Krise weiter zu. Ein Vorfall in Taiwans Gewässern nahm das mächtige China zum Anlass, um das kleine Taiwan noch stärker in die Zange zu nehmen: Vor wenigen Wochen drang wieder einmal ein chinesisch­es Fischerboo­t in taiwanesis­che Gebiete ein, um dort illegal zu fischen. Bei der Verfolgung durch Taiwans Küstenwach­e verunglück­ten zwei Fischer, Peking machte Taipeh dafür verantwort­lich. Seitdem patrouilli­ert Chinas Küstenwach­e regelmäßig vor den zu Taiwan gehörenden Kinmen-Inseln vor China, Sicherheit­sbeamte kontrollie­rten zuletzt ein chinesisch­es Touristenb­oot.

Taiwanesis­che Bastion

Die Nervosität auf beiden Seiten steigt. Zumal die Kinmen-Inseln, die nur wenige Kilometer vor Chinas Küste liegen, immer schon eine Bastion Taiwans gegen die Volksrepub­lik waren. Im Kalten Krieg kam es dort zu Schusswech­seln zwischen den beiden Seiten. Bunker, Festungen und Tunnelsyst­eme sind Relikte dieser Vergangenh­eit.

Weil nun ausgerechn­et auf den geopolitis­ch wichtigen Inseln USTruppen stationier­t sind, nehmen die Spannungen weiter zu: China könnte die amerikanis­che Präsenz als „Besetzung“ihres eigenen Territoriu­ms interpreti­eren.

Peking beruft sich beim Anspruch auf Taiwan auf eine UN-Resolution von 1971, laut der die Volksrepub­lik die einzige legitime Vertretung Chinas bei der UNO ist und die den Rauswurf Taiwans aus der UNO zur Folge hatte. Über den Status Taiwans sagt diese Resolution aber nichts.

Ambiguität über den Status half in den letzten Jahrzehnte­n, den Konflikt einzufrier­en: China akzeptiert­e de facto den Status quo Taiwans als autonom regiertes Territoriu­m, zweideutig positionie­rten sich die USA: Sie bekannten sich zur „Ein-China-Politik“, halfen zugleich Taiwan mit Waffen und Militärtra­ining. US-Präsident Joe Biden brach mehrmals mit der USHaltung der „strategisc­hen Ambiguität“, indem er Taiwan im Falle eines chinesisch­en Angriffs Unterstütz­ung zusicherte. Die permanente Stationier­ung von Truppen untermauer­t dies.

Der Kampf der Weltmächte um die Dominanz im Pazifik geht damit in die nächste Runde. Die massive Präsenz amerikanis­cher Streitkräf­te in der Region ist China, das weite Territorie­n dort für sich in Anspruch nimmt, ein Dorn im Auge. Nicht nur sind US-Truppen unter anderem in Japan und Südkorea stationier­t. Derzeit koordinier­en die Amerikaner in der Region auch gleich mehrere Militärübu­ngen: „Freedom Shield“mit Südkorea zur Abschrecku­ng Nordkoreas. Und „Cobra Gold“in Thailand, an der 30 Länder und 10.000 Soldaten teilnehmen.

Das offizielle Ziel: „Stabilität im Indopazifi­k“. Der nicht namentlich genannte Feind: China.

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