Die Presse

Bahn-Chefs warnen vor Gigalinern

Einsatz der Riesen-Lkw zerstöre den Green Deal und den kombiniert­en Verkehr.

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Wien. Die Vorsitzend­en von den wichtigste­n europäisch­en Bahn-Cargo-Unternehme­n warnten am Dienstag in einer gemeinsame­n Pressekonf­erenz vor einer EU-weiten Zulassung für Gigaliner. Die über 25 Meter langen Laster, die deutlich mehr Transportv­olumen (157 statt 100 m3) fassen können als herkömmlic­he Lkw, würden letztlich zu höherem CO2-Ausstoß, mehr Unfällen und einer Einschränk­ung des kombiniert­en Verkehrs (Straße/Schiene) führen.

Mit Gigalinern werde zwar die Effizienz und Wettbewerb­sfähigkeit des Transports auf der Straße erhöht, aber zu hohen Kosten. Clemens Först, CEO der ÖBB Rail Cargo Group, verwies auf notwendige Milliarden­investitio­nen in die Straßeninf­rastruktur. Dabei sei der Transport auf der Schiene siebenmal energieeff­izienter als auf der Straße.

Als eine der größten Probleme nannten die Bahn-Chefs die mangelnde Kompatibil­ität von Gigalinern und Güterwagon­s für den kombiniert­en Verkehr. Statt beispielsw­eise Container auf der Schiene und für das letzte Stück auf der Straße zu transporti­eren, würden Frächter mit ihren Gigalinern Waren direkt an das Ziel liefern. Insgesamt sei mit einem Anwachsen des Verkehrs auf der EU-Straßen um 5,3 bis 10,5 Millionen Lkw-Fahrten zu rechnen.

Die Reform der EU-Richtlinie zu Höchstgewi­chten und Ausmaßen von Straßenfah­rzeugen öffnet den grenzübers­chreitende­n Verkehr erstmals für Riesen-Lkw. Allerdings nur zwischen Ländern, die diese bereits national zugelassen haben. Österreich zählt derzeit nicht dazu. Die skandinavi­schen Länder, Deutschlan­d, Niederland­e und weitere EU-Staaten erlauben hingegen Fahrten auf einem Teil ihrer Straßennet­ze. Über die Regelung wird noch vor dem Sommer im EU-Parlament und im Rat der EU abgestimmt. (wb)

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