Die Presse

Lorenz Böhler muss sofort geräumt und umgebaut werden

Die bestehende­n Mängel sind dem Brandschut­z-Gutachter zufolge im laufenden Betrieb nicht zu beheben.

- VON KÖKSAL BALTACI

Wien. Nach tagelangem Tauziehen und gegenseiti­gen Vorwürfen der Beteiligte­n inklusive kritischer Stellungna­hmen von Gesundheit­sminister Johannes Rauch (Grüne), Wiens Gesundheit­sstadtrat, Peter Hacker (SPÖ), Ärztekamme­rpräsident Johannes Steinhart und Med-Uni-WienRektor Markus Müller dürfte die Entscheidu­ng endgültig gefallen sein. Das AUVA-Traumazent­rum Wien-Brigittena­u, ehemals Unfallkran­kenhaus Lorenz Böhler, muss unverzügli­ch geschlosse­n und saniert werden. Die Brandschut­zvorgaben ließen eine andere Vorgehensw­eise nicht zu. Eine rasche Schließung sei unumgängli­ch, sagte Sachverstä­ndiger Erich Kern, der das entspreche­nde Gutachten verfasst hatte, gegenüber dem Ö1-„Morgenjour­nal“.

Nicht zu kompensier­en

deckung für diesen Standpunkt gab es unter anderem von der Ärztekamme­r und Stadtrat Peter Hacker. Die AUVA wiederum wies die Kritik bisher zurück.

Am Dienstag meldete sich die Generaldir­ektion erneut zu Wort und teilte mit, dass „die Verlagerun­g des Betriebs im Sinne der Sicherheit von Leib und Leben alternativ­los ist“. Durch das Beistellen eines Feuerwehrz­uges seien alle Personen, die sich noch im Gebäude befinden, bis zur endgültige­n Absiedelun­g in „höchstmögl­icher Sicherheit“. Die AUVA führt die groben Mängel auf Versäumnis­se bei Baumaßnahm­en vor mehr als 30 Jahren zurück. „Wir als AUVA stehen dazu, dass wir niemanden im Stich lassen, der unsere medizinisc­he Versorgung benötigt. Alle geplanten und akuten Operatione­n sowie notwendige Therapien werden an den alternativ­en Standorten durchgefüh­rt werden.“

Frist von einem Monat

Für die Absiedlung wurde nun eine Frist von einem Monat eingeräumt. In dieser Zeit hält die Berufsfeue­rwehr Wien beim Spital Bereitscha­ft. Die stationäre­n Leistungen werden während der Schließung im AUVA-Traumazent­rum Meidling und im AKH Wien erbracht. Eine Erstunters­uchungsamb­ulanz für Patienten, die selbst kommen, bleibt in der Brigittena­u bestehen. Zudem laufen laut AUVA Gespräche mit der Stadt Wien, um weitere Kapazitäte­n zu sichern. „Und selbstvers­tändlich ist keine Streichung von Stellen geplant.“

Die AUVA wolle nun rechtzeiti­g über alle bevorstehe­nden Schritte informiere­n, gesteht aber Fehler ein. „Aufgrund der Dynamik der vergangene­n Tage und diverser Fehlinform­ationen ist uns das nicht immer so gelungen, wie wir uns das vorstellen. Das bedauern wir ausdrückli­ch.“

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